Schüler motivieren Schüler zur Wahl
6. Mai 2009Sie wollen Jugendliche für Politik interessieren und ziehen dafür durch 80 Schulen in ganz Deutschland. In fünf Regionalteams fahren 20 junge Leute von der "Politikfabrik" und 80 Schüler durchs Land und moderieren an dreizehn Schultagen Diskussionen der Jungwähler mit Europaabgeordneten und Kandidaten. "Ich hoffe, mit der Kampagne Politiker und junge Menschen ein bisschen näher zusammenbringen zu können, weil wir alle häufig das Gefühl haben, dass sie doch weit auseinander stehen und nicht so richtig den Bezug zueinander haben", sagt Luise Baar von der "Politikfabrik". Dabei seien Politiker doch eigentlich dafür da, junge und alte Menschen zu vertreten.
Wer sich engagiert, kann etwas verändern
Wie man eine Debatte moderiert, haben die "Wahl-Gangster" beim Auftakt der "Euro Wahl Gang 09" in Berlin gelernt: Auf einem Workshop im Europäischen Haus Ende April haben die Jugendlichen das, was sie theoretisch gelernt haben, auch praktisch anwenden können. Die rund 200 Jugendlichen debattierten mit Spitzenkandidaten der Parteien zur Europawahl.
Die wichtigste Frage dabei: Warum soll man zur Wahl gehen? Eine Antwort wusste der Präsident des Europäischen Parlaments Hans-Gert Pöttering: "Selbst wenn die Welt heute noch nicht so ist, wie ihr sie euch vorstellt: Engagiert euch und dann werdet ihr sie sicher etwas besser machen, als sie heute ist." So sei das auch mit den Kompetenzen des Parlaments gewesen, erzählt er. 1979 hatte es keine Gesetzgebungskompetenzen – und heute sei es ein wirklich einflussreicher und mächtiger Gesetzgeber. Man könne also etwas ändern.
Der Weg zur Wahl
Bereits zum vierten Mal ist die Wahl Gang mit einer solchen Kampagne unterwegs, um Jugendliche zu motivieren. Auch vor der Bundestagswahl 2002 war die "Politikfabrik" in Schulen unterwegs. "Dieses Konzept hat sich bisher sehr gut bewährt", sagt Gregor Scheppan vom Vorstand der "Politikfabrik". Im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin beispielsweise haben bei der Wahl 2002 zehn Prozent mehr Jungwähler gewählt als bei der Wahl 1998. "In den darauf folgenden Jahren haben wir immer sehr positives Feedback vor allem von den Schülern bekommen, dass sie jetzt auf jeden Fall zur Wahl gehen wollen", sagt er.
Die Veranstalter von der "Politikfabrik" wollen die jungen Menschen nicht zwingen, zur Wahl zu gehen. Sie möchten ihnen klar machen, warum sie wählen sollen. "Meine persönliche Motivation ist, dass ich etwas bewegen will. Da habe ich zwei Möglichkeiten: Ich kann selbst in die Politik gehen, das ist nicht so meine Sache, oder ich kann Leute wählen und ihnen dadurch sozusagen ein Mandat geben, für mich zu arbeiten", erklärt Scheppan.
Pläne für die nächste Wahl
Die "Euro Wahl Gang 2009" wird zum großen Teil von der Europäischen Kommission gesponsert und von der Robert-Bosch-Stiftung mitfinanziert. Nach der Europawahl im Juni wird die Kampagne überprüft und die Schüler, die am Projekt teilgenommen haben, werden in einer Online-Umfrage befragt. Die "Politikfabrik" plant aber schon die nächste Kampagne: zur Bundestagswahl am 27. September 2009.
Autorin: Marika Adamovská
Redaktion: Julia Kuckelkorn
Weitere Information:
- Die Studie "Eurobarometer" hat in einer Befragung im Januar und Februar 2009 herausgefunden, dass ein Viertel der Europäer zwischen 15 und 24 Jahren bei den Europawahlen nicht wählen gehen.
- 69 Prozent der befragten jungen Europäer wusste nicht, wann die Europawahl überhaupt stattfindet.