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Wachstums-Schwäche in der tschechischen Wirtschaft

16. November 2001

-Experten fordern Senkung der Leitzinsen in Tschechien

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Prag, 15.11.2001, PRAGER ZEITUNG, deutsch

Tschechiens Wirtschaft wächst langsamer als gewohnt: Im September legte die Bauindustrie im Vorjahresvergleich um 3,6 Prozent zu, gegenüber dem Vormonat war gar ein Minus von 0,2 Prozent zu verzeichnen. Die Industrieproduktion nahm im September im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres nur um 1,1 Prozent zu, einige Branchen meldeten rückläufige Zahlen: Ein Minus von 10,1 Prozent wurde bei der Herstellung von Transportfahrzeugen ausgemacht, die Papierproduktion sank um 7,2 Prozent. Die Verbraucherpreise blieben im Oktober im Vergleich zum September unverändert, im Vorjahresvergleich lag vergangenen Monat die Inflation bei 4,7 Prozent.

"Noch Anfang September, nach dem Attentat auf die Vereinigten Staaten nahmen die Ökonomen an, dass ein langsameres Wirtschaftswachstum der weltweit größten Wirtschaft und eine bedeutsame Abkühlung in Europa nicht schnell auf die tschechische Wirtschaft durchschlagen werde, die in diesem Jahr beständig wuchs. Als Argument führte man neue Produktionskapazitäten und die erhöhte Konkurrenzfähigkeit tschechischer Waren auf den Auslandsmärkten an. Heute zeigt sich, dass auch Tschechien nicht gegen äußere Einflüsse immun ist", so umschrieb die Wirtschaftszeitung "Hospodarske noviny" die nunmehr veränderte Lage. Analyst Ivo Nejdl von der Raiffeisenbank spricht von einer "dramatischen Abkühlung", eine Belebung könne man erst im zweiten Halbjahr 2002 erwarten.

Einer Umfrage der "Hospodarske noviny" zufolge plädiert eine Mehrheit der Prager Analysten dafür, dass die Tschechische Nationalbank die Leitzinsen senkt. Das sieht auch Finanzminister Jiri Rusnok so: "Meiner persönlichen Meinung nach sollten die Zinsen sinken. Aber darüber entscheidet die unabhängige Zentralbank und ich respektiere das."

Nachdem die tschechische Nationalbank zunächst erfolgreich versucht hatte, durch massive Verkäufe der Krone die eigene Währung - im Interesse der exportorientierten heimischen Wirtschaft - zu schwächen, legte die Krone vorige Woche wieder zu, am Wochenende pendelte sie sich zwischen 33,30 und 33,40 für einen Euro ein. Die Finanz-Experten der Bank "Komercni banka" meinen, wenn die 33,30-Marke durchbrochen werde, könne die Krone wieder ihren historischen Höchststand von 33,17 erreichen. Die tschechische Währung ist ihrer Meinung nach derzeit immun gegen schlechte Nachrichten aus der heimischen Wirtschaft. Für eine langfristig starke Krone sprechen die zahlreichen Privatisierungsvorhaben, bei denen ausländische Investoren große Geldmengen in Kronen umtauschen müssen. (...) (ykk)