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Waffen aus dem Genlabor

Daniel Wortmann1. Oktober 2002

Schon heute stellen biologische Waffen eine große Bedrohung dar. Doch jetzt schicken sich Gentechniker an, noch effektivere Biowaffen zu entwickeln.

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Milzbrand-Bakterien im LaborBild: AP

"In den meisten Biowaffen-Programmen, die wir kennen, hat Gentechnik bisher eine untergeordnete Rolle gespielt", sagt Kathryn Nixdorff vom Institut für Mikrobiologie und Genetik an der Technischen Universität in Darmstadt im Gespräch mit DW-WORLD. "In Zukunft wird sich das ändern." Schon jetzt seien Forschungsprojekte bekannt, die sich mit der genetischen Manipulation von Krankheitserregern befassen. Die meisten Projekte verfolgten das Ziel, die Erreger etwa gegen Antibiotika resistenter zu machen und damit die Erkennung und Behandlung von Krankheiten zu erschweren.

Impfstoffe verlieren Wirkung

Eine andere Methode sieht vor, die sogenannten "Antigen-Domänen" der einzelnen Erreger zu verändern. An diesen Domänen erkennt ein Körper, der immun gegen eine Krankheit ist, den zugehörigen Erreger. Nur dann werden im Körper die nötigen Abwehrreaktionen ausgelöst. "Verändert man nun diese Antigen-Struktur, so bleibt die Bekämpfung des Erregers aus und die Immunisierung, etwa durch eine Impfung, verfehlt ihre Wirkung", erklärt Nixdorff.

Gerade für die wirkungsvolle Verbreitung von Biowaffen ist es natürlich wichtig, dass die verwendeten Stoffe gegen äußere Einflüsse möglichst resistent sind. Allerdings sind die meisten Mikroorganismen sehr anfällig gegen Umwelteinflüsse. Eine Ausnahme ist der gefürchtete Milzbranderreger. Der bildet so genannte "Endo-Sporen", die den Bazillus gegen Hitze, UV-Strahlung und Austrocknen schützen. Jetzt will man die Mechanismen entschlüsseln, die den Erreger derart robust machen.

Harmlose Bakterien als tödliche Waffen

Ebenso gibt es Versuche, die krankheitserregenden Eigenschaften von Mikroorganismen zu isolieren. "Diese Forschungen werden eigentlich durchgeführt, um die Krankheiten besser bekämpfen zu können", so die Biologin Nixdorff. Allerdings könne man mit dieser Methode auch versuchen, diese spezifischen Eigenschaften auf sonst harmlose Organismen zu übertragen. Aus ungefährlichen Darmbakterien könnten so tödliche Waffen werden. "Dies ist jedoch ein sehr komplizierter Vorgang", gibt Nixdorff zu bedenken. Etwas einfacher sei es wahrscheinlich, bei einem ohnehin bösartigen Mikroorganismen dessen schädliche Wirkung auf diese Weise zu verstärken.

Auf den ersten Blick ist das Ziel all dieser Manipulationen, offensive Schreckenswaffen zu bauen. Doch Kathryn Nixdorff sieht das anders: "Viele dieser Forschungsvorhaben dienen zunächst legitimen Zwecken. So ist es etwa zwingend notwendig, nach den Mechanismen zu suchen, die eine bestimmte Krankheit entstehen lassen. Nur dann kann man Wege finden, diese Krankheit effektiver zu behandeln." Trotzdem könne man natürlich dieselben Manipulationen missbrauchen, um damit genetisch veränderte Mikroorganismen herzustellen, die als Biowaffen dienen können.

Neue tödliche Visionen?

Wie geht es weiter? Immer wieder ist die Rede davon, dass Forscher Krankheitserreger herstellen wollten, die nur bei bestimmten ethnischen Gruppen wirken. Biologin Nixdorff hält das allerdings kaum für möglich und gibt Entwarnung: "Es gibt genetisch gesehen keine Rassen. Somit fehlt der Anhaltspunkt, einen Erreger auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe auszurichten."