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Waffenlieferung gestoppt

6. November 2009

Die israelische Kriegsmarine hat einen deutschen Frachter mit mehreren hundert Tonnen Waffen und Munition gestoppt. Bestimmt waren diese angeblich für die libanesische Hisbollah.

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Frachter (Foto: DPA)
Die "Francop" wurde vom israelischen Militär durchsuchtBild: picture-alliance/ dpa

Ein Spezialkommando der israelischen Marine hat im Mittelmeer, rund 160 Kilometer vor der Küste Israels in der Nähe Zyperns, ein deutsches Schiff beschlagnahmt und in den Hafen von Aschdod gebracht. An Bord des Frachters "Francop" haben sich 36 Container mit jeweils bis zu 300 Tonnen Waffen und Munition, darunter Raketen, Panzerabwehrgeschosse und Handgranaten, befunden. Im israelischen Fernsehen hieß es, das Schiff sei nach Hinweisen von Geheimdiensten seit Tagen beobachtet worden.

Die Waffen seien in Containern hinter weißen Säcken mit Agrarerzeugnissen versteckt und für die libanesische Hisbollah bestimmt gewesen. Laut israelischen Angaben stammt die Ladung aus dem Iran. An Bord des Schiffes sei ein iranisches Frachtdokument gefunden worden, aus dem hervorgehe, dass die Waffen aus dem Iran stammen, teilte eine israelische Militärsprecherin mit. Dieses Dokument wurde Journalisten allerdings vorenthalten.

Teheran bestreitet die Vorwürfe

Israelische Soldaten vor den beschlagnahmten Waffen im Hafen von Aschdod (Foto: UPI/Debbie Hill/Landov)
Israelische Soldaten zeigen die beschlagnahmten Waffen im Hafen von AschdodBild: picture alliance / landov

Israel warf dem Iran einen Verstoß gegen Resolutionen des Weltsicherheitsrats vor, die den Export von Waffen untersagten. Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki und sein syrischer Kollege Walid Muallem bestritten die israelische Darstellung. "Der Bericht stimmt nicht. Das Schiff war von Syrien in den Iran unterwegs, an Bord sind syrische Waren, aber keine Waffen", sagte er nach Angaben staatlicher Medien in Teheran. "Die Welt wird heute Zeuge von der großen Kluft zwischen dem, was Iran und Syrien sagen, und dem, was sie tun", sagte daraufhin der israelische Präsident Schimon Peres.

Deutsche Reederei wusste von nichts

Das deutsche Schiff gehört laut Angaben der "Süddeutschen Zeitung" und der "Kieler Nachrichten" der Reederei Gerd Bartels aus Neu Wulmsroft bei Hamburg. Diese habe nichts von den Waffenschmuggel gewusst. "Wir sind nur der Spediteur, wir wissen nie, was in den Containern ist", sagte ein Reedereisprecher. Der Vertrag verbiete dem Charterer zwar Ladung auf dem Schiff zu transportieren, welche im Widerspruch zu UN-Resolutionen stehe, aber der Inhalt der Container werde gegenüber der Reederei nicht deklariert. Weder der Kapitän noch die Reederei hätten zu irgendeinem Zeitpunkt von Waffen gewusst.

Vermutlicher Weg der Waffen

Der Frachter ist vor etwa zwei Monaten von dem Cargo-Unternehmen UFS gechartert worden und fahre im wöchentlichen Liniendienst zwischen dem ägyptischen Damietta, Limassol auf Zypern, Beirut im Libanon und dem türkischen Hafen Mersin hin und her. Nach israelischen Angaben kam die Ladung von Bandar-Abbas im Iran über den Suez-Kanal nach Damietta. Die "Francop" sei vom ägyptischen Damietta zum syrischen Hafen Latakia unterwegs gewesen, von wo aus die Waffen über Land in den Libanon gebracht hätten werden sollten.

In der Vergangenheit hatte die Hisbollah Israel immer wieder vom Südlibanon aus mit Raketen angegriffen. Israel wirft dem Iran vor, die verbündete Hisbollah entgegen UN-Resolutionen nach dem Libanon-Krieg im Sommer 2006 wiederbewaffnet zu haben.

Mittlerweile ist das Schiff nach Angaben der Reederei wieder freigegeben worden. In der Nacht zum Donnerstag (05.11.09) habe der Frachter den israelischen Hafen Aschdod in Richtung Limassol verlassen.

Autorin: Rebekka Drobbe (afp, ap, dpa, rtr)

Redaktion: Anna Kuhn-Osius