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Wahl-Hilfe im Netz

Markus Wendler28. April 2004

Die Frage, welche Partei am besten zu einem passt, wird jetzt im Internet beantwortet: Pünktlich zur Europawahl leistet der "Wahl-O-Mat" Entscheidungshilfe.

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Wahlberatung vom Computer bietet der Wahl-O-Mat

Martin Schulz freut sich: "Jawoll - ich bin ein Sozi!", ruft er und reißt die Arme nach oben. Soeben hat ihm der Wahl-O-Mat bestätigt, dass er mit seinen politischen Ansichten am besten bei der SPD aufgehoben ist. Das ist auch gut so, denn Martin Schulz ist Spitzenkandidat der SPD für die Europawahl.

Ebenso wie seine Konkurrenten von den anderen Parteien hatte Schulz vorher am Computer 30 Fragen zur europäischen Politik beantwortet. Zum Beispiel, ob es EU-weite Volksabstimmungen geben sollte, ob man die Türkei aufnehmen müsse oder ob in Europa künftig ein Mindestlohn vorgeschrieben werden sollte. Der Wahl-O-Mat vergleicht die Antwort mit den offiziellen Positionen der Parteien zu dieser Frage und berechnet hinterher, mit wem es die meisten Übereinstimmungen gibt. Doch der Wahl-O-Mat kann noch mehr. Bevor er das Ergebnis ausgibt, kreuzt der Spieler die Themen an, die ihm besonders wichtig sind. Diese werden dann entsprechend höher gewichtet.

Unterschiede deutlich machen

"Mit dem Angebot wollen wir verdeutlichen, dass die Parteien inhaltlich unterscheidbar sind", sagte Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, bei der Vorstellung des Projekts in Berlin am Dienstag (27.4.). "Gerade von Jugendlichen heißt es oft: Die Parteien sind doch alle gleich." Dem solle mit dem "innovativen Internet-Tool" begegnet werden, so Krüger. In Deutschland wurde der Wahl-O-Mat erstmals zur Bundestagswahl 2002 eingesetzt. Aufgrund der großen Resonanz - es gab 3,6 Millionen Teilnehmer - hat die Bundeszentrale für Politische Bildung das Spiel jetzt erneut aufleben lassen. In erster Linie richtet sich das Angebot an junge Menschen, die damit zum Wählen animiert werden sollen.

"Viele wissen gar nicht, dass Europawahl ist"

Aber Jugendliche sind nicht nur die Zielgruppe des Projekts, sie haben es auch mit entwickelt. "Es war eine sehr spannende Aufgabe", sagt Jule Bock aus Hamburg. Die 19-jährige Schülerin hat über die Fragen im Wahl-O-Mat mit entschieden: "Dabei hatten wir alle Freiheiten, die Thesen auszuwählen, die Jugendliche interessieren". Ihre Mitschülerin Nora Theissen, die ebenfalls der 25-köpfigen Projektgruppe angehört, hält das Spiel für eine gute Idee. "Viele wissen doch gar nicht, dass Europawahl ist", sagt sie, da könne der Wahl-O-Mat nachhelfen. Unterstützung erhielten die jungen Menschen von der Bundeszentrale für Politische Bildung sowie von externen Experten. Die hätten sich zwar eingemischt, "aber letztlich haben wir entschieden", sagt Christoph Pilger, ein 26-jähriger Politikstudent aus Freiburg.

Beim ersten Test mit den Spitzenkandidaten der Parteien blieben einige Überraschungen nicht aus. Erwartungsgemäß stand bei jedem zwar seine eigene Partei ganz oben auf der Liste. Aber mit der Reihenfolge der nächstbesten Wahl waren nicht alle einverstanden. "Bei mir erscheint als zweite Präferenz die PDS - das kann doch nicht sein!" wundert sich Rebecca Harms von den Grünen. Auch Sylvia-Yvonne Kaufmann von der PDS ist über die Ähnlichkeiten zwischen beiden Parteien erstaunt. Denn die Grünen stehen bei ihr ebenfalls auf Platz zwei - dafür rangiert die SPD sogar noch hinter der CDU.