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Wahl, Wahl, Wahl

Jens Thurau20. September 2002

Merkwürdig ruhig war es in dieser Woche vor der Wahl im politischen Berlin. Und wann immer etwas passierte, wurde es nur im Hinblick auf die Wahl analysiert.

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Bringen die 400 Millionen für Mobilcom dem Kanzler Stimmen? Will Möllemann seine Partei endgültig unter zehn Prozent ziehen? Verhagelt Frau Däubler-Gmelin dem Kanzler im Endspurt den Sieg?

Je näher den Wahltag rückt, umso deutlicher wird: Noch nie wurden die Wähler so mit Informationen bombadiert. Talk-Shows und Kandidaten – Duelle, wohin man schaltete, Umfragen alle zwei Minuten. Aber worum streitet die Politik wirklich? "Nicht mit uns" ruft den Kanzler – für den Fall, dass die USA den Irak womöglich angreifen - und die Opposition ruft erregt zurück: "So geht man nicht mit unseren amerikanischen Freunden um." Das so oder so wohl nie ein deutscher Soldat irakischen Boden betreten wird und der Debatte damit jegliche Grundlage fehlt – auch egal.

Anderes ist entscheidender: Die Union ist nervös. Edmund Stoiber war Mitte der Woche vor der Presse so fahrig und zerstreut wie zu Beginn des Wahlkampfes, die Souveränität ist dahin. Guido Westerwelle war bei Harald Schmidt zu Gast, grinste viel und sprach von den zu erwartenden 18 Prozent. Was bedeuten diese Auftritte für die Wahl, was nur?

Es wird knapp, so knapp wie schon lange nicht mehr. Vielleicht entscheiden Zufälle. Eine falsche Geste bei der ARD, ein arroganter Blick im ZDF – und weg sind die paar Stimmen, die den Ausschlag geben. In allen Lager herrscht das, was der Journalist so gern gespannte Ruhe nennt. Langweilige Tage eigentlich für den Radio-Reporter. Aber die haben ja bald ein Ende – am Sonntag, um 18 Uhr.