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Wahlkampf digital

7. April 2009

Für die Opposition in autoritären Staaten und für Menschen in Entwicklungsländern bieten Medien wie SMS, Internet und Video neue Möglichkeiten der politischen Beteiligung und Selbstkontrolle.

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Massai am Laptop (Quelle: Corbis)
Neue Medien finden auch in Entwicklungsländern neue FreundeBild: CORBIS

Die herkömmlichen Verbreitungswege haben wohl noch lange nicht ausgedient. Überall auf der Welt sind die Städte vor Präsidentschafts- und Parlamentswahlen voll davon: Auf Postern und Plakatwänden werben Parteien und Kandidaten um die Stimmen der Menschen.

Doch im Laufe der vergangenen fünf bis zehn Jahre haben sich neue Kanäle geöffnet, die vor allem den Menschen in autoritären Regimen und in Entwicklungsländern neue Möglichkeiten der Meinungsäußerung bieten. Bei der Medienkonferenz "Wahlkampf im Netz" stellten Fachleute in Berlin vor, wie mit Mobiltelefonen und Internet in Afrika und Asien Wahlkampf betrieben wird.

Mobiltelefon als wichtigstes digitales Werkzeug

Obama im Wahlkampf (Foto: AP)
Im Wahlkampf: Obama funkte auf allen KanälenBild: AP

Das große neue Vorbild für eine gelungene Wahlkampfstrategie ist Barack Obama. Ihm gelang es vor allem, eine große Online-Anhängerschaft aufzubauen. In Afrika allerdings verfügen "nicht einmal sechs Prozent der Bevölkerung" über einen Zugang zum Internet, sagt der Medienwissenschaftler Harry Dugmore von der Rhodes Universität in Südafrika.

Dort haben sich inzwischen andere Verbreitungswege entwickelt. "Jeder zweite Erwachsene in Afrika hat ein Handy", berichtet Dugmore. Das Mobiltelefon sei zum "wichtigsten digitalen Werkzeug" für den Kontinent geworden. Die Kandidaten steuern über SMS ihre Kampagne und informieren die Anhänger über Wahlveranstaltungen, so dass diese weitere Interessenten mobilisieren können.

Trotz dieser technischen Errungenschaften schreitet die Verbreitung des Internets in Afrika nur sehr langsam voran. Fachleute prognostizieren aber, dass sich das Netz direkt über Funkverbindungen ohne den Umweg über ein Kabelsystem verbreiten wird.

Ergebniskontrolle über SMS

Wahlen in Ghana (Foto: AP)
Wahlen in Ghana: Kontrolle per SMSBild: AP

In Ghana stützten bei der Präsidentenwahl Ende 2008 die Kandidaten ihren Wahlkampf auf Mobiltelefone. Darüber hinaus machten sich Nichtregierungsorganisationen die SMS-Technik zunutze: Dugmore zufolge schickten unabhängige Wahlbeobachter die in den Wahllokalen verkündeten Ergebnisse per Kurzmitteilung an eine Zentrale.

Auf diese Weise konnten die zusammengerechneten Zahlen mit den offiziellen Wahlergebnissen abgeglichen werden. Keiner der Kandidaten zweifelte die Auszählung an - eine Seltenheit in Afrika.

Vom Blogger zum Politiker

In Asien sind viele Länder bereits auf das Internetzeitalter eingestellt. Das Netz ermöglichte der Opposition in Malaysia im vergangenen Jahr einen erfolgreichen Wahlkampf im Netz. Das Land wurde seit vielen Jahren von einer Zweidrittel-Mehrheit eines Parteienbündnisses regiert, gegen das oppositionelle Kräfte bisher kaum eine Chance hatten. Das änderte sich mit der Wahl: Die Regierung viel auf eine einfache Mehrheit zurück.

"Über soziale Netzwerke, Blogs und Videos konnten besonders die jungen Wähler erreicht werden", berichtet Premesh Chandran. Er betreibt das in Malaysia populäre Internetportal "www.malaysiakini.com". Nachdem die Politik bemerkte, dass aus dem Internet und besonders von den Bloggern die Meinung im Land beeinträchtigt werden konnte, kam es zu einer ungewöhnlichen Annäherung. Politiker fragten einige beliebte Blogger, ob sie nicht für ihre Partei kandidieren wollten.

Autor: Zacharias Zacharakis

Redaktion: Kay-Alexander Scholz