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Wahlkampf-Endspurt ohne Sieger

2. November 2004

Im Rennen ums Weiße Haus haben beide Kandidaten am Montag (1.11.) ihren Endspurt hingelegt. Keiner konnte sich dabei vom Gegner absetzen. Das Rennen ist am Wahltag laut Umfragen völlig offen.

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Der teuerste Wahlkampf der Geschichte ist zu EndeBild: APTN

US-Präsident George W. Bush und sein Herausforderer John Kerry haben am letzten Tag vor der Wahl am 2. November versucht, noch unentschlossene Wähler zu mobilisieren. Sie stellten dabei die nationale Sicherheit in den Mittelpunkt ihrer Reden. Bush sagte bei einer Wahlkampfrede in Ohio, er sei der richtige Kandidat für alle, die glaubten, dass Amerika den Krieg gegen den Terror mit aller Macht führen sollte. Das Terrornetzwerk von Osama bin Laden werde "langsam, aber sicher" zerstört. Zugleich verwies er auf Anzeichen einer weiteren konjunkturellen Erholung, die nicht zuletzt auf seine Steuersenkungen zurückzuführen sei.

Dollars, Dollars, Dollars

Kerry erklärte in Florida, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, Bush für die mangelhafte Gesundheitsversorgung, den Verlust von Arbeitsplätzen und das gesunkene Ansehen der USA in der Welt die Quittung zu geben. Weiter versprach der Herausforderer: "Ich werde Amerika sicherer machen."

Das Ende des Wahlkampfs
Szenen aus dem teuersten Wahlkampf der GeschichteBild: AP

Mit ihren letzten gegenseitigen Angriffen schlossen Bush und Kerry den teuersten Wahlkampf der Geschichte ab. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge kostete er zwischen 600 Millionen Dollar und mehr als einer Milliarde Dollar. Im Jahr 2000 gaben die Bewerber um das Präsidentenamt noch etwa 200 Millionen Dollar für ihren Wahlkampf aus.

Schlüsselstaaten

Die Kontrahenten konzentrierten ihre letzten Kräfte nicht ohne Grund auf Florida und Ohio. Dies sind die größten der so genannten Schlüsselstaaten, in denen die Wahl vermutlich entschieden wird. Bush führte einen Tag vor der Wahl in 23 Staaten deutlich, sowie in vier weiteren etwas knapper. Damit waren ihm 227 Wahlmännerstimmen praktisch sicher. Zum Sieg sind 270 Stimmen nötig. Kerry lag in 13 Staaten deutlich vorn und in fünf weiteren etwas knapper, was ihm 232 Stimmen sichern würde. Acht Staaten mit zusammen 100 Wahlmännern könnten deshalb den Ausschlag geben, darunter Florida mit 27 Wahlmännern und Ohio mit 20. Als ungewiss gilt auch der Wahlausgang in Michigan (17), Wisconsin (10), Minnesota (10), Iowa (7), New Mexico (5) und New Hampshire (4).

In Meinungsumfragen zeichnete sich kein klarer Favorit der Wähler ab. Laut einer Erhebung des TV-Senders Fox wollten von den registrierten Wählern 48 Prozent John Kerry wählen, während sich 45 Prozent für Bush aussprachen. Die Nachrichtenagentur Reuters sah dagegen Bush vorn. Sie ermittelte eine Mehrheit für ihn von 48 Prozent, während Kerry nur auf 47 Prozent kam.

Gegensätze und Gemeinsamkeiten

Bush und Kerry repräsentierten in diesem Wahlkampf in einer seltenen Schärfe die beiden großen Teile der US-Gesellschaft. Bush stand für das konservative, ländliche, religiöse Amerika, das für die Todesstrafe und das Recht auf privaten Waffenbesitz ist, das Schwulen-Ehe, Abtreibungen und Stammzellenforschung ablehnt. Kerry zog das liberale Amerika und besonders viele Intellektuelle und Künstler auf seine Seite, die daran glauben, dass Freiheitsrechte und Wissenschaft nicht eingeschränkt werden dürften, dass Minderheiten - auch sexuelle - besonders geschützt werden müssen. Und sie vertrauen nicht allein der Selbstverantwortung des Menschen in einer freien Gesellschaft, sondern wollen, dass der Staat sich der Schwachen und Armen besonders annimmt.

Man kennt sich

Ralph Nader Porträtfoto, US-Wahlen Präsidentschaftskandidat Green Party
Ralph Nader (Archiv)Bild: AP

Der unabhängige Kandidat Ralph Nader (Foto) prangerte derweil wohl zu Recht an, dass es bei der Entscheidung zwischen Bush und Kerry nur um die Wahl zwischen zwei Repräsentanten des amerikanischen Establishments geht. Beide sind Kinder reicher Ostküsten-Familien, beide studierten an der Elite-Universität Yale, beide sind Mitglieder in der Burschenschaft "Skull & Bones". Vor allem haben beide auch enge Beziehungen zu den US-Konzernen. Egal wer also das Weiße Haus in den kommenden vier Jahren beherrschen wird, im Wirtschaftsleben der größten und wichtigsten Volkswirtschaft der Welt wird sich so viel wohl gar nicht ändern. (mas)