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Wahlkampf für "Mum"

Christina Bergmann, zzt. Indianapolis6. Mai 2008

Jede Stimme zählt bei den Vorwahlen der Demokraten am Dienstag. Für Hillary Clinton macht deswegen die ganze Familie Wahlkampf. Anders als Ehemann Bill scheint Hillarys Tochter Chelsea ein echter Wahlkampf-Joker zu sein.

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Chelsea Clinton bei einer Wahlveranstaltung an der Uni Vermont (29.2.2008, Quelle: DPA)
Unterwegs für Mama: Chelsea Clinton punktet im Wahlkampf für HillaryBild: picture-alliance/dpa
Chelsea Clinton bei einer Wahlveranstaltung in der Kosmetikschule "PJ's Beauty College" in Indianapolis (5.5.2008, Quelle: DW/ Christina Bergmann)
Am Montag besuchte die 28-Jährige die Kosmetikschule "PJ's Beauty College" in IndianapolisBild: DW/Christine Bergmann

Das Southern Plaza Einkaufszentrum liegt im Süden von Indianapolis. Es sieht aus wie überall in Amerika: Flachbauten mit einzelnen kleinen Geschäften liegen nebeneinander in einem offenen Viereck um einen großen Parkplatz herum. Zwischen einer Bank und einem Möbelladen hat vor kurzem eine weitere Filiale von PJ’s Schule für Kosmetik aufgemacht. Hier lernen Auszubildende Haare schneiden, Nägel feilen und ihren Kundinnen das richtige Make-Up auflegen. Eigentümerin Judith Stewart ist schon seit Jahrzehnten im Geschäft. Das Angebot aus dem Clinton-Wahlkampfteam kam sehr kurzfristig. "Wir wurden am Samstag abend angerufen und haben gerne zugestimmt. Wir freuen uns sehr".

Und so warten am Montag Nachmittag rund 50 Auszubildende und andere Neugierige auf Hillary Clintons Tochter Chelsea. Die soll zusammen mit Miss Indiana auftreten. Doch zunächst heißt es, wie immer bei diesen Veranstaltungen: Warten. Miss Indiana ist irgendwo in Indianapolis abhanden gekommen und Chelsea ist auch noch nicht da. Stylistin Norma Curl unterhält die Wartenden mit Informationen über die neuesten Haartrends. Sie sagt, sie sei schon gespannt auf Chelseas Frisur, fragt nebenbei die Auszubildenden ab und erklärt: "Ich bin es so leid, dass die amerikanischen Männer sich immer die Haare abrasieren. Mädels, ihr müsst ihnen sagen, dass sie sich die Haare wachsen lassen sollen."

Mit Liebe fürs Detail

Nach einer knappen Stunde ist Miss Indiana immer noch nicht aufgetaucht, aber Chelsea ist da. In Jeans, weißem T-Shirt und schwarzem Blazer. Ihre dunkelblonden langen Haare könnten sicher eine Behandlung von einer der anwesenden Spezialistinnen vertragen - aber deswegen ist sie ja nicht hier. Sondern um für ihre "Mum" Wahlkampf zu machen. Ohne lange Vorrede kommt sie gleich zur Sache. Sie möchte Fragen beantworten. Nicht ganz zufällig geht es in der ersten um die Gesundheitsversorgung. Und hier wie bei allen anderen Themen zeigt Chelsea, was sie von ihrer Mutter geerbt hat: Den Blick fürs Detail. "Wer sich die Versicherung nicht leisten kann, die für seine Familie am besten wäre, der bekommt eine 3500 Dollar-Steuer-Anrechnung und die monatliche Prämie wird auf drei bis fünf Prozent des monatlichen Einkommens begrenzt. Wer sich das auch nicht leisten kann, der ist durch eine staatliche Krankenversicherung abgedeckt. Aber jeder ist versichert."

Chelsea Clinton bei einer Wahlveranstaltung (26.3.2008, Quelle: DPA)
Im Gegensatz zu Ehemann Bill scheint Hillary Clintons Tochter Chelsea immer eine gute Wahlkampfhilfe zu seinBild: picture-alliance / dpa

Ausführlich nimmt sie Stellung zum Irakkrieg, einer bezahlbaren Ausbildung für Jugendliche, die hohen Benzinpreise und den Nahen Osten. Wenn sie die großen Themen mit persönlichen Geschichten verknüpft, ist sie glaubwürdig. Zum Beispiel wenn es um Lebenserfahrung geht und sie von ihrem letzten Wahlkampfauftritt in einem anderen Ort in Indiana erzählt: "In Brazil hat mich jemand gefragt, ob ich tatsächlich meine Mutter für einen besseren Präsidenten halte als meinen Vater. Das tue ich, aus mehreren Gründen, aber vor allem, weil ich denke, dass sie besser vorbereitet ist."

Zuhörer begeistert, Mum zufrieden

Eine knappe Stunde dauert der Auftritt von Chelsea Clinton. Inzwischen hat auch Miss Indiana den Weg zu PJ’s Kosmetikschule gefunden. Sie darf noch sagen, wie sehr sie Hillary Clinton bewundert und dass doch am Dienstag bitte alle zur Wahl gehen sollen. Dann ist der Wahlkampf-Termin zu Ende, viele Zuhörer sind begeistert. Fotos werden geschossen - und Chelsea, die vorher noch erklärt hatte, dass sie ja auch langsam daran denkt, eine Familie zu gründen, lässt sich auch mit dem drei Monate alten Daniel ablichten. Dessen Mutter bekennt hinterher, dass sie noch nicht weiß, wen sie am nächsten Tag wählen soll. Aber sie sagt, dass sie viel gelernt hat und jetzt darüber nachdenken wird.