Wahlkampf in Ungarn
23. Januar 2002Budapest, 22.1.2002, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch
Nach Ansicht des ehemaligen Ministerpräsidenten Gyula Horn mischt sich die katholische Kirche zu stark in den Wahlkampf ein. Aus vielen Orten des Landes hätten ihn Gläubige davon unterrichtet, dass etwa Priester ihre Kanzel für Reden von FIDESZ (Bund Junger Demokraten)-Politikern bereit stellten. Auch das Beichtsakrament werde missbraucht: Gläubige seien im Beichtstuhl zur FIDESZ-Wahl überredet worden. Auf der heutigen Pressekonferenz zu diesem Thema kündigte Horn an, diesbezüglich einen Brief an den Präsidenten der ungarischen Bischofskonferenz verfassen zu wollen. Die katholische Kirche dürfe nicht einseitig jene rechten Seite unterstützen, welche die oppositionellen Politiker als Verräter der Nation bezeichne. Eben diese Haltung habe zur ungarischen Beteiligung an den beiden Weltkriegen geführt, die dem Land zutiefst geschadet hätten. Horn betonte ferner, in einem demokratischen Land müsse es möglich sein, tief gläubig zu sein und gleichzeitig politisch links zu stehen. (fp)