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Wahlschlacht in Ungarn

11. April 2002

- Sozialisten-Chef vergleicht Ungarns Premier mit einem Diktator – Orban warnt die Wählerschaft vor einer Sozialisten-Regierung

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Köln, 11.4.2002, BUDAPESTER ZEITUNG

BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch, 10.4.2002

In scharfen Worten äußerte sich der Vorsitzende der Ungarischen Sozialistischen Partei (MSZP) Laszlo Kovacs am Mittwoch (10.4.) zur Großkundgebung des regierenden Fidesz (konservativer Bund Junger Demokraten) am vorangegangenen Abend. "Viktor Orban hat sich auf der Veranstaltung nicht wie ein verantwortungsbewusster Ministerpräsident, sondern wie ein Diktator aufgeführt, der um den Verlust seiner Macht bangt", so Kovacs.

"Der Premier hat dem Hass, der bisher nur für Veranstaltungen der rechtsextremen Ungarischen Wahrheits- und Lebenspartei MIEP typisch war, den Weg geöffnet", so der Parteivorsitzende weiter.

"Am Sonntag (7.4.) haben die Wähler der Politik der MIEP eine Abfuhr erteilt und diese Partei aus dem Parlament verbannt. Nun müssen wir mit ansehen, dass sie unter dem Namen Fidesz wieder im Parlament ist. Indem er seine Anhänger zum Schutz der Heimat auffordere, habe Orban der Mehrheit der Wähler den Krieg erklärt. Abschließend forderte Kovacs den Premier auf, zu versuchen, wieder seine Besonnenheit zurückzugewinnen.

BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch, 10.4.2002

Gestern (9.4.) Abend haben sich über 50.000 Menschen vor der Budapester Sporthochschule versammelt, wo Viktor Orban seine Strategie für die zweite Runde der Wahlkampagne bekannt gegeben hat. Aufgrund der Menschenmenge mussten die Alkotas ut und die umgebenden Straßen gesperrt werden, Busse und Bahnen konnten nicht verkehren, Buda war mehrere Stunden lahmgelegt.

Orban zeigte sich in seiner Rede überzeugt davon, dass die Ergebnisse der ersten Runde noch nichts entschieden hätten. Er rief alle Versammelten dazu auf, die Wähler des Landes an die positive Entwicklung der letzten vier Jahre zu erinnern. Orban nannte hierbei etwa die Familien- und Wohnungsförderung, die Abschaffung der Studiengebühren und die Programme des Szechenyi-Plans. Auch erinnerte er daran, dass MSZP und SZDSZ, die jetzt die Regierung übernehmen wollten, im Parlament gegen diese Entscheidungen gestimmt hätten. Die Bürger müssten ferner fürchten, dass mit der MSZP die Regierung vollständig dem Großkapital ausgeliefert werde und der Staat keinen Einfluss mehr auf die Wirtschaftsprozesse nehmen könne, was unter anderem zu einer drastischen Erhöhung der Energiepreise führen werde.

Orban rief alle Bürger auf, zum zweiten Urnengang zu gehen, um das, wofür sie vier Jahre lang gearbeitet hätten, nicht in Gefahr zu bringen. Gleichzeitig lud er alle Bürger dazu ein, zu einer weiteren Kundgebung des FIDESZ am kommenden Samstag (14.4.) um 15 Uhr vor dem Parlament zu kommen. (ykk)