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Ein doppelter Coup

24. September 2009

Daniel Hope ist nicht nur einer der markantesten Geiger, sondern auch ein erfolgreicher Buchautor. Jetzt landet er gleich einen doppelten Coup: Er stellt das neue Buch und sein neues Soloalbum vor.

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Der britische Violinvirtuose Daniel Hope (Foto: Ursula Düren/ dpa)
Der Violinvirtuose Daniel HopeBild: picture-alliance/ dpa

Manchmal zum Schmunzeln, oft aber mit ernstem Hintergrund: Daniel Hope hat Publikumsfragen gesammelt und versucht, sie in seinem "Wegweiser für Konzertgänger" zu beantworten. Das Ergebnis: ein spannender Blick hinter die Kulissen des klassischen Konzertbetriebs. Wir haben mit Daniel Hope gesprochen.

DW-WORLD.DE: Wie ist die Idee zu Ihrem Buch entstanden?

Daniel Hope: Die Idee ist entstanden auf der Reise, als ich mein erstes Buch vorgestellt habe. Dabei habe ich viele Menschen kennen gelernt. Einige hatten großes Interesse an Literatur, waren aber noch nie in einem Konzert. Da kamen die spannendsten Fragen auf. Ein Mann sagte mir eines Abends: "Ich liebe Musik, ich höre zu Hause gerne Musik, am liebsten auf CD, ich möchte auch gern in ein Konzert, aber es gibt da so viel, das mich stört. Und vor allem weiß ich nie, wann ich klatschen soll." Das Publikum hat gelacht und ich auch. Ich fand das sehr charmant und wollte sofort eine Antwort geben, aber dann habe ich gemerkt, dass das gar nicht so einfach ist. Ich musste selber darüber nachdenken.

Oft wird man böse angeguckt, wenn man im Konzert an der falschen Stelle klatscht. Zum Beispiel zwischen den Sätzen. Was ist denn Ihre Meinung dazu, gibt es da ein Ja oder ein Nein?

Ich finde, dass es da kein Ja und Nein gibt. Ich habe in dem Buch "Wann darf ich klatschen?" auch versucht, die Geschichte des Applaudierens kurz zu schildern. Lange war es gang und gebe, zwischen den Sätzen zu klatschen, zum Beispiel zu Beethovens Zeit oder in der Barockzeit. Ich finde, nach einem Satz, der sehr "bravoura" ist, energisch und toll gespielt, ist einen Applaus absolut angebracht. Und ich weiß, dass viele meiner Kollegen die Meinung teilen. Man gibt alles, was man kann, dieser Satz ist vorbei und das ganze Publikum applaudiert. Das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl für einen Musiker.

Denken Sie, wenn jemand das Buch gelesen hat: "Der hat dann auch den Leitfaden an der Hand, um mich als Künstler besser zu verstehen?"

Daniel Hope (Foto: Stephan Görlich/ dpa)
Daniel HopeBild: picture-alliance/ dpa

Ja! Das auf jeden Fall, es ist ein sehr persönlicher Blick hinter die Kulissen. Man sieht einen Solisten, der kommt auf die Bühne und spielt sein Konzert. Aber die Frage ist: Was hat er gerade gemacht, bevor er auf die Bühne kam? Warum schmunzelt er? Oder: Er ist sehr spät gekommen, wir haben gewartet, warum? Weil zum Beispiel seine Kleidung, die er am Abend davor im Hotelzimmer aufgehängt hat, geklaut worden ist. Jemand musste erstmal rausgehen und ihm einen neuen Frack besorgen. Ich habe einfach versucht, ein paar Momente zu schildern.

Sie stellen in Ihrem Buch auch die Frage: Was darf ein Konzert kosten? Ist das ein Feilschen darum, ob es mehr kosten darf als eine Kinokarte oder um bewusst zu machen, was ein Konzert tatsächlich wert ist?

Was ein Konzert wert ist, ist eine sehr schwierige Frage. Ich finde nicht, dass Konzerte unbedingt umsonst sein müssen, aber sie dürfen nicht übertrieben sein. Ich höre von jungen Leuten oft: Klassik ist zu teuer, da geh ich nicht hin. Klassik kann teuer sein, ist es aber nicht unbedingt. Wenn man ein bisschen recherchiert, findet man auch günstige klassische Konzerte.

Ihr Buch trägt den Untertitel "Wegweiser für Konzertgänger". An wen wendet es sich?

Das Buch habe ich bewusst einen Wegweiser für Konzertgänger genannt. Wir sind alle Konzertgänger. Wir gehen ja auch in unsere eigenen Konzerte. Das heißt, das Buch ist nicht nur für Leute, die zum ersten Mal ins Konzert gehen, sondern auch für erfahrene Konzertbesucher, die mehr Information wünschen. Die Industrie wird angesprochen, die Schallplattenindustrie, die Konzertveranstalter und Honorarfragen, eben alles, was zum Musikbetrieb gehört.

Das Gespräch führte Julia Kaiser

Redaktion: Gudrun Stegen