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Warenhauskette Hertie vor endgültigem Aus

20. Mai 2009

Erst die Insolvenz, jetzt die komplette Schließung - die Rettung der insolventen Warenhauskette Hertie ist gescheitert. Alle Filialen und die Essener Zentrale sollen nun endgültig dicht gemacht werden.

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Eine Hertie-Filiale in Essen (Foto: dpa)
In einigen Wochen schließen alle FilialenBild: picture-alliance/ dpa

Aus, vorbei, Ende: Für Hertie gibt es keine Chance mehr. Die Gläubigerversammlung hat mit großer Mehrheit beschlossen, alle 54 Filialen und die Konzernzentrale zu schließen. Schon im vergangenen Juli hatte Hertie Insolvenz angemeldet. Beoachter dachten, der Konzern ließe sich noch retten. Doch nachdem eine interessierte Investorengruppe abgesprungen war, zog der Insolvenzverwalter Biner Bähr die Reißleine.

Die Investorengruppe hatte sich nicht mit den Hertie-Eigentümern einigen können. Die hätten die Miete senken und langfristige Mietverträge abschließen sollen. Zu beidem waren die Eigentümer offenbar nicht bereit. Deshalb haben die Investoren die Verhandlungen abgebrochen. Kurz vorher hatten sie noch erklärt, wenn das Geschäft zustande käme, würden sie die 54 Standorte und die mehr als 2600 Arbeitsplätze erhalten.

Wer trägt die Schuld?

Kunden in einem Kaufhaus (Foto: DW-TV)
Kaufhaus-Flair für Hertie-Kunden bald passéeBild: DW-TV

Ein Vertreter der britisch-niederländischen Eigentümer wies den Vorwurf zurück, das Geschäft sei an ihrer Sturheit gescheitert. Außerdem hieß es, es herrschten Zweifel, ob die Investoren überhaupt "potent" genug seien, um den Kauf zu finanzieren. Insolvenzverwalter Bähr warf den Besitzern der Hertie-Häuser vor, nur an den Immobilien interessiert zu sein. Nach der Hertie-Pleite sollen nun schnellstmöglich neue Mieter her. Die Kaufhausketten Kaufland und C&A hätten bereits Interesse angemeldet, hieß es.

Schlechte Geschäfte über Jahre hinweg

Die frühere KarstadtQuelle AG, die heute Arcandor heißt und selbst in der Bredouille steckt, hat Hertie im Jahr 2005 an den britischen Finanzinvestor Dawnay Day abgegeben. Die Briten haben nach eigenen Angaben 180 Millionen Euro investiert. Doch schon im ersten Geschäftsjahr lief es nicht rund: Die Verluste lagen bei 43,6 Millionen Euro. Und dann ging es weiter bergab. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2007/2008 fuhr Hertie einen Verlust von 155,3 Millionen Euro ein, so die Darstellung des Insolvenzverwalters.

Jetzt bleiben nur noch wenige Wochen Zeit, um die traditionsreiche Warenhauskette abzuwickeln. Nach einem Schlussverkauf werden die Läden im Sommer endgültig geschlossen. Für die gut 2600 Mitarbeiter müssen Sozialpläne ausgehandelt werden. Hertie ist nicht die einzige große Warenhauskette, die in Schwierigkeiten steckt. Arcandor, Woolworth und anderen ergeht es ähnlich. Die Zeit riesiger Konsum-Tempel, die alles anbieten vom Shampoo bis zum Abendkleid, ist vorbei. Der Kunde will mehr - möchte beim Shoppen Glamour, Glitzer und Unterhaltung geboten bekommen. Shoppingmalls liegen zur Zeit mehr im Trend als Kaufhäuser à la Hertie und Co. (CD/HF/dpa/rtr/ap/afp)