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Warnung vor digitalem Rückstand

17. Januar 2016

EU-Kommissarin Vestager hat die DLD-Konferenz genutzt, um einen fairen Ausgleich zwischen Datenschutz und Datenaustausch anzumahnen. Unternehmer warnten: Europa drohe den Anschluss bei der Digitalisierung zu verlieren.

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In Deutschland findet die Konferenz "Digital Life Design (DLD 16) statt. Rednerin auf dem Poduim ist auch EU-Kommissarin Margrethe Vestager. (Foto:picture alliance / Jan Haas)
Bild: picture alliance/dpa/J. Haas

"Wenn wir nicht privat sein können, wer sind wir dann?" Diese Frage stellte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zur Eröffnung der Internetkonferenz "Digital Life Design" (DLD) in München. Die eigene Privatsphäre sei enorm wichtig. Menschen müssten selbst entscheiden können, mit wem sie ihre Daten teilen und was mit den Daten passiert. Viele Kunden von Online-Händlern etwa misstrauten den Unternehmen und fürchteten um die Sicherheit ihrer Daten. "Das ist ein Problem", sagte Vestager.

Nutzer im Internet müssten zudem die Chance haben, ihre Spuren im Internet zu verwischen oder ihre Daten von einem Anbieter zu anderen Anbietern mitnehmen zu können. Dafür sei auch in diesen Bereichen eine Wettbewerbskontrolle nötig, die für faire Bedingungen sorgt.

Datenschutz und Regulierung gegen Aufbruch und Unternehmergeist

Wettbewerb sei die Voraussetzung für offene Märkte. "In dieser Beziehung unterscheiden sich die digitalen Märkte nicht von klassischen Märkten", meinte Vestager. Der Unterschied sei das Tempo der digitalen Entwicklung, das neue Ansätze erfordere. Es müsse eine Balance geben zwischen den Risiken und den Chancen, die die Digitalisierung birgt - eine Balance zwischen Verbraucherrechten und den Möglichkeiten der Unternehmen.

Daten seien längst eine Währung in diesen Märkten - und Kunden, die mit Daten bezahlen, sollten so behandelt werden, als hätten sie mit Bargeld bezahlt, sagte Vestager. "Wenn wir ein offenes Internet wollen, müssen wir die Sorgen der Menschen ernstnehmen, sonst ziehen sie sich zurück", mahnte sie. Die Kommissarin ist unter anderem für das EU-Wettbewerbsverfahren gegen Google zuständig, bei dem derzeit die Shopping-Suche im Visier steht. Sie nimmt aber auch andere Aspekte der Suchmaschine und das Smartphone-System Android unter die Lupe. Ihre Behörde gehe nicht gegen Unternehmen vor, sondern gegen falsches Verhalten, betonte sie.

Die dunkle Seite der Digitalisierung

Der Chef des US-Empfehlungsdienstes Yelp, Jeremy Stoppelman, warf Google vor, als oft voreingestellte Suchmaschine seinen Service zu benachteiligen. Yelp geht in Brüssel mit einer Wettbewerbsklage gegen Google vor. Der amerikanische Journalist Jeff Jarvis kritisierte via Twitter, in Europa werde zuviel über Risiken und zu wenig über die Möglichkeiten gesprochen. "Entschuldigung, aber es ist so europäisch, die Diskussion über Technologie mit Sorgen statt mit Möglichkeiten zu beginnen", schrieb er zum Auftritt Vestagers.

Auch DLD-Mitgründerin Steffi Czerny sagte, die Digitalisierung habe wie die meisten Dinge eine dunkle Seite. Innovationen könnten genutzt werden, um Neues zu erschaffen, genauso aber zerstören. Um die Herausforderungen zu meistern, seien neue Ansätze nötig: "Wir müssen unsere ausgetretenen Pfade verlassen." Dazu solle die DLD-Konferenz ihren Beitrag leisten.

Bis Dienstag diskutieren mehr als 150 Redner mit rund 1500 Gästen. Die Konferenz, 2005 vom Verleger Hubert Burda begründet, gehört inzwischen zu den wichtigsten Veranstaltungen dieser Art. In diesem Jahr gehören zu den Gästen die Gründer von WhatsApp und Netflix, Jan Koum und Reed Hastings, aber auch Metro-Chef Olaf Koch oder der US-Ökonom Jeremy Rifkin.

pab/qu (dpa)