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Warten auf den Aufschwung im Iran

Jashar Erfanian, Mitra Shodjaei1. Februar 2014

Am 1. Februar sollen die ersten 550 Millionen US-Dollar freigegebener Gelder an den Iran fließen, weitere Erleichterungen sind bereits in Kraft. Falls Präsident Rohani Kurs hält, könnte der Aufschwung kommen.

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Schweißarbeiten in iranischer Autofabrik (Foto: ILNA)
Bild: ILNA

"Als am 20. Januar im Rahmen der Genfer Vereinbarung die Sanktionen gegen den Iran teilweise aufgehoben wurden, war auf den Märkten im Iran die Euphorie mit Händen zu greifen." Der Händler Atabak lebt in der iranischen Universitätsstadt Kerman im Südosten des Landes. "Sehr schnell kam aber dann die Ernüchterung", berichtet er der Deutschen Welle. Bis jetzt seien keine fundamentalen Verbesserungen zu spüren, von denen die iranische Bevölkerung profitieren würde: "Die Preise für lebensnotwendige Güter sind weiter sehr hoch. Und vieles was die Menschen brauchen, ist auf dem Markt immer noch nicht erhältlich." Experten gehen weiterhin von einer Inflationsrate um die 40 Prozent aus.

Immerhin hat sich der Wechselkurs zum Euro von früher über 4500 auf deutlich unter 4000 Rial stabilisiert. Das verbilligt die Importe. Nur die iranischen Geldhändler klagen, dass ihr Geschäft ruiniert werde, wie Michael Tockus von der Deutsch-Iranischen Handelskammer zu berichten weiß.

"Sanktionserleichterungen werden Wirkung entfalten"

Obwohl die Hauptsanktionen, also gegen die iranischen Rohölexporte und gegen den iranischen Finanzsektor, weiterhin in Kraft sind, erwartet Tockus positive Impulse für die iranische Wirtschaft. So sei die Freigabe der Ausfuhr petrochemischer Produkte durchaus bedeutsam.

Dabei handele es sich unter anderem um nachgefragte Vorprodukte für die Kunststoffindustrie und somit um "einiges an Holz, was zu hacken ist", wie Tockus es ausdrückt. Rund 20 petrochemische Betriebe im Iran würden davon profitieren, die dann auch wieder Ausrüstung importieren könnten. Hinzu kämen freigegebene Guthaben in China, Indien und den USA, wodurch in den kommenden Monaten rund zehn Milliarden US-Dollar für den iranischen Wirtschaftskreislauf frei würden.

Petrochemieanlage Maroun im Iran (Foto: ddp/AP)
Irans Petrochemie kann wieder exportieren - wenn das Ausland investiertBild: AP

Als aktuelles Beispiel für den größeren finanziellen Spielraum Irans nennt Tockus einen Vertrag mit einem deutschen Händler über die Lieferung von Sojabohnen in den Iran im Volumen von 14 Millionen Euro im Monat: Geld, das bislang auf einer Bank in Indien festlag. Mehr Nahrungsmittel- und Medizintechnikimporte kämen der Bevölkerung direkt zugute, die Erleichterungen für die sehr wichtige Kfz-Branche würden Arbeitsplätze generieren.

"Freigegebene Gelder nur Tropfen auf heißen Stein"

Weniger optimistisch ist der in Stockholm lehrende iranische Wirtschaftsexperte Ahmad Alavi. "Die Summen, die für den Iran in den kommenden sechs Monaten freigegeben werden, werden überhaupt nicht ausreichen, damit sich die Situation der Bevölkerung spürbar verbessern kann", sagte er der Deutschen Welle. Alavi nennt eine Summe von 100 Milliarden US-Dollar, die benötigt werde.

Hoffnung macht die Weltbank, sie prognostiziert für das aktuelle Jahr ein Wachstum von einem Prozent. 2015 soll die iranische Wirtschaft um 1,8 Prozent, 2016 um zwei Prozent zulegen. Die iranische Führung bemüht sich nach Kräften, den Atomdeal als Fenster der Gelegenheit zu präsentieren. In seiner Rede vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos forderte Präsident Rohani jüngst das Ausland zu Investitionen in seinem Land auf.

"Investoren suchen Berechenbarkeit"

Eine Voraussetzung dafür sei Stabilität in Teheran, sagt der Iran-Experte der Universität Birmingham, Scott Lucas, im DW-Interview. "So egal Menschenrechtsdefizite den meisten ausländischen Unternehmern sind, umso wichtiger ist ihnen die Berechenbarkeit des Regimes. Investoren wollen eine klare Linie sehen. Wenn sich der Eindruck verbreitet, dass der Iran jederzeit wieder einen Kurswechsel vollziehen könnte, würde das Investoren abschrecken."