1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kaum deutsches Geld für Pakistan

13. August 2010

Eigentlich gelten die Deutschen als fleißige Spender bei Naturkatastrophen – aber diesmal ist das anders: Es ist Urlaubszeit, und Pakistan gilt als unsicher – und auch woanders passieren schlimme Dinge.

https://p.dw.com/p/OnDv
Bild: DW

"Was soll man machen", sagt der Vertreter einer deutschen Hilfsorganisation und zuckt mit den Schultern. "Wir haben bisher einige tausend Euro eingenommen, dabei begann die Flut schon vor zwölf Tagen. Und ich weiß von einer größeren Organisation, die hat bislang hundertfünfzigtausend Euro eingenommen – beim Erdbeben in Haiti waren es zu diesem Zeitpunkt schon acht Millionen!"

Die Rede ist von den Spenden, die deutsche Hilfsorganisationen bislang für die Flutopfer in Pakistan eingenommen haben – sie sind dürftig, vor allem gemessen an den Summen, die die Deutschen sonst so zu geben bereit sind bei Katastrophen aller Art. Und das ist – sagen die Experten - umso bedauerlicher, als sie die Folgen der jetzigen Überflutungen für schlimmer halten als die des Tsunamis in Asien vor Jahren. Aber, so heißt es bei den Helfern, so zynisch das klingt: Damals und auch beim Erdbeben in Haiti zu Jahresbeginn starben sofort viele Menschen, die Medien berichteten entsprechend – und schon war die Hilfswelle da. Furchtbar, das so zu sagen. Aber in Pakistan gab es noch nicht genug Tote...

Zu viele andere Katastrophen

Und: Pakistans Ruf ist nicht der beste: Ist das nicht das Land, in dem die Taliban herangezüchtet werden, die dann im Nachbarland Afghanistan für Schrecken sorgen? Gelten Politik und Verwaltung nicht als korrupt? Da sind die Menschen in Deutschland unsicher, ob ihre Spenden ankommen. Außerdem gibt es auch woanders Katastrophen, etwa in Russland, wo der Wald brennt, auch in der Nähe von atomar verseuchten Gegenden.

Jens Thurau

Und über all das legt sich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Auf den Bildschirmen erscheinen Experten, die erklären, dass es sich um Extremwetterphänomene handelt, in Russland und in Pakistan, dass sie mit dem Klimawandel zu tun haben können und die Weltgemeinschaft sich wohl darauf einstellen muss, dass so etwas jetzt öfters passiert.

Aber was können wir tun?

Vielleicht, denke ich mir da, liegt ja hier auch ein Grund für die zurückgehende Spendenbereitschaft. Seit Jahren berichte ich für die Deutsche Welle von den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen, seit Jahren wird dort gefordert: Runter mit den Treibhausgasen, mehr Wind - und Sonnenkraft, mehr Energieeinsparung. Aber es passiert nichts, obwohl sich zuletzt sogar die Staatschefs persönlich - auch der US-Präsident - dem Thema annahmen. Aber sie handeln nicht, vielleicht trauen die Menschen es ihnen mittlerweile auch nicht mehr zu. Und wenn dann die Folgen mit großer Macht über die Menschen hereinbrechen, wird resigniert mit den Schultern gezuckt. Dabei wissen alle Experten: Es ist nicht zu spät, etwas gegen den Klimawandel zu tun, aber man braucht einen langen Atem und Entschlusskraft.

Nur so ein Gedanke, das mit dem Resignieren. Ein wirklicher Grund, nicht für die Menschen Pakistan zu spenden, ist das aber auch nicht…

Autor: Jens Thurau
Redaktion: Marko Langer