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Warum ist Opel so wichtig für GM?

26. August 2009

Bei dem ganzen Gezerre um Opel in den letzten Monaten ist wenig in den Blickwinkel gerutscht, wie wichtig Opel für GM ist. Denn nicht umsonst würde GM auch bei den Investorenmodellen weiter Anteile an Opel haben.

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Logos von GM und Opel (Foto: dpa)
Sind Mutter und Tochter unzertrennlich?Bild: picture-alliance/ dpa

Es war so beabsichtigt und es ist so gekommen, dass nach 80 Jahren amerikanischer Aktienmehrheit an Opel diese Marke den europäischen Markt von GM beherrscht. Gut 73 Prozent aller Autos, die GM in Europa verkauft, tragen den Markennamen Opel oder den der baugleichen Marke Vauxhall. Schaut man nur auf Westeuropa, ist der Opel-Anteil noch höher. Lediglich in Osteuropa kommt die Marke Chevrolet auf nennenswerte Stückzahlen, meist mit Konstruktionen, die ihr erstes Leben unter dem Namen Opel gelebt hatten. Dass GM Opel leichten Herzens aufgeben würde, war also nicht zu erwarten. Denn ohne Opel fände GM in Europa fast gar nicht statt. Das sei der Grund für das lange Feilschen, meint Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule in Bergisch Gladbach: "Man darf nicht unterschätzen, dass mit Opel ein wichtiger Teil von GM dann das Unternehmen verlässt. Wenn GM aber weiter eine globale Rolle spielen möchte, braucht es eigentlich ein europäisches Standbein." Deshalb werde geprüft, ob man es doch schaffen könne, zumindest später wieder die Mehrheit an Opel zu erlangen, so Bratzel weiter.

Wertvolle Entwicklungszentren von Opel

Arbeiter im Opel-Werk Eisenach (Foto: AP)
Das Opel-Werk in Eisenach galt lange Zeit als das modernste im GM-VerbundBild: AP

Das gilt vor allem für die in Zeiten teuren Öls gefragten Autos der unteren und mittleren Klasse. Die hatte die alte GM nicht im Angebot. GM weiß ohne Opel auch wenig vom "downsizing" bei Motoren. Das heißt, wie Motoren im Volumen schrumpfen, in der Leistung zulegen und dennoch beim Verbrauch günstiger werden können. Darüber wird in den Entwicklungszentren von Opel nachgedacht. Auch Produktionssysteme wurden dort entworfen, also Arbeitsabläufe in der Produktion, und somit ganze Fabriken konzipiert. Hier entstand das Werk in Eisenach, das lange als das modernste im GM-Verbund galt und nach dessen Vorbild GM-Fabriken in Polen, China, Thailand, Brasilien und Argentinien gebaut wurden. Der Chef von GM-Europa, Carl-Peter Forster, bezifferte den Wert der Dienstleistungen der 6500 Opel-Techniker, Ingenieure und Designer im Entwicklungszentrum auf gut 1,5 Milliarden Euro, das wären rund 750 Euro pro verkauftem Auto in Europa. Aber damit nicht genug. Denn Opel beschäftige nicht nur eigene Ingenieure im Dienste des Gesamtkonzerns, so Forster: "Man kann davon ausgehen, dass noch mal die gleiche Entwicklungsleistung erbracht wird bei den Zulieferern."

Gegenseitige Abhängigkeit

Freilich gilt die Abhängigkeit auch anders herum. Um die Kosten für Entwicklung, Produktion und Verkauf eines Autos auf möglichst viele Exemplare zu verteilen, damit sein Preis erträglich ist, reichen die 1,5 Millionen Opelfahrzeuge jährlich nicht. Fünf Millionen gelten als Minimum in der Branche, deshalb wollte Fiat einsteigen und deshalb will GM Opel nicht lassen und deshalb will Magna mit Opel schnell in Russland wachsen, in dem Markt also, in dem GM selbst zweistellige Zuwachsraten hatte.

Autor: Michael Braun
Redaktion: Zhang Danhong