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Warum Polen Deutschland an der Irak-Mission beteiligen möchte

8. Mai 2003

- Gespräch mit Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski

https://p.dw.com/p/3c8E

Warschau, 8.5.2003, RZECZPOSPOLITA, poln.

Frage:

Warum sprechen wir uns dafür aus, die Deutschen und die Dänen an unserer Sicherheitsmission im Irak zu beteiligen?

Antwort

: Die Deutschen verfügen über eine sehr gut organisierte und geschulte Armee. Dies würde die Erfüllung unserer Aufgaben erleichtern. Aus praktischen Gründen wäre es außerdem besser, wenn die Führung unseres gemeinsames Korps das Kommando über unsere Sicherheitszone im Irak übernehmen würde.

Frage

: Wenn die Deutschen jedoch wirklich nein sagen, wird man den Führungsstab ganz neu gründen müssen. Das ist jedoch eine große Aufgabe. Werden wir damit Probleme haben?

Antwort:

Ich denke, dass wir dies meistern werden. Ich hoffe jedoch, dass die Deutschen ihre Meinung doch noch ändern. Die Beteiligung an einer Stabilisierungsmission liegt übrigens auch in ihrem eigenen Interesse. Das Problem der Deutschen beruht aber auf der Tatsache, dass ihre Außenpolitik über mehrere Jahre auf dem Fundament der deutsch-amerikanischen Beziehungen aufgebaut wurde. Seit einigen Monaten wurden jedoch die alten Regeln gebrochen.

Frage

: Sind Sie also der Ansicht, dass es für die Deutschen entwürdigend wäre, unter polnischem Kommando zu dienen?

Antwort:

Nein, ich bin nicht dieser Meinung. Bei dieser Angelegenheit sollten wir jegliche Ambitionen beiseite legen, weil hier die Interessen im Vordergrund stehen. Während der internationalen Friedensmissionen kam es übrigens schon früher oft dazu, dass die Soldaten unter fremdem Kommando dienten. Die Deutschen z. B. hatten das Kommando über eine große internationale Einheit in Afghanistan.

Frage

: Sowohl die Deutschen als auch andere Staaten machen ihre Beteiligung an der Stabilisierungsmission im Irak von einem Mandat der UNO abhängig.

Antwort:

Solch ein Mandat wäre die beste Lösung für alle Beteiligten und das ist auch den Amerikanern voll bewusst. (...)

Frage:

Wird diese Mission ohne ein UNO-Mandat scheitern?

Antwort:

Nein, sie wird gelingen, aber es ist immer besser, mit Unterstützung der UNO zu arbeiten. Das Mandat der UNO hat auch für unsere Regierung eine große Bedeutung.

Frage:

Werden wir überhaupt einen Einfluss auf die Wahl unserer Partner in unserer Sicherheitszone haben? Es gibt schon Absichtserklärungen mancher Staaten, dass sie ihre Soldaten lieber unter ein anderes Kommando stellen würden, wie z. B. die Tschechen, die lieber unter englischem Kommando dienen würden?

Antwort

: In dieser Angelegenheit wurden noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen. Die beteiligten Staaten müssen eigenständig ihre Entscheidungen treffen. Dabei geht es um verschiedene Interessen. Die genaue Aufstellung unserer Division wird erst Ende Mai entschieden. Wir ziehen u. a. eine polnisch-litauische Division in Erwägung.

Frage:

Wie wird unsere Stabilisierungszone kommandiert? Wird die polnische Führung über große Freiheiten verfügen?

Antwort

: Alle grundlegenden Angelegenheiten werden mit den Amerikanern abgestimmt. Wir stellen uns jedoch vor, dass dies nach denselben Prinzipien erfolgen wird, wie es bei den anderen Friedensmissionen stattfand. Die Einzelheiten müssen jedoch mit den anderen Beteiligten abgestimmt werden. Wir dürfen unseren Partnern nichts aufzwingen.

Frage:

Was bedeutet die Beteiligung an der Mission im Irak für unsere Armee?

Antwort:

Das ist eine große Sache. Solch eine Mission ist nicht nur eine Prüfung für die Soldaten. Sie bietet viel bessere Möglichkeiten als ein militärischer Übungsplatz. Diese Mission bedeutet aber auch, dass die Zahl polnischer Offiziere und Soldaten wachsen wird, die in die Geheimnisse der internationalen Zusammenarbeit eingeweiht werden. (Sta)