1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was den Amerikanern zum Himmel stinkt…

31. Juli 2009

Wichtig ist bekanntlich, was hinten raus kommt. Das gilt in den USA auch und besonders für Vierbeiner. An den Ost- und Westküsten geht man damit jedoch sehr unterschiedlich um. Ein Vergleich.

https://p.dw.com/p/J0u9
Bild: DW

Die "Gazette Cape May" darf sich leider nicht zu den großen amerikanischen Zeitungen zählen wie etwa die "New York Times". Das hindert sie nicht daran, Themen aufzugreifen, die die Gemüter ihrer Leser bewegen. Sie befruchten damit die öffentliche Diskussion in dem kleinen Ferienort in New Jersey und heben diese – sagen wir mal – auf eine neue hygienische Ebene.

Problematische Hinterlassenschaft

Das Provinzblatt beschäftigt sich in einer der letzten Ausgaben mit den Hinterlassenschaften von Hunden am Strand. Die Restbestände der Verdauung bedrohen das Wohlbefinden der Touristen und damit die finanzielle Existenz der Bürgerschaft, heißt es zusammengefasst in einer Reportage. Weder Gesetze noch Bußgelder oder gute Worte konnten bislang dem fäkalen Frontalangriff Einhalt gebieten. Denn den lieben Vierbeinern und ihren Herrchen, bzw. Frauchen ist es grundsätzlich nicht gestattet, auch nur ein Bein, beziehungsweise eine Pfote, auf den Badestrand zu setzen. Leider kümmert viele Hundehalter die Tourismusindustrie in Cape May nicht.

Nun wären die USA nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wenn z.B. in einem anderen amerikanischen Küstenort dieses Problem nicht zukunftsweisend angegangen werden würde. So gibt es in San Francisco viel mehr Hunde als in Cape May: etwa 120.000, um eine Zahl zu nennen. Gemeinsam produzieren diese jährlich 6000 Tonnen "Verdauungsrückstände". In Berlin ist es übrigens das Vielfache davon – was von der Tierliebe der Einwohnerschaft zeugt. Wie dem auch sei, die Einwohnerschaft von Cape May würde vor der Größenordung des Problems dieser Weltstädte kapitulieren. Da sind die vom Pioniergeist geprägten Westküstler aus ganz anderem Holz geschnitzt.

San Francisco progressiv

Die Stadtverwaltung von San Francisco verfolgt das Ziel, binnen zehn Jahren das Recycling von Abfällen jeglicher Art so weit entwickelt zu haben, dass es Mülldeponien nicht mehr bedarf. Die störenden "Tretminen" sollen eingesammelt und anschließend verbrannt werden. Dabei würde so viel Energie frei, heißt es, dass das derzeit so notleidende Kalifornien mit seinen Haushaltsproblemen mit einem Schlag sämtliche finanziellen Probleme los wäre. Die Verdauung eines jeden Knochens führte direkt zur Stromgewinnung für die Scheinwerfer im benachbarten Hollywood. Hoffentlich wird das Gouverneur Arnold Schwarzenegger noch miterleben!

Apropos Österreich. Der transatlantische Erfindergeist des sauberen Alpenländles beteiligt sich an der Lösung des oben genannten Problems. Schließlich ist die Frage noch nicht beantwortet, wie der überall in den Straßen und an den Stränden umher liegende Kot einzusammeln sei? Innsbrucker Ingenieure, so liest man, sollen bei der Entwicklung einer so genannten Hundekotzange weit fortgeschritten sein. Andere Forscher basteln wohl an einem entsprechenden Staubsauger. Auch die Tierfutterindustrie lässt sich inspirieren. Die Nahrung für die lieben Kläffer werde eines Tages gänzlich trocken den Verdauungstrakt verlassen. Was dann raus käme, würde in den Recyclingfabriken von San Fransisco auch besser brennen. Woran der menschliche Geist nicht alles denkt!

Tierschützer gegen Tüte?

Bedenken gibt es natürlich auch schon – von amerikanischen Tierschutzvereinen. Sie versuchen zu belegen, dass sich Dackel und Dogge gestört fühlen, wenn man ihnen - der Hygiene wegen - beim großen Geschäft ein knisterndes Papier unter das Hinterteil schiebt. Da Tierschutzvereine keine Tierversuche machen, fällt es ihnen schwer, ihre Behauptungen wissenschaftlich zu belegen. Selbstversuche engagierter Tierschützer zählen nicht.

Inzwischen weiß selbst der Reporter der "Gazette Cape May" nicht weiter. Der sollte mal Goethe lesen. Faust soll doch des Pudels Kern gefunden haben, oder wie war das?

Autor: Miodrag Soric

Redaktion: Ranty Islam