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Was haben Autos, Trinkwasser und Malaria-Netze gemeinsam?

Helle Jeppesen19. Februar 2006

Ein Autohaus in Dänemark macht die Milleniumsziele der Vereinten Nationen zur Unternehmensstrategie.

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Malaria-Plakat in AfrikaBild: AP

"Unsere Firma vertritt die Philosophie, dass unser Geschäft die Millenniums-Entwicklungsziele unterstützen muss. Aber was heißt das?" Mads Kjer erklärt, dass es sich gut anhöre, und viele Firmen nette Statements abzugeben hätten. Eins der Ziele sei zum Beispiel, die weltweite Armut zu halbieren. Armut heiße vielerorts, dass die Menschen kein sauberes Trinkwasser haben. Wenn man verseuchtes Wasser trinke, werde man krank, könne nicht arbeiten, oder nur mit halber Kraft im Vergleich zu Menschen, die Zugang zum sauberen Trinkwasser haben. "Als ich dann diesen Life-Straw von der dänischen Firma Verstergaard-Frandsen sah, dachte ich: Das bringe ich mit und zeige es überall als Beispiel dafür, wie innovative Produkte die Welt verändern können," erzählt Kjaer.

Innovative Produkte verändern die Welt

Mads Kjaer ist Vorstandsvorsitzender der dänischen Kjaer-Group, die auf der ganzen Welt Autos verkauft - hauptsächlich in Länder, in die sich andere Firmen kaum wagen. Die Gruppe hat Niederlassungen zum Beispiel in Uganda, Mosambik und in Sierra Leone, in Vietnam und Laos - Länder, in denen keiner einen riesigen Markt vermutet. Doch die Gruppe hat sich spezialisiert: Sie liefert nicht nur herkömmliche Autos, sondern vor allem Spezialfahrzeuge mit Extra-Zubehör nach Wunsch. Kunden sind unter anderen internationale Hilfsorganisationen, die vor Ort nicht nur Autos, sondern auch eine Rund-um-Betreuung und Ersatzteile für ihre Fahrzeuge brauchen. All das kann die Kjaer-Gruppe bieten. Auch aus dem Grund war es für Mads Kjaer naheliegend, selbst über eine aktive Unterstützung der Millenniumsziele vor Ort nachzudenken.

Überdimensionaler Strohhalm als Filter

Afrikanischer Junge holt Wasser
Wasserpumpe in AfrikaBild: Ap

So kam er dann auch auf den Life-Straw, einen Wasserfilter, der wie ein überdimensionierter Strohhalm aussieht und für einen Preis von nur vier Dollar 1000 Liter Trinkwasser liefert. "Unsere eigenen Leute brauchen sauberes Trinkwasser, auch unsere Kunden müssen wissen, dass sie sauberes Wasser für ihre Leute kriegen können."

Ein zweites Problem in Afrika ist Malaria. "Auch hier wollen wir die Millenium Developement Goals unterstützen." Kjaer selber hatte schon zwei Mal Malaria und fragte sich deshalb, ob seine eigenen Leute eigentlich Moskito-Netze hätten. Ehrlich, das habe er nicht gewusst. Gewusst aber hat er, dass die Firma, die den Life-Straw produziert, auch imprägnierte Malaria-Netzte herstellt, die vier Jahre lang schützen sollen. Also beschloss er, die Netze an alle seine Leute zu verteilen, damit sie vor Malaria geschützt sind? "Damit unterstützen wir die Millenniumsentwicklungsziele, unser Geschäft und unsere Mitarbeiter und ihre Familien." Für eine zehnköpfige Familie koste das gerade einmal 20 Dollar.

Gutes Tun

Mads Kjaer redet nicht lange herum, bevor er eine Idee umsetzt. In den Niederlassungen der Kjaer-Gruppe in Afrika werden die Mitarbeiter in Informationskampagnen und Seminaren über HIV und Aids aufgeklärt. Die Devise lautet: Was für meine Mitarbeiter gut ist, ist auch für die Firma und ihre Kunden gut. Kjaer glaubt an die große Verantwortung der Unternehmen, wenn es um MDGs wie Armutsbekämpfung, Aids-Vorsorge, Gesundheit und Ausbildung geht. "Wir müssen die UN-Ideen in unser wirtschaftliches Handeln einbauen, in alles was wir tun. Okay, wir verkaufen Autos. Was hat das mit den Milleniumszielen zu tun? Ich würde sagen: Alles!"

Werbung für Projekte

Gutes tun und auch darüber reden - das möchte Mads Kjaer. Nur so können wir auch voneinander lernen, sagt er. Er wirbt gern für die Produkte anderer, zum Beispiel für den Trink-Wasser-Aufbereiter und die Malaria-Netze.

Eine andere Möglichkeit sei, über die eigene Homepage für die Millenniumsziele zu werben. So hatten die diesjährigen E-Mail-Grüße der Firma zum neuen Jahr eine Liste und einen Link zu drei Entwicklungsprojekten in Afrika. Jeder Geschäftspartner wurde gebeten, für eins der Projekte zu stimmen, woraufhin die Firma Kjaer im Namen des Geschäftspartners eine Spende an das ausgewählte Projekt überwies.

Es gehe auch um Führungsqualität. Deshalb müssten die Vorstände der Organisationen auch eine moralische Verpflichtung für die Welt, in der sie leben und arbeiten, übernehmen. "Wir wissen alle, dass Armut ein riesiges Problem ist. Wenn wir als Führungskräfte nichts dagegen tun können, dann sollten wir auch keine Unternehmen leiten dürfen," meint Kaier.

Auch Mitarbeiter zufrieden

Mit dieser Politik sind auch die Mitarbeiter zufrieden. In ihrer Heimat Dänemark ist die Kjaer-Gruppe schon zum zweiten Mal in Folge zum "Besten Arbeitsplatz des Jahres" ernannt worden. In einem Europaweiten Wettbewerb wurde das Unternehmen zu einem der zehn besten Arbeitsplätze in Europa gekürt.