1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was ist eine Enzyklika?

25. Januar 2006

Monatelang kursierten im Vatikan wie im weltlichen Rom Berichte, Mutmaßungen und Spekulationen, was wohl Papst Benedikt XVI. den Katholiken sagen wolle. Denn die päpstlichen "Rundschreiben" sind wichtig und verbindlich.

https://p.dw.com/p/7qVe
Immer noch ganz der ProfessorBild: AP

Enzykliken sind päpstliche Lehrschreiben von höchstem Rang. In ihnen nehmen Päpste zu grundlegenden theologischen und gesellschaftlichen Fragen in verbindlicher Weise Stellung. Allerdings gelten die Dokumente nicht als "unfehlbar". Die Texte sind aber dennoch Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes, und wollen nach einer Definition von Papst Pius XII. (1939-1958), ein "Urteil über bislang umstrittene Fragen aussprechen" und diese "der freien Erörterung der Theologen entziehen".

Lange Tradition

Das Wort Enzyklika kommt vom griechischen Begriff "enkyklios", was "im Kreis laufend" bedeutet. Enzykliken sind also Rundschreiben, sie wenden sich an die ganze Kirche, besonders an die Bischöfe. Ihr Vorläufer waren Apostolische Briefe sowie versiegelten Urkunden (Bullen) sowie andere Formen von Erlassen und förmlichen Bescheiden. Während sich die Päpste der alten Kirche seit dem 7. Jahrhundert bei Bedarf mit einer "epistula encyclica" an die Bischöfe wandten, wurde die Enzyklika erst seit Gregor XVI. (1831) häufiger und erhielt ihre heutige Form.

Die erste ausdrückliche Enzyklika behandelte 1740 die Amtspflichten von Bischöfen. Erstmals nahm ein Papst 1891 in der Enzyklika "Rerum novarum" zur sozialen Frage Stellung. Als erster Papst richtete sich Johannes XXIII. im Jahre 1963 mit der Enzyklika "Pacem in terris" ("Der Friede auf Erden") außer an die Katholiken "an alle Menschen guten Willens". Johannes Paul II. (1920-2005) veröffentlichte 14 Enzykliken.

Selbst ist der Mann

Papst Benedikt XVI. will mit seiner ersten Enzyklika den Begriff Liebe in seiner christlichen Bedeutung wiederbeleben. "Das Wort Liebe ist heute so verbraucht und abgenutzt, dass man fast fürchtet, es auszusprechen", meint der Papst bei einer Privataudienz. "Wir müssen es reinigen, und ihm wieder seinen ursprünglichen Glanz verleihen." Mit seinem ersten Lehrschreiben als Papst wolle er die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs wieder deutlich machen und "das Konzept der Liebe in seinen verschiedenen Dimensionen" darstellen, also auch "Eros, dieses Geschenk der Liebe zwischen Mann und Frau". Sogar um die Übersetzungen soll er sich persönlich gekümmert haben. (arn)