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Sehr teure Spiele

Shi Ming21. Juli 2008

Die besten Spiele aller Zeiten. Das sollen die Olympischen Spiele in Peking nach dem Willen der chinesischen Gastgeber werden. Was jetzt schon fest steht: Es werden die teuersten Spiele aller Zeiten.

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Olympiastadion in Peking (Quelle: DPA)
Nicht kleckern, sonder klotzen - Prestigeobjekt "Vogelnest"Bild: DW / Martin Bruckmanns

Im Februar 2001 war die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees für Peking noch fünf Monate entfernt, war die olympische Zahlenwelt noch überschaubar: Zwei Milliarden Dollar, so die Zahlen der Pekinger Organisatoren, sollten reichen, um die nötige Infrastruktur aufzubauen: Stadien, Arenen, und die Verkehrswege rund um das Olympische Dorf im Norden der Stadt. Das IOC sagte damals, dass es die reine Durchführung der Spiele darüber hinaus mit rund 1,5 Milliarden Dollar unterstützen würde.

Das neue Nationalstadion (Quelle: AP)
Prestigebauten trieben die Kosten hoch - hier das "Vogelnest", das NationalstadionBild: AP Images

Vier Jahre später, 2005, waren diese Zahlen Makulatur. Bei einer Tagung des Pekinger Vorbereitungskomitees mit dem IOC legte Peking ganz anderen Zahlen vor. Die zeigten: Der ursprüngliche Finanz-Rahmen würde weit überschritten werden. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, dass allein der Etat nur für die tatsächliche Durchführung der Spiele um rund 20 Prozent erhöht werden müsse. Würde es noch teurer werden, so die Wirtschaftsprüfer des IOC damals, dann müssten sie Peking wegen grober Fahrlässigkeit belangen.

Spiele, Macht - und der Kostenrahmen

Die Pekinger Organisatoren gaben damals zu, dass auch die Kosten für den Aufbau der Infrastruktur riesige Summen verschlingen würden. Etwa für die Stadienbauten und die Verbindungswege. Aber dem IOC war wahrscheinlich bereits bei der Vergabe der Spiele klar gewesen, dass die chinesische Politik sich nicht die Gelegenheit nehmen lassen würde, mit den Spielen Macht zu demonstrieren. Dass sie bei den Bauten und der Vorbereitung klotzen und eine massive Überschreitung des ursprünglichen Kostenrahmens unvermeidbar sein würde.

Eine neue U-Bahn-Haltestelle (Quelle: DW)
Teure Infrastruktur: Eine neue U-Bahn-HaltestelleBild: DW / Martin Bruckmanns

Und so bezifferte das Pekinger Olympia-Vorbereitungskomitee Anfang 2008 die gesamten Investitionen denn auch auf mehr als 34 Milliarden Dollar - 17 Mal höher als ursprünglich geplant. Das Geld ging etwa in die Prestigebauten wie das Nationalstadion, das so genannte "Vogelnest". Bei dem machte allein das Architekten-Honorar umgerechnet acht Millionen US-Dollar aus. Und es ist doppelt so teuer als veranschlagt, obwohl die Pläne wegen Verschwendungsvorwürfen zweimal überarbeitet und abgespeckt wurden.

Auch der Bau des Verkehrssystems war nicht gerade billig. Die U-Bahn soll Milliarden verschlungen haben. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Aber wenigstens kommt sie den Pekingern auch nach den Spielen noch zu Gute.

Grüne Spiele mit blauen Tagen

Wirklich teuer sind die Investitionen in den zwingend notwendigen Umweltschutz gewesen. Binnen weniger Jahre wurden sämtliche auf Kohle basierende Heizungsanlagen ausgetauscht. Schließlich hatte man ja "Grüne Spiele" versprochen. Und braucht dazu in Peking blaue Tage - also Tage mit sporttauglicher Luft-Qualität. Hinzu kommen die noch gar nicht bezifferten Kosten, die durch die Abschaltung schmutz-intensiver Industrieanlagen rund um Peking entstanden sind. Dazu gehören Stahl- und Eisenkombinate und auch Aluminiumwerke.

Smog über Peking (Quelle: DW)
"Blaue Tage" sind in Peking seltenBild: DW / Martin Bruckmanns

Um die hohen Kosten und die Prestigebauten gegen Kritiker verteidigen zu können, weisen die Pekinger Olympia-Organisatoren denn auch gerne auf die Begeisterung der Sponsoren hin. Allein die zwölf Haupt-Sponsoren des IOC haben mehr als eine Milliarde Euro aufgebracht, damit sie mit den fünf Ringen werben dürfen. Das Pekinger Vorbereitungskomitee hat mit 50 Sponsoren eine weitere gute Milliarde Euro gesammelt.

Hinter dieser Kalkulation steht die Hoffnung: Je prächtiger die Bauten der Olympischen Spiele, desto höher wird der Imagegewinn sein. Dann werden auch die Preise für die Immobilien rund um die Sportstadien steigen, so dass sich die Ausgaben auf diesem Wege für die Stadt ja durchaus noch lohnen könnten.