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Folgeschäden

2. Mai 2011

Allein die Anschläge vom 11. September haben Schäden von geschätzten 60 Milliarden Dollar verursacht. Doch die Gesamtschäden des Terrors lassen sich nicht seriös berechnen.

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Die brennenden Twin Towers des World Trade Centers in New York (Foto: dapd)
Bild: AP
Osama bin Laden (Foto: dapd)
Sein Tod lässt die Börsenkurse steigen: Osama bin LadenBild: AP

Osama bin Laden ist tot, die Börsen zünden ein Feuerwerk und der Ölpreis sinkt. Das sind die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen des Teilerfolges im Kampf gegen das Terror-Netzwerk Al Kaida. Die sind freilich völlig unbedeutend gegenüber den mutmaßlichen wirtschaftlichen Kosten, die der islamistische Terror bislang der Weltwirtschaft zugefügt hat. "Es gibt keine einzige Zahl, die alle Terrorkosten exakt zusammenfasst", sagt Tilman Brück, Leiter der Abteilung Weltwirtschaft am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Wohl aber kann man sich einen Überblick über die Größenordnungen verschaffen - und die sind exorbitant.

So gibt es viele Beobachter, die auf dem Standpunkt stehen, der Terrorismus habe die westlichen Industrienationen mindestens zwei- bis dreistellige Milliardenbeträge gekostet - und zwar jede einzelne Regierung. Ursache und Auslöser dieser exorbitanten Kostenexplosion war in der Sichtweise dieser Beobachter der von Osama bin Laden in Auftrag gegebene Anschlag auf die Twin-Towers des World Trade Centers in New York.

Von 9/11 zur Finanzkrise

Ex-Fed-Chef Alan Greenspan (Foto: dapd)
Ließ den Geldhahn geöffnet: Ex-Fed-Chef Alan GreenspanBild: AP

Damals haben die Notenbanken in einer konzertierten Aktion reichlich Liquidität in die Märkte gepumpt, um eine weltweite Rezession zu verhindern. Besonders eifrig und großzügig versorgte der damalige Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, die Banken mit Geld. Und weil das so gut funktionierte, ließ er den Geldhahn geöffnet, bis die Banken nicht mehr wussten, wohin damit - und auf die Idee kamen, amerikanischen Kleinverdienern Häuser und Hypothekenkredite aufzuschwatzen.

Die Folgen sind bekannt: Erst eine Immobilien- und Hypothekenkrise in den USA, dann eine weltweite Finanzkrise, die in eine globale Rezession mündete. Zur Bekämpfung dieser Krise mussten die westlichen Regierungen Unsummen für die Rettung der Banken und die Ankurbelung der Konjunktur aufwenden - was man getrost als mittelbare Folgekosten des Terroranschlags vom 11. September bezeichnen kann. Dagegen nehmen sich die direkten Kosten des Anschlags, bei dem damals rund 3000 Menschen getötet wurden, mit geschätzten 60 Milliarden Dollar vergleichsweise gering aus.

Kosten nicht quantifizierbar

Ein Mann vor einem Ganzkörper-Scanner im Flughafen Shipol, Amsterdam (Foto: dapd)
Verschärfte Kontrollen erhöhen Wartezeiten und KostenBild: AP

Andere Kosten liegen auf der Hand, man kann sie addieren - und bekommt trotzdem nur Näherungswerte. Die USA haben ihre Ausgaben für die innere Sicherheit seit 2001 jedes Jahr um 46 bis 76 Milliarden Dollar erhöht, Flughäfen haben ihre Sicherheitskontrollen verschärft, in Bremerhaven, dem größten deutschen Übersee-Umschlagplatz, wird jeder Container durchleuchtet - das alles verursacht höhere Kosten für Fluggesellschaften, Reedereien und Transportfirmen, verlangsamt den Warenumschlag im Welthandel erheblich - aber quantifizieren kann man diese Kosten kaum.

Zumal die Kosten des Einen auch die Einnahmen des Anderen sind. So erleben private Sicherheitsfirmen einen ungeahnten Boom, genauso wie die Hersteller von Scannern, Sniffern und Durchleuchtungsanlagen an Flug- und Seehäfen. Eine Bilanz hat immer zwei Seiten. So muss man auch die Schäden, die der Terror einer Volkswirtschaft zufügt, differenziert betrachten. Denn jeder Schaden, der repariert wird, geht in die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts der Folgeperiode ein, erhöht also die Wirtschaftsleistung und bringt dem Staat neue Steuereinnahmen.

Autor: Rolf Wenkel
Redaktion: Henrik Böhme