Filmlexikon
7. August 2009Das vergangene Jahr brachte ein Comeback des italienischen Kinos. Der bewegende Mafia-Film "Gomorrha" bekam in Cannes den Großen Preis der Jury und siegte in Kopenhagen beim Europäischen Filmpreis. Beim wichtigsten Filmfest der Welt an der Cote d´Azur wurde auch der herausragende Streifen "Il Divo" über die Lebensgeschichte des Politik-Dinos Giulio Andreotti gleich mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Das Kino Italiens hat sich damit - ausgerechnet in der Ära Berlusconi - nach langer Durststrecke im Kreis der großen europäischen Filmnationen zurückgemeldet.
Antworten auf viele Fragen
Das ist nur ein kleines Detail, das ins Auge fällt beim Durchblättern der aktuellen Ausgabe des "Lexikon des internationalen Films 2008". Wer bekam welche Filmpreise in Cannes, Venedig, Berlin und anderswo? Wer siegte beim Oscar? Was tat sich sonst während des Kinojahres, was sind zum Beispiel "Nischenfilme"? Welche Rolle spielt die mögliche Digitalisierung in einer Kinolandschaft der Zukunft? Und worum drehten sich die Debatten in der deutschen Kinoszene anno 2008? Auf all das bekommt man eine Antwort im dem Nachschlagewerk.
Umfangreicher Datenteil
Das Lexikon ist schon lange eine Institution innerhalb der deutschen Filmliteratur, seit Jahren d a s verlässliche Kompendium in Sachen Film und Kino. Das Herzstück und der mit Abstand größte Teil des Bandes ist wie immer die alphabetisch geordnete Auflistung derjenigen Filme, die im Jahre 2008 im Kino, im Fernsehen oder auf DVD erschienen sind, ergänzt jeweils durch Stabangaben und Kurzbesprechungen.
Eingeleitet wird der Band von einer Jahreschronik, die herausragende Filmaufführungen und Trends des internationalen Kinos auflistet und auch die Verstorbenen des vergangenen Jahres würdigt (von Heath Ledger bis Paul Newman). Im Datenteil am Ende des Buches finden sich darüber hinaus ein umfangreicher Adressteil von Film- und Kinoinstitutionen, eine Auflistung beachtenswerter DVD-Neuerscheinungen, ein Festivalverzeichnis sowie diverse Bestenlisten.
Schreiben über Film im Internet
Aufschlussreich ist auch eine Aufsatzsammlung zum Thema "Filmkritik in Zeiten des Internets", die sich durchaus nicht nur an ein Fachpublikum wendet. Hier wird die im vergangenen Jahr mit spitzer Feder geführte Debatte um die Filmkritik aus verschiedenen Blickwinkeln zusammengefasst. Nach ein paar provokanten Thesen eines Kritikers gegen Online-Filmbesprechungen war damals ein heftiger Streit zwischen dem schreibenden Establishment und einer jüngeren Kritikergeneration ausgebrochen, die kaum noch für die etablierten Medien arbeitet. Ein Streit, den man durchaus stellvertretend nehmen kann für den scharfen Riss, der sich auch auf anderen journalistischen Gebieten auftut.
Ein Lexikon im Onlinezeitalter
Auch für solche feinen Schlaglichter auf gesellschaftliche und journalistische Umbrüche ist das "Lexikon des internationalen Films" inzwischen bekannt. Ein Lexikon also, das sich in Zeiten fortschreitender Verlagerung von Sachwissen ins Web weiter in Buchform präsentiert. Gerade für ein Nachschlagewerk ist das schon etwas ganz Besonderes.
Lexikon des internationalen Films - Filmjahr 2008, hrsg. von der Zeitschrift "film-dienst" und der Katholischen Filmkommission für Deutschland, Schüren Verlag Marburg 2009, 640 Seiten, 22,90 Euro, ISBN 978-3-89472-663-6.
Autor: Jochen Kürten
Redaktion: Aya Bach