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Was will die OPEC?

Klaudia Prevezanos / arn24. April 2003

Die OPEC hat sich auf eine Erhöhung der offiziellen Ölförderquoten, zugleich aber auch auf eine Reduzierung der tatsächlichen Versorgung des Marktes geeinigt. Ein verwirrender Beschluss.

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Irakisches Öl soll wieder fließenBild: AP

Die offizielle Förderquote werde ab Juni 2003 um 900.000 Barrel pro Tag auf 25,4 Millionen Barell (ein Barrel entspricht 159 Litern)angehoben werden, teilten die Ölminister der Organisation Erdöl exportierender Länder nach ihrem Treffen am Donnerstag (24.4.) in Wien mit. Die faktische Versorgung des Marktes werde dadurch aber um zwei Millionen Barrel zurückgehen. Denn im März vor Beginn des Irak-Krieges hatte die OPEC zusätzliche Ölexporte erlaubt, um einen Preisschock zu verhindern. Daraufhin wurden durchschnittlich 27,4 Millionen Barrel pro Tag gefördert.

Geht es in Wirklichkeit um den Irak?

Irakische Ölförderung
Ölarbeiter bei Kirkuk im Jahr 2002Bild: AP

"Das ist alles Blendwerk. In Wirklichkeit scheint sich Saudi Arabien vor der Rückkehr des Irak nur einen größeren Marktanteil sichern zu wollen", sagte Nauman Barakat von der Fimat International Banque in London. Raad Alkadiri von Washington's Petroleum Finance Corp. ergänzte: "Das ist eine höchst verwirrende Entscheidung und sendet eine sehr verwirrende Botschaft an den Markt."

Der Irak - nach Saudi-Arabien - mit schätzungsweise 112 Milliarden Barrel über den zweitgrößten Ölvorrat weltweit. Die OPEC fürchtet, dass das Land zukünftig aus dem Preiskartell aussteigen und Quoten ignorieren könnte. Der Irak braucht nach dem Krieg Geld für den Wiederaufbau, und könnte sich dies durch einen erhöhten Verkauf seines wichtigsten Rohstoffes beschaffen. Damit ist jedoch nicht so bald zu rechnen, denn für den Irak gilt weiterhin das Programm "Öl für Lebensmittel" der Vereinten Nationen. Demnach darf das Land nach seinem Einmarsch in Kuwait 1991 nur zwei Millionen Barrel Öl pro Tag exportieren. Die aktuelle Beschlüsse der OPEC zu Fördermengen würden wohl keinen Einfluss auf die Produktion des Iraks haben: "Das Land ist gar nicht in der Lage die Märkte zu überschwemmen", sagt Horn vom DIW.

Präsident OPEC Abdullah bin Hamad al Attiyah
OPEC-Präsident und Energieminister des Emirates Katar, Abdullah bin Hamad al AttiyahBild: AP

Die Ölförderanlagen sind durch den Krieg stark beschädigt worden, bis 2005 könne der Irak seine Produktion bestensfalls auf 3,5 Millionen Barrel pro Tag steigern. "Aber auch das nur, wenn es politische Stabilität gibt, und ausländische Investoren Geld in die Anlagen stecken", zeigt sich der Ölexperte des Forschungsinstitutes sicher. Zudem sei auch der Irak nicht an einem Verfall des Ölpreises interessiert. Der würde aber sicherlich sinken, wenn das Land große Mengen des Rohstoffs auf den Markt bringen würde. Mit Khalid Alshamari soll nun zwar ein irakischer Vertreter am Verhandlungstisch der OPEC sitzen. Auf den Ölmarkt wird sich das jedoch ebenso wenig auswirken, wie die OPEC-Beschlüsse auf die Ölförderung des Iraks.

OPEC-Entscheidung drückt auf den Preis

Am Donnerstagabend (24.4.) ist der Ölpreis auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten gefallen. Der Preis für die Nordsee-Referenzsorte Brent sackte im späten Handel gegenüber dem Vortagesschluss um 66 Cent auf 23,60 Dollar (21,44 Euro). Dies war der tiefste Stand seit Mitte November. In New York wurden für ein Barrel der teureren Sorte Light Sweet Crude ebenfalls 60 Cent weniger gezahlt als am Mittwoch; der Preis pro Barrel lag am frühen Nachmittag (Ortszeit) bei 26,06 Dollar.

"Alle haben erwartet, dass die OPEC die Förderquote unverändert lassen und versuchen würde, die derzeitige Überproduktion auf die derzeit erlaubten 24,5 Millionen Barrel pro Tag herunterzufahren", erläuterte Öl-Analyst Orrin Middleton von Barclays Capital in London die Reaktion der Märkte. "Jetzt werden sie zwar die Überproduktion herunterfahren, aber zugleich haben sie die Märkte mit der Anhebung der offiziellen Förderquote um 900.000 Barrel pro Tag völlig überrascht - das drückt auf den Öl-Preis."