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Dialog-Angebot aus Washington, Säbelrasseln aus Pjöngjang

Das Interview führte Esther Broders19. Februar 2009

Zusammenarbeit mit den Partnern in Asien - darauf setzt die neue Obama-Administration. Und diese Botschaft hat auch Washingtons neue Chefdiplomatin Hillary Clinton bei ihrer Asienreise im Gepäck.

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Gut gelaufen ist es für US-Außenministerin Clinton in Japan und Indonesien - beim Thema Nordkorea aber besteht wenig Grund zum OptimismusBild: AP

DW-WORLD.DE: Herr Freund, welche Akzente sind denn bisher bei Clintons Asien-Reise zu erkennen?


Alexander Freund: Die USA setzen vor allem auf Zusammenarbeit. Sie wollen künftige Konflikte im partnerschaftlichen Dialog lösen. Das zeigt sich auf dieser Reise immer wieder. In Japan beispielsweise – der ersten Station ihrer ersten Auslandsreise im neuen Amt – hat Frau Clinton klar gesagt, dass Japan ein wichtiger Eckpfeiler für die amerikanische Präsenz im asiatischen Raum ist. Das war natürlich Balsam für die japanische Seele. Washington hat einfach erkannt, dass es drängende Themen wie Klimawandel, Energieprobleme oder auch die globale Finanzkrise nicht im Alleingang bewältigen kann. Die USA brauchen starke Partner – darunter eben auch Japan. Daneben streckt die Obama-Administration jetzt auch der islamischen Welt die Hand entgegen. Durch ihren demonstrativ langen Besuch in Indonesien, dem größten islamischen Land der Welt, hat Frau Clinton ganz deutlich gemacht, dass Amerika hier den Dialog sucht.


Die zentrale Botschaft im Gepäck von Hillary Clinton heißt also „Partnerschaft“. Gilt das denn auch für das schwierige Verhältnis zu Nordkorea?


Ja, definitiv. In den vergangenen Jahren war es oft so, dass die beteiligten Parteien – vor allem Südkorea, Japan und die USA – versucht haben, Druck auf Nordkorea auszuüben. Pjöngjang seinerseits hat geschickt versucht, den einen gegen den anderen auszuspielen. Jetzt aber wissen alle Beteiligten, dass auch die Chinesen mit im Boot sitzen, dass auch die Russen langsam die Nase voll haben von Pjöngjang. Dieses Katz-und-Maus-Spiel, das Nordkorea jahrelang betrieben hat, wird definitiv ein Ende haben. Und wenn die Internationale Staatengemeinschaft jetzt vereint den Druck auf das Regime erhöht, dann hat Nordkorea nicht mehr viel, womit es pokern kann. Die nukleare Trumpfkarte ist ausgereizt, und dann muss sich auch Pjöngjang irgendwann bewegen.


Trotzdem hat Nordkorea erst einmal wieder die Muskeln spielen lassen und auf Clintons Friedensangebot direkt neue Spekulationen über einen angeblich bevorstehenden Raketentest geschürt. Clinton hatte eine Normalisierung der bilateralen Beziehungen in Aussicht gestellt, falls Pjöngjang sein umstrittenes Atomprogramm einstellt. Wie riskant ist dieser strategische Machtpoker?


Nordkorea ist momentan auf der Suche nach sich selbst. Vieles ist einfach unklar zur Zeit. Man weiß nicht, wie es genau um Staatschef Kim Jong Il steht und ob es eventuell ein Machtvakuum gibt. Unterdessen reagiert das Regime so, wie es immer reagiert hat: Pjöngjang pokert und behauptet, man arbeite an den Vorbereitungen für der Start einer Langstreckenrakete – eventuell sogar mit Nuklearsprengkopf. Das Ganze soll natürlich eine Demonstration der eigenen militärischen Stärke sein. Aber da wird die westliche Staatengemeinschaft ganz klar sagen: Wir haben die schützende Hand über Südkorea, über Japan und die ganze Region. Und so etwas lassen wir einfach nicht mit uns machen.



Alexander Freund ist Asien-Experte der Deustchen Welle