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Washington zahlt ungarischen Juden Entschädigung

21. Dezember 2004

Die US-Regierung hat mit Holocaust-Überlebenden eine Einigung über die Entschädigung für die Plünderung des so genannten "Gold-Zugs" erzielt. Der Zug enthielt geraubte Wertgegenstände von ungarischen Juden.

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Die USA haben Nazi-Gold nicht an ihre Eigentümer zurückgegebenBild: AP/Deutsche Bundesbank

Nach dreijährigem Rechtsstreit haben sich jüdische Überlebende des Holocaust und der amerikanische Staat geeinigt. Es geht um Gold, Silber, Kunst und andere Wertgegenstände, die von den Nazis gestohlen und später von US-amerikanischen Besatzungstruppen konfisziert wurden.

Symbolische Entschädigung

Für die Anwälte der Opfer in Miami ist das ein Durchbruch: Nie zuvor hatte eine Sammelklage von Holocaust-Überlebenden gegen eine amerikanische Regierung Erfolg gehabt. Erstmals hat sich nun Washington zu einer außergerichtlichen Einigung bereit erklärt.

Bis zu 30.000 Mandanten können nun mit einer symbolischen Entschädigung in Höhe von jeweils 10.000 Dollar rechnen. Genaue Zahlen werden in einer Vereinbarung festgeschrieben, die im Februar 2005 geschlossen werden soll.

Doppelter Raub

"Ich denke, jeder ist glücklich und dankbar, dass wir es bis zu diesem Punkt geschafft haben und betrachtet die Vereinbarung angesichts der Länge des Rechtsstreits als angemessen", sagt Samuel Dubbin, der Anwalt der Kläger.

Die Kunstgegenstände und Wertsachen wurden ungarischen Juden von Nazis gestohlen und sollten in den letzen Tagen des Zweiten Weltkrieges mit einem Zug in die Schweiz geschafft werden. Doch in Werfen in Österreich wurde der Zug von der US-Army gestoppt.

Laut Regierungsunterlagen wurden die wertvollen Güter von amerikanischen Offizieren in Wohnungen und Büros gestellt, verkauft oder in Verwahrung gegeben. Andere Kunstwerke wurden der österreichischen Regierung ausgehändigt. Schätzungen schwanken zwischen einem Wert von 50 bis 200 Millionen Dollar im Jahr 1945. Heute betrüge der Wert ein zehnfaches.

Bitterer Nachgeschmack

"Bei dieser Vereinbarung geht es in erster Linie nicht um finanzielle, sondern um historische Wiedergutmachung", sagt Gideon Taylor, Vize-Präsident des Zwangsarbeiterfonds der Jewish Claims Conference. "Das ist ein moralischer Schritt der USA zur Anerkennung der Geschichte."

Für einige Überlebende bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Die 82-jährige Irene Tibor sagt, sie wisse nicht, wieviel ihre Familie verloren hat, als sie aus ihrer Wohnung in Budapest vertrieben wurden.

Zufrieden zeigten sich eine ganz Reihe von Politikern, darunter Hillary Clinton. Sie hatten sich in intensiven Auseinandersetzungen für die Entschädigungen stark gemacht. (kas)