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Wasser am Kilimandscharo

Judith Hartl 1. April 2004

Im Norden Tansanias versorgt ein deutsch-tansanisches Projekt Dörfer und Siedlungen mit Wasser. Das Besondere: Die Bevölkerung übernimmt beinahe die gesamte Verantwortung für ihr Leitungssystem.

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Fast überall in Afrika ist Wasser knappBild: Ap

Das Massailand in Tansania: Savanne, ausgetrocknete Buschlandschaft, ab und zu mal eine Schirmakazie. Wenn man von der Hauptstadt Arusha aus Richtung Süden fährt, kommt man in die Region Kilimandscharo. Afrikas höchster Berg liegt unter einer Wolkendecke, je höher man fährt, desto grüner und feuchter wird es. Hier entspringt der Gararagua, einer von mehreren Flüssen, die hier am Kilimandscharo ihre Quelle haben, erklärt Diplom-Ingenieur Michael Braasch: "Das hier ist National-Park-Gebiet, geschütztes Land. Deswegen ist das Wasser sehr sauber und nicht verseucht." Der Gararagua, sagt Braasch, versorgt die Einwohner in der Region mit Trinkwasser.

Größerer Wohlstand als früher

Braasch arbeitet an einem deutsch-tansanischen Wasserprojekt mit, das von der Bundesregierung finanziert wird. Früher, so der Ingenieur, schöpften die Leute in den Dörfern das Wasser einfach aus Tümpeln oder aus dem Fluss - es war dreckig und voller Krankheitserreger. Heute würden zwischen 85 und 90 Prozent der Bewohner mit sauberem Trinkwasser versorgt. "Das macht sich hier in der Region stark bemerkbar. Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden, treten nicht mehr so häufig auf. Den Menschen geht es besser, sie können mehr arbeiten, sie verdienen besser und leben in größerem Wohlstand als früher", so Braasch.

Immer wieder betont er, dass dies ein deutsch-tansanisches Projekt ist - die Dorfbewohner, das ist für ihn ganz wichtig, tragen hier die Verantwortung. Das fängt schon mit der Verlegung der Rohre an, erzählt Projektingenieur Dieter Gerstenkorn: "Die Rohre, die wir verlegt haben, wiegen pro Stück 250 Kilo. Ab dem Parkplatz müssen die Leute sie auf den Schultern herauftragen. Das ist im Prinzip die große Leistung der Menschen." Die Eisenrohre sind innen mit Zementmörtel ausgekleidet, um das Rosten zu verhindern, deshalb werden sie so schwer.

"Eine Art Ehre"

Die Rohre werden im Boden verlegt, etwa 80 Zentimeter tief, von der Quelle bis zu den Wasserhähnen in den Dörfern. Eine ziemliche Schufterei für die Dorfbewohner. Auch die Instandhaltung der Rohre liegt in ihren Händen. Das Wasserverteilungssystem, so Braasch, müsse letztendlich ohne die deutschen Ingenieure laufen können. Das hat sich in anderen Gebieten der Kilimandscharo-Region schon bewährt. "Das ganze ist eine Art Ehre für die Leute hier. Sie spüren, das ist ihr Projekt, sie passen auf die Wasserinstallationen auf - und sie bezahlen ihre Wasserrechnung."

Drei bis fünf tansanische Schilling müssen die Leute für jeden Eimer Wasser zahlen. Umgerechnet bekommen sie für einen Euro etwa 250 Eimer Wasser. Entweder sie lassen sich das Wasser bis ins Haus kommen, was aber für die allermeisten Dorfbewohner viel zu teuer ist. Oder sie kommen mit Eimern und Kanistern zu einem der zentralen Wasserhähne in den Dörfern und Siedlungen. Die sind so verteilt, dass niemand weiter als 400 Meter laufen muss.