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We can change the world

8. Dezember 2001

So lautet die zentrale Botschaft der Gewinner des diesjährigen Alternativen Nobelpreises, der am 7. Dezember im Schwedischen Parlament feierlich verliehen wurde.

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Jakob von UexküllBild: AP

Der "Right Livelihood Award", wie der Alternative Nobelpreis eigentlich heißt, wird seit 1980 jedes Jahr am Tag vor der Verleihung der konventionellen Nobelpreise vergeben. Der Preis geht auf eine Initiative des Schweden Jakob von Uexküll zurück. Der damals 41-jährige Politologe verkaufte seine wertvolle Briefmarkensammlung und gründete mit einer halben Million Dollar die Right Livelihood Foundation. Die Stiftung schrieb sich auf die Fahnen, "wahre, verantwortungsvolle und weltfreundliche Lebensführung" auszuzeichnen. Der Preis soll an Menschen verliehen werden, die sich gegen "die wirklichen Gefahren der heutigen Welt" engagieren. Uexküll versteht darunter vor allem Umweltzerstörung, Kernenergie und Armut. Auf der Liste der Preisträger finden sich zum Beispiel die Organisation "Consumer Interpol", die Giftmülltransporte in die Dritte Welt zu verhindern versucht, Petra Kelly als Mitbegründerin der Grünen in Deutschland und ungarische Bürgerrechtler. Neben diesen in der Öffentlichkeit bekannten Preisträgern, hat von Uexküll immer auch Aktivitäten in eher abgelegenen Regionen der Welt ausgezeichnet. Mit dieser Mischung hat sich der Alternative Nobelpreis einen Namen im Windschatten der konventionellen Nobelpreise verschafft. Von Uexküll hält deren Vergabepraxis für Verrat am Testament des Stifters Alfred Nobel (1833-1896). Vor allem bei den wissenschaftlichen Preisen werde zu sehr auf die Eigeninteressen der etablierten westlichen Einrichtungen geschielt.

In diesem Jahr teilen sich vier Personen beziehungsweise Organisationen den mit umgerechnet 410.000 Mark dotierten "Right Livelihood Award": die israelische Friedensbewegung "Gush Shalom", die britische Abrüstungsbewegung "Trident Ploughshares", der venezolanische Wirtschaftsprofessor und Jugendarbeiter Jose Antonio Abreu und der brasilianische Theologe Leonardo Boff.

"Gush Shalom" wurde 1993 von Uri und Rachel Avnery gegründet. Die Gruppierung hat 450 aktive Mitglieder und fordert den Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten, die Anerkennung der PLO als offizielle Vertretung der Palästinenser sowie deren Recht auf einen unabhängigen Staat. Von Uexküll begründete die Preisvergabe damit, dass die Organisation ihren Einsatz für Frieden trotz der schwierigen Lage nicht aufgegeben habe, während andere längst verstummt seien.

"Trident Ploughshares" ist Teil der breiteren amerikanischen "Ploughshare"-Bewegung, einer ursprünglich biblischen Vereinigung, die sich das Motto "Schwerter zu Pflugscharen" zu eigen gemacht hat. "Trident Ploughshares" wurde 1998 gegründet und fordert den Abbau britischer U-Boot-basierter Atomwaffensysteme.

Der Venezolaner Abreu hat in seiner Heimat zahlreiche Jugendorchester gegründet, die spezifisch auf Kinder aus unteren sozialen Schichten ausgerichtet sind. Die Orchester sind in ihrem sozialen Umfeld zu einem Kristallisationspunkt geworden. Abreus ist für seine Arbeit 1998 von der Unesco zum "Botschafter für den Frieden" ernannt worden.

Leonardo Buff war einer der Begründer der Befreiungstheologie. Eine seiner zentralen Botschaften lautet, die Armen müssen verstehen, dass ihre Armut nicht naturgegeben ist. Seine Ansichten führten zum Konflikt mit der katholischen Kirche und bewirkten, dass Buff aus dem Franziskaner-Orden austrat und seitdem als Professor und Laienpriester in Brasilien aktiv ist.

80 Personen oder Organisationen aus 60 Ländern sind inzwischen Träger des "Right Livelihood Awards". Sie wurden für ihren Mut und ihren Einsatz bei der Suche nach Alternativen zum Status Quo ausgezeichnet. In ihrer Summe verdeutlichen sie, wie sehr alle handelnden Akteure unserer Zeit in einem globalen Zusammenhang stehen.