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Wechsel der Wirtschaftsberater

Steffen Leidel4. März 2003

Neue Köpfe braucht das Land, meint George Bush und hat nach dem Finanzminister nun auch seinen Chefökonom ausgewechselt. Das neue Team unter Gregory Mankiw soll Bushs lädierte Wirtschafts- und Finanzpolitik aufpolieren.

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Glenn Hubbard, US-Wirtschaftsberater, musste Gregory Mankiw weichenBild: AP

Eigentlich hatte Glenn Hubbard doch alles richtig gemacht, so ganz im Sinne des Präsidenten. Seit Mai hatte der Steuerexperte den Wirtschaftsberaterstab George Bushs geleitet und sich dort einen Namen als Architekt des milliardenschweren Steuersenkungspakets der Bush-Regierung gemacht. Hubbard soll sich als Lohn für seine Arbeit Hoffnungen auf einen Posten als Staatssekretär im Finanzministerium gemacht haben. Doch daraus wurde nichts: Der Chefökonom reichte seine Kündigung ein, aus familiären Gründen wie er offiziell verlauten ließ.

Komplette Neuordnung

Symbolbild Wirtschaft USA
Geschäftsschließung in den USABild: AP

Der wahre Grund ist wohl ein anderer: Hubbard ist vorerst der letzte, der sich George Bushs Neuordnung des wirtschaftspolitischen Beraterstabs fügen musste. Bereits im vergangenen Jahr musste Finanzminister Paul O'Neill dem Bahnmanager John Snow weichen und der Investmentbanker Stephen Friedman ersetzte Lawrence Lindsey als führenden Wirtschaftsberater. Wurden bei Lindsey Kommunikationsschwierigkeiten bemängelt, waren es bei O'Neill vor allem inhaltliche Differenzen. Er hatte mehrfach öffentliche Zweifel geäußert, dass die drastischen Steuersenkungen die Konjunktur ankurbeln könnten.

Nachfolger Hubbards wird der renommierte Harvard-Professor Gregory Mankiw. Mit ihm will Bush das Ansehen seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik aufbessern. Immer mehr Amerikaner glauben nämlich, dass sich der Präsident mehr um die Absetzung Saddam Husseins bemüht, als um die kränkelnde Wirtschaft zu Hause. Das Konsumklima ist auf den tiefsten Stand seit neun Jahren gefallen, Investitionen werden aufgeschoben, das Haushaltsdefizit soll in diesem Jahr zwischen 200 und 300 Milliarden Dollar betragen. Die wirtschaftliche Unsicherheit wird dabei noch durch die drohenden Kosten eines möglichen Irak-Kriegs geschürt.

Werben für das Steuerpaket

Principles of Microeconomics
Mankiws "Principles of Microeconomics" sind ein Standardwerk unter Ökonomen.

Bush setzt deshalb eilig ein Signal: "Schaut her, ich kümmere mich". Er will nicht den Fehler seines Vaters wiederholen, der im Siegestaumel nach dem Golfkrieg 1991 die Wirtschaft im eigenen Land aus den Augen verlor und deshalb die Wahlen gegen Bill Clinton verlor. Mankiw soll nun vor allem Bushs 690 Milliarden teures Steuerpaket vermarkten. Denn das kommt schlechter an als erhofft. Jeder zweite Amerikaner glaubt, dass nur die Reichen von dem Programm profitieren werden. Selbst der US-Notenbankchef Alan Greenspan äußerte unverhohlen Kritik.

Die neue Crew soll den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Mankiw scheint dafür der richtige Mann. Als Neo-Keynesianer vertrete er den "defizitintensiven Kurs" der Bush-Administration besser als die alte Beratermannschaft, sagt Günter Weinert vom Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv zu DW-WORLD. Auch Gustav Adolf Horn, Leiter der Abteilung Konjunktur am Deutschen Institut für Wirtschaft in Berlin (DIW) glaubt, dass Hubbard den Bush-Kurs "zu zögerlich" vertreten habe. "Mankiw ist jemand der sich gut verkaufen kann", so Horn.

Überflieger und Millionär

Analysten bescheinigen dem 44-jährigen Mankiw "brillanten Verstand". Er gilt als Überflieger der amerikanischen Nachwuchs-Ökonomen; bereits mit 29 Jahren erhielt er eine Professur. Mit "Principles of Economics" schrieb er ein Standard-Lehrbuch, das von Studenten auf der ganzen Welt gelesen wird und ihn zum Millionär machte. Als Neo-Keynesianer hat er sogar seinen Hund nach dem Ökonomen John Maynard Keynes benannt. Mankiw war von der Bush-Administration schon in der Vergangenheit gerne zitiert worden. Er hatte nämlich zusammen mit dem Ökonomen Douglas Elmendorf ein Modell entwickelt, nach dem sich der Einfluss von Haushaltsdefiziten auf die langfristigen Zinsen berechnen lässt. Dieses Modell nutzte das Weiße Haus, um zu belegen, dass die Defizite der vergangenen zwei Jahre gering seien im Vergleich zur Größe des Landes und damit langfristig keine negativen Folgen für die US-Wirtschaft mit sich brächten.

Ob Bushs Steuersenkungspläne Erfolg haben, hängt jedoch nicht maßgeblich von der Überzeugungsfähigkeit eines Mankiw oder Snow ab. Der DIW-Experte Horn, der Bushs Konjunkturprogramm grundsätzlich begrüßt, verweist vor allem auf den drohenden Irak-Krieg. Der könnte die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage noch verschärfen und das Defizit zusätzlich anschwellen lassen. Dann, so Horn, seien Steuererhöhungen nicht zu vermeiden.