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Gesellschaft

Weibliche Imame fordern Ende für Kinderehen

28. April 2017

Keine Schule mehr, viele Scheidungen: Für hunderte weibliche Imame in Indonesien ist das Grund genug, ein höheres Mindestheiratsalter für Frauen zu verlangen. Dort wird der "Bund fürs Leben" oft schon mit 16 geschlossen.

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(Foto: picture alliance/dpa/A. Pathoni)
Beziehung mit Zukunft? Kinderhochzeitspaar in der Stadt Cipayung, West-Java. Die Braut ist 16 Jahre alt Bild: picture alliance/dpa/A. Pathoni

Mit einer ungewöhnlichen Fatwa hat eine Gruppe von weiblichen muslimischen Religionsgelehrten in Indonesien von der Regierung ein Gesetz gegen Kinderhochzeiten verlangt. Auf einem Kongress mit mehr als 800 Teilnehmerinnen forderten sie, das Mindestheiratsalter für Frauen auf 18 Jahre heraufzusetzen. Bislang dürfen Mädchen in Indonesien - dem weltweit bevölkerungsreichsten muslimischen Land - mit 16 Jahren schon heiraten. Häufig sind sie noch jünger. Die Fatwa - im Islam eine Art Rechtsauskunft von Gelehrten - ist die erste solcher Art. Fatwas werden in Indonesien regelmäßig ausgesprochen, wobei dies üblicherweise den männlichen Imamen vorbehalten ist.

Jedes vierte Mädchen vor der Volljährigkeit verheiratet

Die weiblichen Angehörigen des Klerus begründeten ihre Empfehlung unter anderem damit, dass vielen Kinderbräuten nicht erlaubt werde, ihre Schulausbildung fortzusetzen. Zudem ende mindestens die Hälfte dieser Ehen in einer Scheidung. Die Generalsekretärin des Organisationskomitees, Ninik Rahayu, sagte zum Ende des dreitägigen Kongresses in der Stadt Cirebon: "Wir fordern die Regierung auf, ernsthaft an der Heraufsetzung des Mindestalters zu arbeiten." Nach einer Studie "der UN-Kinderhilfswerks UNICEF heiratet jedes vierte Mädchen in Indonesien, bevor es volljährig wird. Der Kongress war die erste große Zusammenkunft von weiblichen Religionsgelehrten in dem südostasiatischen Land. In Indonesien leben mehr als 200 Millionen Muslime. Dort wird eine liberale Form des Islam praktiziert. Allerdings gibt es auch in Indonesien Tendenzen zur Radikalisierung.

Verfassungsgericht heißt Kinderehen gut

Kinderehen werden in Indonesien schon länger kontrovers diskutiert. Immer wieder gibt es Versuche von Menschenrechtlern und Politikern, das Mindestalter heraufzusetzen. Erst im Juni 2015 bestätigte das Verfassungsgericht jedoch die Rechtmäßigkeit eine Gesetzes von 1974, welches das Mindestalter für Mädchen auf 16 Jahre festlegt und für Jungen auf 19 Jahre. Mit der Erlaubnis religiöser Gerichte können Eltern laut Gesetz ihre Kinder auch schon früher verheiraten. Fast alle Gesuche werden laut UNICEF angenommen..

sti/uh (epd, dpa, rtr)