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Dringend gesucht!

Greta Hamann19. Juli 2012

Deutschland braucht Fachkräfte - vor allem in der IT-Branche. Frauen sind hier besonders unterrepräsentiert. Das will die Branche ändern und deren Anteil bis 2020 verdoppeln. Trotzdem gibt es zu wenig Frauen.

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Frauen sitzen vor Computern. FÓTO: Fredrik von Erichsen dpa/lrs +++(c) dpa - Report+++
Universität E-Klausur online PrüfungBild: picture-alliance/dpa

Andrea Reichelt ist eine ungewöhnliche Frau. Man könnte auch sagen sie ist eine Frau in ungewöhnlichem Umfeld. Sie leitet das mittelständische IT-Unternehmen Smartmove und ist damit eine von Wenigen. In deutschen Unternehmen der Informationstechnologie arbeiten nur 15 Prozent Frauen. In Führungspositionen sind es noch weniger: Nur rund drei Prozent sind hier weiblich.

Schon in ihrem Ingenieursstudium war Andrea Reichelt eine Frau unter vielen Männern. Nur fünf Prozent waren Kommilitoninnen. Trotzdem hat sie sich selten benachteiligt gefühlt: "Das habe ich eher als Vorteil gesehen. Man fällt auf und bekommt dadurch auch mehr Aufmerksamkeit - das kann auch positiv sei."

Informatikstudium nur für Frauen

Dieses Gefühl kennt Franziska Preiß nicht - noch nicht jedenfalls. Sie studiert im zweiten Semester an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Der Frauenanteil in ihrem Studiengang liegt bei 100 Prozent. Es ist ein reiner Frauenstudiengang im Fach Informatik. Davon gibt es nicht viele in Deutschland - insgesamt sind es drei. Franziska Preiß hätte zur Not auch einen ganz gewöhnlichen gemischten Studiengang gewählt, doch dann gefiel ihr das Angebot der Hochschule für Technik und Wirtschaft doch besser.

Denn wie viele andere junge Frauen hatte sie zunächst Hemmungen, sich in Sachen Informatik mit dem männlichen Geschlecht messen zu müssen: "Ich habe gedacht, dass die Jungen wahrscheinlich mehr wissen als ich, weil sie sich einfach schon mehr mit Computern beschäftigt haben. Ich habe nie sehr viel vorm Computer gesessen. Wenn man nur unter Mädchen ist, nimmt es den Druck raus."

Abschreckendes Image

Genau das ist das Problem, glaubt Franziskas Professorin Juliane Siegers. Viele junge Frauen denken, dass sie nicht mit den männlichen Kollegen mithalten können. Dabei beginnen so gut wie alle Informatikstudiengänge bei Null. Das heißt jeder, der Spaß an der Materie hat, kann ohne viel Vorwissen gut mitkommen. Der Grund, warum viele Frauen vor dem Fach Informatik oder einem ähnlichen Studium abschrecken, liegt nicht am Fachlichen, sondern am Image. Juliane Sieger glaubt, dass die Informatik einfach einen schlechten Ruf hat. Das Bild des Pizza essenden, blassen Computerfreaks, der Tag und Nacht vorm Bildschirm sitzt, ist noch in vielen Köpfen. Am Inhalt könne es nämlich nicht liegen. Bei ähnlichen Disziplinen wie zum Beispiel der Mathematik, ist auch die Hälfte der Studierenden weiblich.

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"Bei der Informatik gibt es eine große Einstiegshürde. Nach spätestens einem Jahr wissen die Frauen bei uns, was es bedeutet, Informatik zu studieren und trauen sich auch zu, gemischt zu studieren", sagt Professorin Juliane Siegers. Deswegen sei der Frauenstudiengang auch nur für den Bachelor ausgelegt, spätestens im Master wird wieder gemeinsam studiert.

Der geringe Frauenanteil in der Informatik ist außerdem ein deutsches Problem. Statistiken zeigen, dass selbst im EU-Durchschnitt mehr Frauen sogenannte MINT-Fächer studieren. Zu den MINT-Fächern gehören die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

IT-Geschäftsführerin Andrea Reichelt kann jungen Frauen nur ein Studium im Bereich der IT empfehlen. Sie glaubt, dass immer mehr Unternehmen auf Frauen setzen werden. In ihrem Unternehmen halten Frauen und Männer sich jetzt schon fast die Waage. Ihr ist es wichtig, die Potentiale beider Geschlechter zu nutzen und den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, das Unternehmen mit zu gestalten. Das sei nicht in vielen Branchen und Unternehmen möglich glaubt Reichelt, aber "die IT-Branche ist eine absolute Zukunftsbranche. IT wird immer gebraucht werden und die Bedeutung steigt." Eine gute Chance für Frauen, denn in wachsenden Unternehmen und Branchen sei es viel einfacher, sich einzubringen und sich zu verwirklichen.