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Weiche Wohnwellen

Christine Harjes21. Mai 2002

Mit dem Phantasy-Landscape Raum schuf der Designer Verner Panton ein Abbild der Sixties par excellence. Seine Markenzeichen: extravagante Formen und kräftige Farben. In Düsseldorf sind seine Wohnwelten wiedererstanden.

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"Phantasy Landscape" - eine Wohnwelt von Verner PantonBild: Panton Design, Basel

Vorsichtig kriechen Besucher aus dem 21. Jahrhundert durch Verner Pantons Wohnhöhle. Psychedelische Klänge wabern aus unsichtbaren Lautsprechern. In der Mitte locken Schaumstoffwellen in warmen Rottönen, an den Seiten dominieren kalte Farben von Türkis bis Lila. Ergonomisch geformte Liegen und Sitze im Boden und an den Wänden ermöglichen dem Gast unzählige verschiedene Ruhepositionen. Von oben baumeln Kinderfüße in bunten Socken über dem Gesicht einer entrückten Besucherin. Bequem in eine Bodenwelle gegossen, lauscht sie der Musik und blickt an die bunten Deckenwellen.

Ewige Utopien

"Zukunftsmusik aus dem Jahr 2000" hieß es in einem Werbefilm, der 1968 für ein Möbelsystem von Verner Panton warb. Selbst 2002 wirken die Möbelstücke des dänischen Designers noch immer utopisch. Vielleicht, weil die Pantonschen Plastikorgien in den späten siebziger Jahren ein jähes Ende fanden: Der Umweltschutz zog ein in deutsche Wohnzimmer und Büros und mit ihm die Kiefernholzmöbel. Plastikmöbel waren moralisch nicht mehr vertretbar. Pantons Modestil war "out" und geriet in Vergessenheit. Bis zu ihrer Auferstehung: Im 21. Jahrhundert erstrahlt Pantons Plastik in altem Glanz.

Mamas Möbel

Verner Panton Stuhl
Aus einem Plastikguss: der Panton ChairBild: Vitra
Pantons berühmtestes Möbelstück, der "Panton Chair", verkauft sich heute wieder stapelweise. Nachgebaut von der Firma Vitra kostet er 500 Euro. Zurück zu den Wohnwurzeln der Eltern und Großeltern? Karl-Georg Bitterberg, Professor für Innenarchitektur an der Hochschule für Technik in Stuttgart, erkennt auch in den Entwürfen seiner Studenten alte Formen wieder. Die Globalisierung führe zu einer Orientierungslosigkeit in der Bewertung von Kulturen, erklärt er den Retro-Trend: "Wenn man durch Quantität überrascht wird, neigt man wieder zum Tradierten, zum Einfachen."

Bewegter Besuch

Verner Panton Livingtower
Kreatives Sitzen: "Living Tower", 1968Bild: Vitra

Einfach zwar, aber bunt und phantasievoll sind die Panton-Entwürfe. Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf stellt noch bis zum 31. Juli 2002 Möbel, Lampen und den begehbaren Nachbau der Phantasy-Landscape-Räume aus. "Wohnhöhle" und "Sitztürme" laden ein zum Reinkriechen und Raufklettern. Panton hätte die "Ausstellung zum Anfassen" gefallen, denn seine Vorstellung vom Wohnen war untrennbar mit Bewegung verbunden: "Ich kann es nicht ertragen, in ein Wohnzimmer zu kommen und das Sofa mit Sofatisch und zwei Sesseln zu sehen und sofort zu wissen, dass man hier den ganzen Abend festsitzen wird."