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Weiter ausbaufähig

Karl Zawadzky 7. April 2003

Die politischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland sind gut, wie der Petersburger Dialog verdeutlichen soll. Aber auch wirtschaftlich sind beide Staaten eng verbunden.

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Nicht nur die politischen, auch die Wirtschaftsbeziehungen sind gutBild: AP

Der dritte Petersburger Dialog soll noch einmal die guten Beziehungen zwischen Russland und Deutschland belegen. Dazu treffen sich am Freitag und Samstag (11./12.4.2003) unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder und Staatschef Wladimir Putin zu einem Festakt in der ehemaligen Zarenstadt Sankt Petersburg.

Doch auch die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen befinden sich wie die politischen Kontakte seit Jahren in einem starken und zudem stabilen Aufwind. Die deutsche Wirtschaft kann liefern, was Russland dringend benötigt: Maschinen, Industrieanlagen, Personen- und Lastkraftwagen, Chemieerzeugnisse, Arzneimittel, Elektroartikel und - nicht zuletzt - Konsumgüter.

Die Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" ist groß; die deutschen Ausfuhren in die russische Föderation sind im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf den neuen Rekordwert von 11,4 Milliarden Euro gestiegen. Der deutsch-russische Handel hat sich sehr positiv entwickelt, meint Andrea von Knoop, die Leiterin des Delegiertenbüros der deutschen Wirtschaft in Moskau. Aber: "In Anbetracht des Riesenpotenzials dieses Marktes sind diese Zahlen absolut noch steigerungsfähig."

Russischer Handelsüberschuss

So beachtlich der deutsche Export nach Russland sowohl bei den Wachstumsraten als auch beim Volumen ist, darf dabei doch die Relation nicht aus dem Blick geraten. Die deutschen Ausfuhren nach Frankreich sind sieben Mal größer als die nach Russland. Es bestehen also tatsächlich noch gewaltige Entwicklungschancen.

Das gilt auch für die russischen Lieferungen nach Deutschland, die sich im vergangenen Jahr auf 13 Milliarden Euro beliefen. Russland trägt damit vor allem zur Deckung des deutschen Energiebedarfs bei, denn bei den Lieferungen handelt es sich zum weitaus überwiegenden Teil um Erdöl und Erdgas. Mit erheblichem Abstand folgen Eisen- und Stahlerzeugnisse, Mineralölprodukte und Chemiewaren. Dem Wert nach waren die deutschen Einfuhren aus Russland im vergangenen Jahr rückläufig, was an den gesunkenen Weltmarktpreisen für Energie-Rohstoffe lag.

Da die Preise für diese Produkte inzwischen deutlich gestiegen sind, erhalten die Russen für das gleiche Handelsvolumen deutlich mehr Geld. Ihr Einnahmeüberschuss im bilateralen Handel, der sich im vergangenen Jahr auf rund anderthalb Milliarden Euro belief, dürfte im laufenden Jahr zunehmen. Dabei haben die Devisenreserven der Zentralbank - bei einem über Jahre anhaltenden Aufwärtstrend - unlängst die Grenze von 50 Milliarden Dollar überschritten.

Gute Zahlungsmoral

Das schafft Erleichterung beim Schuldenberg. Die Verschuldung gegenüber dem Ausland, zum Teil resultierend aus den Zeiten der längst verflossenen Sowjetunion - lastet wie eine schwere Hypothek auf der russischen Volkswirtschaft. Doch die Regierung unter Präsident Putin unternimmt gewaltige Anstrengungen, die Schulden nicht nur pünktlich zu bedienen, sondern sie auch noch vorzeitig zurückzuzahlen.

Russland hat schwere Zeiten hinter sich; die Menschen und das Land leiden noch unter den Überbleibseln der kommunistischen Planwirtschaft. Der angestrebte Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO soll die Reformen unumkehrbar machen und damit die Stabilität sowie die Berechenbarkeit Russlands als Wirtschaftspartner verbessern - und damit zusätzliche ausländische Investitionen in das Land locken.

Guter Zeitpunkt

Die seit Anfang der neunziger Jahre akkumulierten Gesamtinvestitionen deutscher Unternehmen in der Russischen Föderation belaufen sich auf etwas mehr als acht Milliarden Euro. Damit ist Deutschland der größte Investor. Doch in den letzten Jahren haben Investoren aus anderen Länder aufgeholt. Deshalb rät Andrea von Knoop, die Delegierte der deutschen Wirtschaft in Moskau: "Jetzt ist der Moment, hier einzusteigen."