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Weitere Rockefeller-Stiftung gegen Öl

24. März 2016

Die US-Familie Rockefeller verdankt ihren gewaltigen Reichtum dem Ölgeschäft. Doch nun verabschiedet sich eine weitere Stiftung der Familie von Anlagen in fossile Brennstoffe - auch vom Ölriesen Exxon.

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Fabrik Standard Öl Raffinerie John D. Rockefeller
Bild: RBF

Der Rockefeller Family Fund, eine Wohltätigkeitsorganisation, teilte am Mittwoch mit, seine Anteile des Ölkonzerns Exxon abzustoßen. Auch von Beteiligungen im Bereich Kohle und kanadischem Ölsand werde man sich so schnell wie möglich trennen.

Angesichts der existenziellen Bedrohung, der sich die Menschheit und das natürliche Ökosystem ausgesetzt sähen, gebe es für Unternehmen "keinen vernünftigen Grund, weiter nach neuen Kohlenwasserstoff-Quellen zu suchen", hieß es in einer Mitteilung.

Der Family Fund folgt damit dem größeren Rockefeller Brothers Fund, der zuletzt über 790 Millionen Dollar (706 Millionen Euro) verfügte. Die ebenfalls als gemeinnützige Stiftung aufgestellte Organisation hatte bereits im September 2014 angekündigt, sich schrittweise von Anlagen in fossile Energien zu trennen.

Die Stiftung wolle so auf die "Risiken der Klimaveränderung" aufmerksam machen und hoffe, "historische Veränderungen auszulösen", sagte Stephen Heintz, Präsident des Rockefeller Brothers Fund, im DW-Gespräch.

"Moralisch verwerflich"

Damit wenden sich die Stiftungen von den Ursprüngen des sagenhaften Reichtums der Rockefeller-Familie ab. Vor mehr als einem Jahrhundert machte John D. Rockefeller Sr. mit Standard Oil, einem Exxon-Vorläufer, ein Vermögen (das Artikelbild zeigt eine undatierte Aufnahme einer Standard Oil Raffinerie).

Mittlerweile sieht der Family Fund Exxon jedoch kritisch. Das Verhalten bei Klimathemen scheine "moralisch verwerflich" zu sein, hieß es in der Mitteilung.

Im November hatte die New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Exxon Ermittlungen eingeleitet. Dabei ging es um die Frage, ob der Konzern die Öffentlichkeit und Aktionäre über die Risiken des Klimawandels getäuscht hat.

Exxon hatte damals erklärt, auf Geschäftsrisiken unter anderem in Quartalsberichten hingewiesen zu haben.

Exxon spricht von "Verschwörung"

"Wir können nicht mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, das gegenüber dem öffentlichen Interesse scheinbar so eine Verachtung an den Tag legt", teilte der Rockfeller Family Fund nun mit.

Den Ausstieg der Rockefeller-Stiftung aus Exxon-Aktien kommentierte das Unternehmen so: "Es ist nicht überraschend, dass sie sich zurückziehen, da sie bereits eine Verschwörung gegen uns finanzieren." Der Rockefeller Family Fund habe Mittel für "gezielt irreführende" Berichte über Exxons Forschung zum Klimawandel bereitgestellt, so ein Exxon-Sprecher.

Die Höhe des Exxon-Anteils oder der Beteiligungen im Bereich fossile Brennstoffe führte der Family Fund nicht aus. Ölkonzerne sind seit Monaten wegen des Ölpreisverfalls unter Druck.

Divestment-Bewegung auch in Europa

Auch in Europa prüfen Großanleger zunehmend Rohstoff-Investments. Im November hatte der Allianz-Konzern angekündigt, nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen zu investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle erzielen.

In Norwegen beschloss das Parlament im Juni 2015, dass der staatliche Pensionsfonds nicht mehr in Kohle-Geschäften aktiv sein soll. Der Fonds ist in Deutschland an Eon und RWE beteiligt.

Die sogenannte Divestment-Bewegung hat auch in Banken, die nur noch in ökologisch und ethisch tragbare Geschäfte investieren wollen, Einzug gehalten.

bea/nm (reuters, dpa, DW)