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Hilfe für die Ärmsten

30. Mai 2008

In den Kampf gegen die Lebensmittelkrise kommt Bewegung: Die Weltbank stellt 1,2 Milliarden Dollar bereit, in Yokohama einigten sich die afrikanischen Staaten auf ein Programm zum Ausbau der Landwirtschaft.

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Lebensmittelausgabe im pakistanischen Lahore, Quelle: AP
Lebensmittelausgabe im pakistanischen LahoreBild: AP

Im Kampf gegen die weltweite Lebensmittelkrise hat die Weltbank Hilfen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (etwa 780 Millionen Euro) angekündigt. Das neue Programm solle schnellere Hilfe für die Bedürftigen der Welt ermöglichen, sagte Weltbankpräsident Robert Zoellick am Donnerstag (29.05.2008). Ohne diese Maßnahmen machten "die hohen Lebensmittelpreise die ärmste Milliarde (Menschen) bald zu den ärmsten zwei Milliarden." Mindestens 200 Millionen Dollar davon seien Hilfen, die die Ärmsten in den betroffenen Ländern unmittelbar erreichen sollen und nicht zurückgezahlt werden müssen.

"Klarer Aktionsplan nötig"

Weltbank-Präsident Robert Zoellick, Quelle: AP
Weltbank-Präsident Robert ZoellickBild: AP

Außerdem sollen die Weltbank-Mittel zur langfristigen Förderung der Landwirtschaft in armen Ländern im nächsten Jahr um zwei Milliarden auf insgesamt sechs Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) aufgestockt werden. "Diese Initiativen werden helfen, der unmittelbaren Gefahr durch Hunger und Unterernährung für zwei Milliarden Menschen zu begegnen, die angesichts steigender Lebensmittelpreise ums Überleben kämpfen", sagte Zoellick.

Die Lage erfordere "einen klaren Aktionsplan", verlangte der Weltbankchef kurz vor einem Gipfeltreffen zu Lebensmittelkrise in der folgenden Woche in Rom. So solle für die Zukunft ermöglicht werden, "dass afrikanische Bauern nicht nur Afrika, sondern Menschen in aller Welt ernähren können".

Das neue Hilfsprogramm soll für zusätzliche Schulspeisungen, Lieferungen von Saat und Dünger, Ausbau von Bewässerungssystemen und Lebensmittellieferungen an die Ärmsten investiert werden. Eine erste Soforthilfe aus dem 200-Millionen-Dollar-Topf wurde noch am Donnerstag für Liberia, Haiti und Dschibuti gewährt. Im Juni sollten Hilfen für Togo, den Jemen und Tadschikistan gewährt werden, teilte die Weltbank mit.

Programm für Afrika

Demonstration gegen steigende Lebensmittelpreise in Libanons Hauptstadt Beirut, Quelle: AP
Demonstration gegen steigende Lebensmittelpreise in Libanons Hauptstadt BeirutBild: AP

Unterdessen sagten die Teilnehmer des Japan-Afrika-Gipfels in Yokohama eine Ankurbelung der Lebensmittelproduktion zu. In einer gemeinsamen Abschlusserklärung verlangten die Teilnehmer, afrikanische Bauern mit Mikrokrediten zu unterstützen und die bewässerten Landflächen des Kontinents binnen fünf Jahren um 20 Prozent zu vergrößern. Japans Regierungschef Yasua Fukuda hatte dem Gipfel zugesagt, mit japanischer Hilfe könne Afrika seine Reisproduktion innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln. Dazu sollen in den kommenden fünf Jahren konkrete Maßnahmen wie die Entwicklung neuer Reissorten sowie eine Ausweitung der Bewässerungsflächen um 20 Prozent ergriffen werden. Mehr als 50 afrikanische Staaten nahmen an dem Gipfel teil.

Markt in Villa Nueva, Guatemala Quelle: AP
Markt in Villa Nueva, GuatemalaBild: AP

Zuvor hatten die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) vor dauerhaft hohen Lebensmittelpreisen gewarnt. Zwar würden sich die derzeitigen Spitzenpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse nicht halten, doch würden die Preise in den kommenden zehn Jahren nach Einschätzung weit höher liegen als früher und auch stärker schwanken.

Gewalttätige Hungerunruhen

Als Ursache sieht die Studie der beiden Organisationen drei längerfristige Faktoren: Den hohen Ölpreis, die veränderten Ernährungsgewohnheiten in Entwicklungs- und Schwellenländern und nicht zuletzt die politisch gewollte steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen.

Die Explosion der Gebrauchsgüterpreise im Laufe des vergangenen Jahres hat in den Entwicklungsländern zu einer raschen Verarmung der Bevölkerung geführt, die den größten Teil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben muss. Die gestiegenen Lebensmittelpreise führten bereits zu ersten gewaltsamen Hungerunruhen in mehreren Entwicklungsländern. Viele der Staaten verhängten Exportbeschränkungen, um die Versorgung ihrer Bevölkerung nicht zu gefährden. (stu)