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Weltbevölkerung wächst immer schneller

15. September 2004

Vor zehn Jahren verabschiedete die Staatengemeinschaft ein Aktionsprogramm gegen Armut. Nun zog der diesjährige UN-Weltbevölkerungsbericht Bilanz: Bessere Lebensverhältnisse hängen von der Situation der Frauen ab.

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Ungleiche LebenschancenBild: AP

6,4 Milliarden Menschen bewohnen derzeit die Erde. Und es werden immer mehr - fast neun Milliarden bis 2050, prognostiziert der UN-Weltbevölkerungsbericht. Doch schon jetzt müssen 2,8 Milliarden Menschen mit weniger als zwei Euro am Tag auskommen. Viele leben in erbärmlichen Verhältnissen. Eine halbe Milliarde Menschen trinkt verunreinigtes Wasser.

Frage des Geldes

Vor zehn Jahren einigten sich in Kairo 179 Staaten darauf, bis 2015 die Zahl der in Armut lebenden Menschen zu halbieren. Um das rasante Bevölkerungswachstum zu bremsen, sollten Verhütungsmittel verbreitet, Frauenrechte gestärkt und die Lebensbedingungen in den ärmsten Ländern verbessert werden. Der aktuelle Bericht wurde am Mittwoch (15.9.) von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in Berlin vorgestellt. Das Fazit des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA): Bisher ist die Umsetzung des Aktionsprogramms in vielen Teilen gescheitert. Es fehlt Geld. Aber: Frauen sind die Schlüsselstelle in der Armutsbekämpfung.

Situation der Mütter entscheidend

Hauptziel der Bevölkerungsentwicklung müsse sein, die Rechte und die Lebensbedingungen von Frauen zu verbessern. Von gut ausgebildeten Frauen profitierten Familien und Staaten gleichmaßen. Auch in ihre Gesundheit müsse mehr investiert werden. So habe sich die Müttersterblichkeit in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert, konstatiert der Weltbevölkerungsbericht. Jedes Jahr würden über eine Million Frauen an Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt sterben.

Etwa 200 Millionen Frauen weltweit haben keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau geht dem Bericht zufolge zwar in vielen Regionen zurück, dennoch wird die Weltbevölkerung weiter wachsen. In den 50 ärmsten Ländern werde sich die Zahl der Menschen bis 2050 sogar verdreifachen - auf 1,7 Milliarden, hieß es. Die UN-Organisation fordert deshalb bessere Angebote zur Familienplanung. Doch gerade hier halten sich Industrieländer bei der Finanzierung zurück.

Besonders negativ wirke sich die Haltung der USA aus, erklärte Renate Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung: Ein Großteil der US-Entwicklungshilfe sei an die Richtlinie geknüpft, Enthaltsamkeit statt Aufklärung und Verhütung zu propagieren.

Senegalese mit seinen beiden Frauen
Senegalese mit seinen beiden FrauenBild: Reategui
Eltern
Immer weniger Kinder in vielen europäischen NationenBild: Bilderbox

Megacities der Zukunft

Der Bericht setzt sich auch mit den Problemen der Landflucht und der Aids-Epidemie auseinander. Weltweit seien 38 Millionen Menschen mit dem HIV/Aids-Virus infiziert. Diese Zahl könne noch dramatisch wachsen, weil nur ein Fünftel aller Menschen mit hohem Infektionsrisiko die Möglichkeit hätten, sich zu schützen. Rund die Hälfte aller Menschen, die sich neu mit dem Virus ansteckten, seien zwischen 15 und 24 Jahre alt. Auch junge Frauen seien vermehrt betroffen.

Familienplanung in Indien
Indische Frauen in der FamilienberatungBild: Hartert

Wegen der anhaltenden Landflucht werden in Zukunft die Metropolen immer stärker wachsen. Ab 2007 wird dem Bericht zufolge die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten leben. Ab 2030 werde es in allen Weltregionen mehr Städter als Landbewohner geben.

Das weiterhin schnelle Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern verschärfe die Armut massiv, heißt es in der Studie weiter. Diese Armut gehe Hand in Hand mit hoher Fruchtbarkeit und einer hohen Krankheits- und Sterblichkeitsrate. Es bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln und der Verringerung von Armut, schreibt der UN-Bevölkerungsfonds in seinem Bericht: "Kleinere Familien haben mehr, um in die Bildung und Gesundheit ihrer Kinder zu investieren."