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Welterbe: Von Angermünde nach Eisleben

Frederike Müller13. Juli 2012

Wir sind unterwegs auf unserer zweiten Route zu den UNESCO-Welterbestätten im Nordosten Deutschlands. Von Angermünde nach Eisleben: 300 Kilometer, ein Wald, vier Städte, fünf Mal Welterbe.

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Die Sonne scheint durch das Blätterdach von Buchen im Totalreservat des Grumsiner Forstes nahe dem brandenburgischen Angermünde
Weltkulturerbe 2011 Buchenwälder sind Unesco-WeltnaturerbeBild: picture-alliance/dpa

Unsere zweite Route führt uns zu Umbrüchen, die von Deutschland aus in die ganze Welt schwappten: Wir begegnen den Architekturstars des „Neuen Bauens" und einer der herausragenden Persönlichkeiten des religiösen Lebens in Deutschland, dem Reformator Martin Luther.

Die Reise beginnt aber bei einem Weltnaturerbe nahe Angermünde, einem kleinen Städtchen eine Stunde nordöstlich von Berlin. Hier liegt der Buchenwald Grumsin. An der Blumberger Mühle starten Führungen mit einem Ranger. Und dann geht es auf und ab über verschlungene Wege, die von der letzten Eiszeit geformt wurden. Seit 2011 zählt der Buchenwald Grumsin zum Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands". Ebenso wie vier weitere einzigartige Buchenwaldgebiete: Nationalpark Jasmund, Serrahner Buchenwald, Nationalpark Kellerwald-Edersee und Nationalpark Hainich.


Architektur zwischen Tradition und Moderne

Weiter geht es nach Berlin. Wir beginnen unsere Hauptstadttour mit den sechs Siedlungen der Berliner Moderne, die seit 2008 zum Welterbe gehören. Für eine Besichtigungstour sollte man genug Zeit mitbringen, denn diese international diskutierten und adaptierten Vorbilder für den sozialen Wohnungsbau liegen in sieben verschiedenen Berliner Bezirken! Als Gegenentwurf zu den düsteren kaiserzeitlichen Mietskasernen entstanden zwischen 1913 und 1934 die Gartenstadt Falkenberg, die Siedlung Schillerpark, die Wohnstadt Carl Legien, die Großsiedlung Britz mit dem berühmten Bau in Hufeisenform, die Weiße Stadt und – als glänzender Höhepunkt – die Großsiedlung Siemensstadt. Diese Siedlung ist in Europa einmalig, sie brachte die Architekturstars des „Neuen Bauens" zusammen: Hans Scharoun, Hugo Häring und den Bauhaus-Gründer Walter Gropius. Letzterem werden wir auf dieser Route auch noch einmal begegnen.

Architektonischer Kontrapunkt dazu und seit 1999 Welterbe ist die Berliner Museumsinsel. Ihre Geschichte beginnt 1830 mit dem Entwurf des Alten Museums durch Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus. Für den Weiterbau der Museumsinsel – Deutschlands teuerster Kulturstätte, die Kunst aus sechs Jahrtausenden präsentiert – beauftragt man übrigens bis heute nur die renommiertesten Architekten. David Chipperfield etwa, dem 2010 mit dem Umbau des Neuen Museums ein Entwurf gelang, der Moderne und Tradition in Dialog bringt. Ebenso umstritten wie sehenswert!

Blick aus dem Berliner Fernsehturm auf die Museumsinsel
Besucherattraktion in Berlin: die MuseumsinselBild: picture-alliance/dpa

Nur 100 Kilometer südwestlich von Berlin sind die Orte der Reformation unser nächstes Ziel. Einer ihrer Hauptschauplätze war die Stadtkirche in Wittenberg, in der Martin Luther zeitlebens predigte. Entlang der Lutherstätten wandelt man durch die ganze Altstadt wie durch ein Freilichtmuseum: Los geht’s am Lutherhaus, einem ehemaligen Augustinerkloster, wo Luther ab 1508 als Mönch und Professor wohnte, bis hin zur Schlosskirche, an deren Tür der Reformator 1517 seine berühmten Thesen angeschlagen haben soll. Die 95 Thesen, die den Ablasshandel der römisch-katholischen Kirche kritisierten, sorgten für viel Wirbel. So löste Luther eine Bewegung aus, die letztendlich zur Gründung der evangelischen Kirche führte.


Bauhausschule im Grünen

Unsere nächste Station etwas elbabwärts ist Dessau. Hier eröffnete der Architekt Walter Gropius 1925 die Kunstschule Bauhaus. Das Bauhaus ist bis heute weltweit Synonym für die kompromisslose Modernisierung von Kunst, Design und Architektur. Zwei Ikonen der Moderne und Welterbe seit 1996 sind das Schulgebäude und die innen farbig gestalteten Meisterhäuser. „Bunt ist meine Lieblingsfarbe", soll Bauhaus-Direktor Gropius tatsächlich gesagt haben.

Das Bauhaus in Dessau-Roßlau
Einflussreiche Bildungsstätte: Bauhaus in DessauBild: picture-alliance/dpa

Und auch in Dessau gilt: Einfach mal ums Eck schauen und wenige Meter Richtung Elbe laufen. Dort steht die Gaststätte Kornhaus, ein wenig bekannter Gropius-Bau, der bis heute – als Lokal betrieben – das Biosphärenreservat Mittelelbe bereichert.

Unsere letzte Station ist Eisleben, das 1996 gemeinsam mit Wittenberg den Welterbetitel erhielt. Was die Orte verbindet, sind die Stätten Luthers, der 1483 in Eisleben geboren wurde und 1546 hier starb. Auch wenn man nicht ganz sicher ist, welches Haus nun genau das Sterbehaus Luthers ist: Sicher ist, dass Luther die Heilige Schrift in den Mittelpunkt seiner Kirche rückte, und die Reformation von Deutschland aus weltweit Anhänger fand.