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Welterbe: Von Bad Homburg nach Regensburg

Frederike Müller10. August 2012

Wir sind unterwegs auf unserer sechsten Route zu den UNESCO-Welterbestätten. Von Bad Homburg nach Regensburg: 460 Kilometer, ein Opernhaus, eine Fossilienfundstätte, zwei Altstädte, sechs Mal Welterbe.

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Eingangstor zum Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg
Bild: picture-alliance/Bildagentur Huber

Unsere sechste Route quer durch den Süden Deutschlands führt uns zu Welterbestätten, die in ihren Dimensionen einzigartig sind: Wir begegnen dem längsten römischen Bauwerk in Bad Homburg, reisen nach Messel zu einer der ertragreichsten urzeitlichen Fossilienfundstätten und besuchen Regensburg, die größte in Deutschland erhaltene Stadt des Mittelalters.

Startpunkt unserer Reise ist Bad Homburg in Hessen. Vor rund 1900 Jahren siedelten hier die Römer, als sie zwischen Koblenz und Regensburg das längste Bauwerk ihrer Geschichte schufen: den Obergermanisch-Rätischen Limes. Die 550 Kilometer lange, antike Grenzanlage mitsamt ihrer Grenzkastelle ist eine ingenieurstechnische Meisterleistung – und seit 2005 Welterbe. Mit dem Limes wollte sich das hoch entwickelte Römische Imperium von den „barbarischen“ germanischen Stämmen abgrenzen. Bei archäologischen Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Überreste der Grenzanlage gefunden. Heute kann man eines der befestigten römischen Militärlager entlang des Limes - die Saalburg - bei Bad Homburg besichtigen. Das Besondere: Die Saalburg mit Dorf und Badeanlagen ist das weltweit einzige wieder aufgebaute römische Grenzkastell!

Entwicklung in Natur und Kultur

Wie die Welt in der Urzeit aussah, kann man in Messel erfahren. Die Grube Messel ist das Überbleibsel eines rund 47 Millionen Jahre alten Vulkansees. Einst umgeben von tropischem Urwald, ist die Grube Messel heute eine einzigartige Fossilienfundstätte für Tiere und Pflanzen aus der Urzeit, aus dem Zeitalter Eozän. Rund 30.000 Funde haben Wissenschaftler bislang zutage gebracht. Darunter fanden sich die Knochen von 40 verschiedenen Säugetierarten. Weltweit ist kaum eine andere Fossilienlagerstätte ergiebiger! Mit den sensationellen Funden von Fledermäusen, Urpferdchen und Krokodilen aus der Vorgeschichte des Menschen schaffte es die Grube Messel 1995 als erstes deutsches Weltnaturerbe auf die UNESCO-Welterbeliste.

Eineinhalb Stunden weiter östlich liegen Residenz und Hofgarten in Würzburg. Von 1720 bis 1744 entstand die Residenz als Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Der junge federführende Hofarchitekt Balthasar Neumann hielt die Zügel des ehrgeizigen Bauprojekts über die Jahre fest in den Händen. Zusammen mit den besten internationalen Architekten, Bildhauern, Stuckateuren und Malern seiner Zeit schuf er ein außergewöhnliches Barockschloss. Unbestrittene Meisterwerke des venezianischen Freskenmalers Giovanni Battista Tiepolo sind das riesige Deckenbild über dem Treppenhaus und die Wandgemälde im Kaisersaal der Residenz. Das Großbauprojekt und Gesamtkunstwerk Würzburger Residenz und Hofgarten gehört seit 1981 zum Welterbe.

Fassadenansicht der Residenz mit Hofgarten Würzburg
Barocke Attraktion: Residenz und Hofgarten in WürzburgBild: Fotolia

Die Inszenierung der Macht

Unsere nächste Station 100 Kilometer weiter östlich ist Bamberg. Heinrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, machte die Stadt im Jahr 1007 zu seinem Herrschaftssitz. Bamberg sollte so groß und bedeutend wie Rom werden. Entstanden ist eine einzigartige Modellstadt des frühen Mittelalters, die nicht das Stadtbild von Rom imitiert, sondern einem eigenen Stadtgrundriss folgt: An den Endpunkten eines gedachten christlichen Kreuzes stehen die vier Stiftskirchen der Altstadt, im zentralen Schnittpunkt der Dom. Im Dom findet sich das berühmteste Wahrzeichen der Stadt: der Bamberger Reiter. Der steinerne Reiter auf seinem Pferd entstand im 13. Jahrhundert. Er soll Kaiser Heinrich II. und seine Frau Kunigunde ehren, die im Dom begraben sind. 1993 wurde die Bamberger Altstadt zum Welterbe erklärt. Dazu gehören auch das vom Fluss Regnitz umspülte Rathaus und die Alte Hofhaltung, der ehemalige Wohnsitz der Bischöfe.

Der Bamberger Reiter sitzt im Dom zu Bamberg hch auf seinem Ross. (Foto: dpa/lby)
Geheimnisvolle Figur im Inneren des Doms: der Bamberger ReiterBild: picture-alliance/dpa

70 Kilometer von Bamberg entfernt liegt das jüngste Weltkulturerbe Deutschlands: das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth, seit dem 30.06.2012 Welterbestätte. Es wurde nach nur vier Jahren Bauzeit 1750 fertiggestellt. Heute zählt das Markgräfliche Opernhaus zu den wenigen erhaltenen Theaterbauten des 18. Jahrhunderts in Europa. Die Innenausstattung des Opernhauses gilt als einzigartig: Hier finden sich üppige Dekorationen aus Stuck, kunstvoll bemalte Bühnenleinwände und geschnitzte Logen im Stil des Barock!

Steinerne Zeugen des Mittelalters

Bereits seit 2006 Welterbe ist unser letztes Routenziel, knapp zwei Stunden weiter südöstlich: die Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof. Die Altstadt wird mit dem Stadtteil Stadtamhof über die Steinerne Brücke verbunden. In diesem Ensemble finden sich insgesamt nahezu 1000 Einzeldenkmäler aus der Zeit des Mittelalters. Dazu gehört auch der Regensburger Dom St. Peter, der im Stil französischer Kathedralen erbaut wurde. Ebenso stattlich sind die Wohn- und Handelshäuser der damaligen städtischen Oberschicht, die sogenannten Geschlechtertürme. Das mehr als 1800 Jahre alte Regensburg ist damit die besterhaltene Großstadt des Mittelalters in Deutschland.