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Streit über den Wortlaut

5. April 2007

Die Beratungen über den zweiten Teil des UN-Klimaberichts kommen in Brüssel nur äußerst langsam voran. Vor allem amerikanische und russische Gesandte versuchen, den Wortlaut des Reports abzuschwächen.

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Feilschen um jedes Wort: Die Brüsseler WWF-Delegation Lara Hansen und Hans Verolme
Feilschen um jedes Wort: Die Brüsseler WWF-Delegation Lara Hansen und Hans VerolmeBild: AP

Unmittelbar vor der Veröffentlichung des zweiten Teils des Weltklimaberichts haben die Delegierten in Brüssel noch immer um einzelne Formulierungen gerungen. Die Beratungen kamen am Donnerstag (5.4.07) so langsam voran, dass sogar über eine Verschiebung der für Freitag geplanten Veröffentlichung spekuliert wurde, sagte ein norwegischer Wissenschaftler in Brüssel. Größter Streitpunkt sei die Zusammenfassung des Berichts, erklärte Oyvind Christophersen.

Im Mittelpunkt des zweiten Teil des IPCC-Berichts stehen die Auswirkungen der Erderwärmung auf Flora und Fauna. Der Entwurf für den Report hat 20 Kapitel, zwei Zusammenfassung und insgesamt mehr als 1570 Seiten. Debattiert werde über einzelne Formulierungen, "ob etwas wahrscheinlich ist oder sehr wahrscheinlich, ob es global ist oder regional", sagte Hans Verolme von der Naturschutzorganisation WWF.

Blockadetaktik der amerikanischen Gesandten

"Es läuft extrem langsam", sagte Umweltstaatssekretär Michael Müller, Leiter der deutschen Delegation. Besonders den USA gelinge es mit "Wortklauberei und lächerlichen Einwänden", die Formulierungen des Berichts abzuschwächen. Es gehe besonders um die Feststellung, ob der Klimawandel vom Menschen zu verantworten oder ein Naturprozess sei.

Mit Blick auf den Gipfel der führenden Industrieländer und Russland (G8) im Juni lasse das Ganze wenig Gutes erahnen, erklärte Müller. Auf die G8-Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, kämen schwierige Verhandlungen zu. Merkel will, dass sich die Gipfel-Teilnehmer verpflichten, ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll zu vereinbaren.

Russland auf Konfrontationskurs

Kritisiert die USA: Umweltstaatssekretär Michael Müller
Kritisiert die USA: Umweltstaatssekretär Michael MüllerBild: AP

Bereits am Mittwoch hatten die großen Luftverschmutzer USA, Russland und China versucht, den neuen Klimareport abzuschwächen. Die drei Staaten meldeten mehrere Änderungswünsche bei den Formulierungen an. Wie aus den Verhandlungen bekannt wurde, waren vor allem die Russen auf Konfrontationskurs. Auch die USA drohten, das Projekt komplett scheitern zu lassen. Delegierte beider Länder äußerten Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Studie.

Dissens gab es nach Angaben eines schwedischen Delegierten über eine Formulierung der Einleitung, in der es im Entwurf heißt: "Viele Natursysteme auf allen Kontinenten und in einigen Ozeanen werden von regionalen Klimaveränderungen betroffen sein." Einige Delegationen forderten eine weniger eindeutige Aussage. Zur Klärung wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt.

UN-Sicherheitsrat wird über Klimawandel diskutieren

Umweltstaatssekretär Müller nahm am Rande der Konferenz eine Aussage des Reports vorweg: Der Bericht komme zu dem Schluss, dass durch den Klimawandel jede dritte Tier- und Pflanzenart in Deutschland ausgelöscht werden könnte. Bei einer ungebremsten Erderwärmung seien zudem ganze Landstriche in Gefahr, überflutet zu werden, sagte Müller. "Wenn der Extremfall eintritt, sind Länder wie Holland oder Bangladesch, die unter dem Meeresspiegel liegen, nicht mehr zu retten." Hamburg und die Nordseeküste wären ebenfalls erheblich betroffen.

Auch die Alpengletscher und Naturwunder wie das Barrier Reef vor der Küste Australiens seien durch den Klimawandel akut gefährdet, sagte WWF-Klimaexpertin Lara Hansen in Brüssel. Steigende Wassertemperaturen zerstörten die Ökosysteme in den Meeren.

Unteressen wurde bekannt, dass sich der UN-Sicherheitsrat am 17. April zum ersten Mal mit den globalen Bedrohungen durch den Klimawandel befassen wird. Die Sitzung wird von der britischen Außenministerin Margaret Beckett geleitet, die die Außenminister der anderen 14 Mitgliedstaaten nach New York eingeladen hat. Großbritannien hat zurzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat inne. (tos)