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Weltmusik kommt aus der Mode

Soraia Vilela27. Oktober 2003

Die Weltmusikmesse Womex war in diesem Jahr (22. bis 26.10.2003) in Sevilla zu Gast. Aber auch in diesem andalusischen Ambiente blieben viele Fragen zur Krise der Musikindustrie unbeantwortet.

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Domizil der Womex 2003:<br> Kongresspalast in SevillaBild: dpa

Geht es eigentlich um "globalisierte Musik" oder lediglich um das Vergnügen für eine politisch korrekte europäische Mittelklasse, die nach dem Unbekannten sehnt? Funktioniert der world music-Markt als eine Art McDonald’s des Exotischen, der verschiedene Gattungen und Kulturen als ein einziges Gericht im selben Topf anbietet? Solche Fragen standen im Mittelpunkt der diesjährigen Womex.

Die Messe für das Genre, das seit 16 Jahren Weltmusik genannt wird, folgte dem Wanderungskonzept (ein Jahr in Deutschland, eins im Ausland) und ging nach Sevilla. Zur Publikumsbindung wurde ein Flamenco-Festival einbezogen - wahrscheinlich auch um zu vermeiden, was in Rotterdam vor zwei Jahren den Veranstaltern vorgeworfen wurde: die lokalen hochwertigen Migranten-Sounds ausgeschlossen zu haben.

Die Mode ist vorbei?

Aber auch die Schönheit Andalusiens konnte die Krise der Musikindustrie nicht vertuschen. Auch mit dem mediterranen Flair als Kulisse schwebte das Thema über Diskussionen und Konferenzen der Messe. Vermutet wird außerdem, dass Weltmusik aus der "Mode" geraten ist. In Deutschland zum Beispiel, sagt Matthias Möbius vom Label Danza y Movimiento, gab es vor mehr als einem Jahrzehnt "ein Meter world music in den großen Musikgeschäften. Einige Jahre später waren es bis zu vier Metern und heute haben wir wieder ein Meter."

Spezialisierte Weltmusikladen, wie es sie etwa in Berlin oder Köln gab, mussten ihre Türen schließen. Ob man lieber andere Lösungen finden sollte, die nur das Internet einbeziehen, wissen die Experten selber nicht so genau. Tatsache ist, dass kein Musiker nur von Downloads seines Produkts überleben kann. Heute wisse man aber nicht, was das ganze für die unabhängigen Labels bedeutet, sagt Möbius: "Die traditionellen Wege funktionieren nicht mehr und es gibt keine genaue neue Perspektive."

Allgemeine Piraterie

Nach neuen Mustern wird auch im Bereich "Urherberrechte" gesucht. Während die Verwertungsgesellschaften in Europa gut funktionieren - wie etwa die GEMA in Deutschland – ist die Situation in Afrika katastrophal, sagt der Norweger Sigbjørn Nedland vom World Music Workshop der European Broadcasting Union (EBU). Dieses Forum von Radioproduzenten, Moderatoren und Reportern setzt sich mit dem Thema "Afrika und Urheberrechte" auseinander, weil es in vielen europäischen Radiosendern afrikanische Musik gespielt wird. Die Urheberrechte "verschwinden" sogar zum Teil, weil es kein gut funktionierendes internationales System der Bezahlung existiert.

Zur Bekämpfung dieser "allgemeinen Piraterie" schlägt Nedland deshalb vor, in Europa Fonds zu schaffen, die dieses "verlorene Geld" sammeln, um Projekte zur Unterstützung der Urheberrechte in Afrika zu finanzieren. Denn, wie heißt es so schön im Womex-Katalog: "Die musikalischen Traditionen sind nicht weniger wertvoll als Regenwälder, aussterbende Tierarten oder schöne Gebäude. Sie sind ein wesentlicher Faktor zum Schutz der Sprachen und Kulturen in Zeiten der Globalisierung."