1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

C02-Ausstoß bleibt stabil

14. November 2016

Eine gute Nachricht nicht nur für die Umwelt: Trotz Wirtschaftswachstums ist der weltweite Ausstoß an Kohlendioxid (CO2)  aus fossilen Brennstoffen das dritte Jahr in Folge kaum gestiegen.

https://p.dw.com/p/2Se0k
China Kohlegrupe in Shanxi
Im chinesischen Shanxi rauchen die Schlote, die C02-Emissionen im Land gingen aber etwas zurückBild: Getty Images/K. Frayer

Das könne möglicherweise Zeichen einer Trendwende gegenüber dem Jahrzehnt vor 2013 sein, in dem die Emissionen jährlich um 2,3 Prozent gestiegen waren, erklärte der Forschungsverbund "Global Carbon Project". Für Jubel sei es aber noch zu früh - es bleibe abzuwarten, ob der Trend anhalte.

Im vergangenen Jahr blieb der Ausstoß an Kohlendioxid nach dem in der Fachzeitschrift "Earth System Science Data" veröffentlichten Bericht weltweit stabil. 2014 wuchs er um 0,7 Prozent. Für das laufende Jahr rechnen die Wissenschaftler mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent.

China verbraucht weniger Kohle

In den vergangenen drei Jahren wurden den Autoren zufolge durchschnittlich jeweils etwa 36,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Die Stabilisierung ist den Wissenschaftlern zufolge vor allem einem geringeren Kohleverbrauch in China zu verdanken, das mit einem Anteil von 29 Prozent weltweit das meiste CO2 in die Atmosphäre pustet.

"Das ist eine große Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel, aber es ist nicht genug", kommentierte Corinne Le Quéré von der britischen Universität von East Anglia, die an der Studie beteiligt war. "Die weltweiten Emissionen müssen jetzt rasch abnehmen, nicht nur aufhören zu wachsen."

In China konnte eine Abnahme im vergangenen Jahr auch tatsächlich verzeichnet werden. Dort sanken 2015 die Emissionen um 0,7 Prozent - nachdem sie ein Jahrzehnt lang um mehr als 5 Prozent jährlich gewachsen waren. Die Autoren werteten das zwar als Hoffnungszeichen, warnten aber vor voreiligen Schlüssen. "Es ist schwer zu sagen, ob die chinesische Verlangsamung auf einen erfolgreichen und reibungslosen Umbau der chinesischen Wirtschaft zurückgeht oder ein Zeichen wirtschaftlicher Instabilität ist", erklärte Co-Autor Glen Peters vom Osloer Forschungszentrum Cicero.

Positive Zahlen auch aus den USA 

Auch in den USA, dem mit einem Anteil von 15 Prozent zweitgrößten CO2-Verschmutzer, sank der Kohleverbrauch, während Öl und Gas zulegten. 2015 fiel der Ausstoß an Treibhausgasen um 2,6 Prozent. Sowohl in den USA als auch in China beiden Ländern erwarten die Forscher einen weiteren Rückgang für das laufende Jahr. Wind, Sonne und Gas seien dabei, Kohle als Stromlieferanten in den USA zu verdrängen, so Peters. Auch die Pläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump, die angeschlagene Kohleindustrie wiederzubeleben, könnten diese Entwicklung möglicherweise nicht stoppen.

Die Europäische Union wiederum, verantwortlich für 10 Prozent des CO2-Ausstoßes, gab nach einer längerfristigen Abnahme im vergangenen Jahr 1,4 Prozent mehr des Treibhausgases ab, was vor allem auf einen erhöhten Verbrauch an Gas zurückzuführen ist. Indien auf Platz vier stieß 2015 sogar 5,2 Prozent mehr CO2 aus, ein etwas geringerer Zuwachs als im Schnitt des vergangenen Jahrzehnts. Die Wissenschaftler gehen angesichts von Indiens Plänen, die heimische Kohleproduktion bis 2020 zu verdoppeln, davon aus, dass der Trend anhält.

Es gibt also bei den aktuellen CO2-Bilanzen Licht und Schatten. Die Forscher betonen dabei einmütig: Auch die ermutigenden Anzeichen reichen nicht aus, um die gefährliche Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Selbst wenn der chinesische CO2-Ausstoß sich stabilisiere, drohten Zuwächse in Entwicklungsländern die Einsparungen in den USA, der EU und anderen Industriestaaten zunichte zu machen, warnte Mit-Autor Peters.

Zudem wurde 2015 so viel CO2 wie nie zuvor in der Atmosphäre gemessen. Denn Weltmeere und Pflanzen als natürliche Speichersysteme (Senken) konnten wegen Hitze und Dürre, die das Wetterphänomen El Niño mit sich gebracht hat, weniger CO2 aufnehmen. Das derzeitige Niveau von 400 ppm (parts per million, Teilchen pro Million) "wird weiter wachsen und den Planeten erwärmen, bis die Emissionen auf nahezu Null gekürzt werden", so die Einschätzung von Wissenschaftlerin Le Quéré.

haz/cr (dpa, rtr)