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Weniger als drei Millionen Arbeitslose

31. Mai 2011

Nur noch 2,96 Millionen Menschen sind in Deutschland offiziell arbeitslos gemeldet - so wenig wie seit sieben Monaten nicht mehr. Aber es kommt noch besser, meinen die Experten.

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Frauen und Kinder gehen in Köln an der Agentur für Arbeit vorbei (Foto. dpa)
Immer weniger Menschen brauchen ArbeitsvermittlerBild: Picture-Alliance/dpa

Die deutsche Wirtschaft brummt, und das wirkt sich immer stärker auf den Arbeitsmarkt aus. Im Mai gab es zum ersten Mal in diesem Jahr weniger als drei Millionen offiziell gemeldete Arbeitslose. Genau waren es 2,96 Millionen registrierte Arbeitslose, damit sind im Vergleich zum letzten Jahr 276.000 Menschen weniger arbeitslos. Vergleicht man die Zahlen mit denen vom April, so ist die Arbeitslosenquote von 7,3 auf 7,0 Prozent gesunken. Somit hat es auch keinen Ansturm osteuropäischer Arbeitnehmer nach der Öffnung der Arbeitsmarktbeschränkungen am 1. Mai gegeben. "Es tröpfelt lediglich ein bisschen", sagte Rainmund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Arbeit.

Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (Foto: AP)
Frank-Jürgen Weise erwartet Arbeitslosenzahlen wie vor 20 JahrenBild: AP

Auch im Rest dieses Jahres wird sich die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt halten, meint die Konjunkturexpertin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Sabine Klinger. "Wir gehen davon aus, dass wir die 2,7 Millionen sehen werden", sagte sie. Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit, rechnet zwar mit 2,8 Millionen Arbeitslosen im Herbst, aber auch mit diesen Zahlen würde man auf die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren zusteuern. Peter Meister von der BHF Bank glaubt, die gute Lage am Arbeitsmarkt werde noch ein Weilchen anhalten. "Die Dynamik dürfte sich aber abschwächen."

Vor allem aber gehe die Sockelarbeitslosigkeit weiter zurück, sagt Klinger. Seit der Ölpreiskrise in den 70er Jahren habe sich zwischen Auf- und Abschwüngen ein immer größerer Sockel von Arbeitslosen aufgebaut. Das war bis 2005 typisch für Deutschland. Erst durch die damaligen Arbeitsmarktreformen wurde dieser Trend durchbrochen. Derzeit liegt die Arbeitslosigkeit bereits wieder unter dem Niveau vor dem Wirtschaftseinbruch 2009.

Kritik an der Qualität der Arbeit

Im BMW-Werk in Leipzig arbeitet ein Monteur an einem Fließband (Foto: dpa)
Bei Firmen beliebt: Leiharbeiter, die man schnell wieder los wirdBild: picture alliance/dpa

Viele Jobs entstehen allerdings immer noch in der Zeit- und Leiharbeit. Im Vergleich zu 2003 hat sich die Zahl der Zeitarbeiter verdreifacht. Inzwischen entsteht fast jeder dritte neue Arbeitsplatz in dieser Branche. Außerdem gibt es immer mehr Menschen, die ausschließlich einen 400-Euro-Job haben, so die Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit. Und die Zahl derjenigen, die die staatliche Arbeitslosenunterstützung Hartz IV aufstocken, ist ebenfalls gestiegen.

Die guten Zahlen bedeuten jedoch nicht, dass es bei den Arbeitsvermittlern weniger zu tun gäbe. Denn es gibt derzeit in Deutschland über eine Million offene Stellen. "Der Arbeitsmarkt ist im Augenblick ein bisschen wie ein Schwamm, wirklich aufnahmefähig", sagte die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen in der ARD. Man müsse diese Situation nutzen, um auch noch diejenigen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, die sich bisher schwergetan hätten oder am Rande stünden. "Wir suchen überall nach Arbeitnehmern", sagte die Ministerin. Die neuen Stellen entstünden somit nicht nur in Form von Zeit- und Leiharbeit. Diese sei als "Brücke in die Arbeit" gedacht.

Folgen der sinkenden Arbeitslosenzahlen

Wer sich weniger Sorge um seinen Arbeitsplatz machen muss, bekommt wieder Lust zu konsumieren. Christian Schulz von der Berenberg Bank meint, "die Arbeitslosenzahlen sind eigentlich so gut, dass der private Konsum den Staffelstab für das Wirtschaftswachstum von Export und Investitionen übernehmen müsste." Allerdings würden sich die Verbraucher beim Kaufen zurückhalten, weil sie sich Sorgen über die Inflation und die Schuldenkrise in Europa machten. Aber nicht nur der Einzelhandel, auch die Steuerkasse des Staates und die Sozialkassen werden sich über stärker sprudelnde Einnahmequellen freuen.

Arbeitsmärkte im EU Raum

Arbeitslose stehen Schlange am Job Center in Alcala de Henares, in der Nähe von Madrid (Foto: EPA)
In Spanien ist jeder fünfte ohne ArbeitBild: picture alliance/dpa

Während der deutsche Arbeitsmarkt floriert, bleibt die Arbeitslosigkeit in den anderen Euro-Ländern unverändert hoch. Im April registrierte das Europäische Statistikamt eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent. Damit waren rund 15,5 Millionen Menschen im Euro-Raum ohne Job. Marginal besser sieht es aus, wenn man die EU-Länder miteinander vergleicht, dort betrug die durchschnittliche Quote 9,4 Prozent. Besser als Deutschland stehen die Niederlande und Österreich mit einer Quote von 4,2 Prozent da. Die meisten Arbeitslosen gibt es Litauen, Lettland und in Spanien. Mit 20,7 Prozent ist dort fast jeder fünfte Erwerbsfähige ohne Job.

Autor: Insa Wrede (rtr, dpa)
Redaktion: Henrik Böhme