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Weniger Arbeitslose als befürchtet

5. Januar 2010

Der deutsche Arbeitsmarkt erweist sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik als vergleichsweise robust. Das zeigen Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit.

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Mann geht an Jobcenter-Plakat vorbei (Archivfoto: dpa)
Der befürchtete Ansturm auf die Jobcenter blieb 2009 ausBild: picture alliance/dpa

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember 2009 um 60.000 auf 3,276 Millionen gestiegen. Das waren 173.500 mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag (05.01.2010) mitteilte. Die Arbeitslosenquote habe von November auf Dezember um 0,2 Punkte auf 7,8 Prozent zugelegt. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen sei die Erwerbslosenzahl im Monatsvergleich saisonbereinigt um 3000 gesunken.

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, gibt am Dienstag (01.12.2009) in Nürnberg (Mittelfranken) auf einer Pressekonferenz die Arbeitsmarktzahlen für November 2009 bekannt. (Archivfoto: dpa)
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, gibt in Nürnberg Arbeitsmarktzahlen bekanntBild: picture-alliance / dpa

Im Jahresdurchschnitt 2009 verzeichnete die BA nach eigenen Angaben 3,423 Millionen Arbeitslose. Dies seien zwar 155.000 mehr als im Jahr 2008. Angesichts der tiefen Rezession sei dies aber ein sehr moderater Anstieg. Dies sei unter anderem der starken Nutzung der Kurzarbeit zu verdanken.

Im Westen waren im Durchschnitt 2,320 Millionen Menschen ohne Beschäftigung (plus 176.000), im Osten 1,103 Millionen (minus 20.000).

BA-Chef zeigt sich zufrieden

Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sagte: "Trotz der tiefen Rezession hat sich der Arbeitsmarkt im Jahr 2009 robust gezeigt." Zwar sei die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Jahr 2008 angestiegen, aber bei weitem nicht so stark wie befürchtet.

Volkswirte warnen vor verzögertem Abschwung

Mann arbeitet an Maschine (Foto: DW-TV)
Maschinenbauer kämpfen mit einer schwierigen AuftragslageBild: DW-TV

Die schwierige Auftragslage in der Auto- und Maschinenbauindustrie ist nach Meinung von Volkswirten ein Hauptgrund für den Anstieg der Arbeitslosenzahl. "Ich glaube, dass sich die konjunkturelle Belebung wieder etwas verlangsamt", zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) den Volkswirt Glenn Marcy von der genossenschaftlichen DZ-Bank. "Die Zuwächse nehmen deutlich ab. Dadurch kommen Firmen auch um einen Stellenabbau nicht mehr herum." Zudem habe der frostige Dezember auf dem Bau, in Gärtnerei-Betrieben und in der Landwirtschaft zu einem saisonalen Stellenabbau geführt.

Nach Prognosen von Bankenvolkswirten steht das Schlimmste erst noch bevor. In einer dpa-Umfrage rechnete die Mehrzahl der befragten Volkswirte für die erste Jahreshälfte 2010 mit stark steigenden Erwerbslosen-Zahlen. "Im neuen Jahr wird sich die Arbeitsmarktlage deutlich verschärfen", prognostiziert etwa Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Danach könnte sich die Lage verbessern. Skeptisch ist dagegen Stephan Bielmeier von der Deutschen Bank. Er rechnet damit, dass der Arbeitsmarkt sich in den kommenden Monaten weiterhin verhältnismäßig moderat entwickeln werde. Schwierig könnte es erst in der zweiten Jahreshälfte 2010 werden. "Wir gehen davon aus, dass dann die konjunkturelle Dynamik nachlässt, weil dann die Notenbanken die Zinsen anheben und Konjunkturprogramme auslaufen".

(Grafik: dw, O.Pock)

Rückblick auf November-Zahlen

Im November hatte der Arbeitsmarkt in Deutschland wie schon in den vorangegangenen vier Monaten den Folgen der Wirtschaftskrise getrotzt. Die Zahl der Jobsuchenden war auf 3.215.000 gesunken. Das waren 13.000 weniger als im Oktober, aber 227.000 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote nahm verglichen mit dem Vormonat um 0,1 Punkte auf 7,6 Prozent ab. Im Vorjahr hatte sie bei 7,1 Prozent gelegen. Saisonbereinigt war die Arbeitslosenzahl in Deutschland im November um 7000 auf 3,422 Millionen gesunken. Der Rückgang der um jahreszeitliche Einflüsse bereinigten Erwerbslosenzahl entfiel ausschließlich auf den Westen, im Osten blieb sie konstant.

Autor: Martin Schrader (mit dpa/rtr)

Redaktion: Oliver Samson