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Ausbildungsmarkt schrumpft

18. März 2009

Fünf bis zehn Prozent weniger Ausbildungsplätze wird die deutsche Wirtschaft voraussichtlich in 2009 bereitstellen. Die demographische Entwicklung aber stellt die Betriebe vor andere Probleme.

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Arbeiter im Maschinenbau (Foto: AP)
Vor allem Maschinenbauer bieten weniger AusbildungsplätzeBild: AP
Die Hände sind nass, die Stimme ist dünn - ein Bewerbungsgespräch kann gerade für Berufseinsteiger zu Tortur werden. Für dieses Jahr haben die meisten Schulabgänger in Deutschland diese Herausforderung bereits hinter sich gebracht. Denn im Mai und Juni unterschreiben die neuen Auszubildenden ihre Verträge. Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) werden es 2009 aber fünf bis zehn Prozent weniger sein als im vergangenen Jahr. Knapp ein Drittel der Betriebe in Deutschland gibt an, weniger Ausbildungsplätze als im Vorjahr anbieten zu können.

Weniger Stellen bei Maschinenbauern und Automobilzulieferern

Auszubildende im Maschinenbau (Foto: DW)

"Wir haben besonders in den Regionen Schwierigkeiten, wo der Maschinenbau stark vertreten ist. Das gleiche gilt für die Automobilzulieferer", sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Die Schwerpunkte liegen in Bayern, in Baden-Württemberg und in Teilen des Ruhrgebietes." Die größten Probleme hätten derzeit die exportierenden Unternehmen. Trotz erster positiver Anzeichen für eine Besserung der Konjunktur litten viele Betriebe noch unter einem starken Rückgang der Aufträge.

"Es gibt schon eine erhebliche Verunsicherung, und daraus ergibt sich dann auch eine Zurückhaltung", erklärt Wansleben. Viele Unternehmen operieren derzeit mit Kurzarbeit und können so noch Entlassung vermeiden. Das gelte aber nicht für die Auszubildenden: "Die haben ja auch bei Kurzarbeit im Betrieb Anspruch auf volle Ausbildung."

Gleiches Angebot bei Banken und Versicherungen

Neben den relativ erwartbaren Ergebnissen förderte die DIHK-Umfrage aber auch eine bemerkenswerte Erkenntnis zutage. Während die Industrie, das Baugewerbe, der Handel oder die Verkehrsbranche deutlich weniger Ausbildungsplätze bereitstellen, bleibt die Situation gerade bei Banken und Versicherungen stabil - obwohl diese Branche die Wirtschaftskrise erst ausgelöst hatte. Wansleben zufolge setzen die Banken und Versicherungen als Lehre aus der Krise nun verstärkt auf den personalintensiven Bereich der Privatkunden. Deshalb sei dort das Angebot annähernd gleich stark geblieben.

Problem mit der Demographie

Trotz der Krisensituation könne in diesem Jahr jedem Jugendlichen ein Ausbildungsplatz angeboten werden, unterstrich der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Denn aufgrund der immer schwächeren Geburtenjahrgänge strömen auch immer weniger Schulabgänger auf den Ausbildungsmarkt: "Demographiebedingt wird die Zahl der Bewerber um mindestens fünf Prozent sinken", sagt Wansleben. Zudem haben die Unternehmen am Ende des letzten Ausbildungsjahres 30.000 Plätze mehr angeboten, als Bewerber vorhanden waren. Daher gebe es noch einen gewissen Puffer.

Der eigentlich negative demographische Effekt, wirkt sich zumindest in der Krise positiv aus. Sollte es aber bald wieder Aufwärts gehen mit der Konjunktur und damit auch mit dem Angebot an Ausbildungsplätzen, werden sich die Betriebe schwer tun, Nachwuchs zu finden.

Autor: Zacharias Zacharakis

Redaktion: Kay-Alexander Scholz