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Klimawandel in den Alpen

Stefan Nestler11. Dezember 2007

Der 11. Dezember ist der "Internationale Tag der Berge". Die Vereinten Nationen wollen damit die Aufmerksamkeit auf die Probleme der Bergregionen der Welt lenken, die zunehmend vom Klimawandel bedroht werden.

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Auf der Zugspitze sollen Matten das Abschmelzen des Schneefernergletschers verhindern, Quelle: AP
Auf der Zugspitze sollen Matten das Abschmelzen des Schneefernergletschers verhindernBild: AP

Der Kilimandscharo, der höchste Berg Afrikas, wird als Folge des Klimawandels voraussichtlich in zehn Jahren eis- und schneefrei sein. Sollte sich die Erderwärmung fortsetzen, drohe dieses Schicksal in der zweiten Hälfte des Jahrtausends auch den Alpen, sagt Professor Rüdiger Glaser, Klimaexperte der Universität Freiburg. "Es wird sicherlich so sein, dass die Gletscher, die jetzt schon zu 50 bis 60 Prozent, teils gar bis zu 90 Prozent, geschmolzen sind, auch zum Teil regional verschwunden sein werden." Im Sommer böten die Alpen dann ein schmutzig-graues Szenario und nicht mehr "dieses schöne ästhetische Bild mit schnee- und gletscherbedeckten Gipfelfluren", so Glaser.

Der Mount Kilimanjaro in Kenia
In zehn Jahren schneefrei: der Mount Kilimanjaro in KeniaBild: Das Fotoarchiv

Doch auch schon jetzt hat der Klimawandel in den Alpen seine Spuren hinterlassen. Es gibt häufiger Felsstürze, Steinschlag und Schlamm- und Gerölllawinen, weil der sogenannte Permafrost nachlässt. Der dauerhaft gefrorene Boden im Untergrund hält die Berge einfach nicht mehr zusammen. Außerdem ziehen sich die Gletscher immer weiter zurück. Und Hochwasser in den Tälern treten nicht mehr wie früher eher gegen Ende, sondern häufig bereits Anfang des Sommers auf. "Langfristig, wenn die Gletscher noch weiter zurück geschmolzen sind, werden die Alpen ihre Funktion als ‚Wasser-Schloss‘ für die Tieflandbereiche zumindest zum Teil verlieren", erklärt Professor Glaser.

Umstellung für Wintersportler

Auch die Wintersportler müssen sich umstellen. Klimaforscher erwarten, dass die Höhe der schneesicheren Regionen von derzeit 1300 Metern bis zur Jahrhundertmitte auf etwa 1600 und bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2000 Meter steigen wird. Das erfordere ein Umdenken der Wintersportorte, meint Michael Pröttel, Vorsitzender der Umweltschutz-Organisation "Mountain wilderness Deutschland": "Es gibt sehr positive Beispiele, gerade auch in den bayrischen Alpen wie etwa im Schlechinger Tal", berichtet Pröttel. Hier seien sich die Bürgermeister bewusst, dass Stammgäste nicht nur wegen des Schnees, sondern wegen der schönen Landschaft kommen. Fackelwanderungen und Kutschenfahrten seien dort Alternativen für die Zeit, in der kein Schnee liegt.

Auf der anderen Seite aber stünden große Skigebiete wie Ischgl oder Sölden, die nach wie vor kurzfristig planten, erklärt Pröttel. "Die sind natürlich extrem darauf angewiesen, ihre Schulden abzuzahlen. Die investieren gerade in Gletscherskigebiete mit hohen Investitionen. Und die werden natürlich an diesem - unserer Meinung nach - alten Wintersportmodell festhalten."

Die Nachteile der Schneekanonen

Der flächendeckende Einsatz von Schneekanonen ist in den Alpen gang und gäbe. "Die heizen den Klimawandel fleißig mit an. Der Energie- und der Wasserverbrauch ist enorm", sagt Pröttel. Diese Maschinen würden rund um die Uhr betrieben, wenn es kalt genug sei. Auch Wildtiere würden durch sie in Mitleidenschaft gezogen.

Sesselbahn vor wenig Schnee
Schneemangel - inzwischen ein Dauerzustand in den AlpenBild: AP

Müssen sich Wintersportler jetzt ein neues Hobby suchen, um sich am Klimawandel nicht mitschuldig zu machen? Das sei letztlich eine Gewissensentscheidung, meint Klimaforscher Rüdiger Glaser. Es müsse ja nicht gleich bedeuten, dass man den Wintersport ganz an den Nagel hänge, erklärt der Experte.

Klimatipps für Touristen

Wer ökologisch verträglich anreist, also seinen Wagen mit Personen voll besetzt oder mit der Bahn zum Skiort fährt, wähle die "etwas mildere Art", so Glaser. Weitere Tipps des Fachmanns: Nicht über schneefreie Stellen "schrubben", Schneekanonen meiden und in die höheren Regionen ausweichen, in denen bereits Lifte vorhanden sind.

Auch Michael Pröttel von "Mountain wilderness" rät den Urlaubern in den Alpen zu umwelt-schonenden Bergsport-Arten: "Wandern boomt extrem und ist gar nicht mehr als Altherrensport angesehen, auch bei Jugendlichen kommt das immer mehr an. Das ist eigentlich die sanfteste und beste Form des Bergtourismus." Mountainbiken sei auch vergleichsweise naturverträglich, wenn man sich auf größere Wege begäbe.