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Wenn Pferd zu Rind wird

14. Februar 2013

Der Lebensmittelskandal um falsch deklariertes Pferdefleisch hat jetzt auch Deutschland erreicht. Die Supermarktkette Real hat in Tiefkühl-Lasagne statt Rindfleisch Pferdefleisch entdeckt.

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Pferdefleisch in der Auslage einer Metzgerei (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wie das Unternehmen in Mönchengladbach mitteilte, wurden in Stichproben in der Lasagne der Real-Eigenmarke TIP "Anteile von Pferdefleisch" gefunden. Real habe das Produkt deshalb aus den Märkten zurückgerufen. "Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand", betonte das Unternehmen. Ebenfalls vorsorglich hatten bereits Edeka und Kaiser's Tengelmann Tiefkühlprodukte aus den Regalen genommen. Ob sie tatsächlich Pferdefleisch enthalten, steht noch nicht fest.

Weitere Überprüfungen 

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur stehen fünf Unternehmen mit meist bundesweiten Filialnetzen auf der Prüfliste der Lebensmittelbehörden. Sie sollen von Zwischenhändlern Fertigprodukte mit möglicherweise falschen Etiketten bezogen haben. Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium teilte mit, die Landesregierung in NRW sei am Dienstag (12.02.2013) durch das EU-Schnellwarnsystem über mögliche Verdachtsfälle informiert worden.

Über einen Zwischenhändler in Luxemburg seien Produkte in größerem Umfang nach Deutschland und Nordrhein-Westfalen geliefert worden, bei denen der Verdacht eines Verstoßes gegen die Kennzeichnungspflicht bestehe.

Fertiggerichte mit Pferd

In den vergangenen Wochen waren in mehreren Ländern der EU Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch oder ausschließlich Pferdefleisch verarbeitet worden war. Betroffen sind unter anderem Großbritannien und Frankreich. Pferdefleisch ist deutlich billiger als Rindfleisch. Die Falschdeklarationen bringen also einen Extragewinn.

EU will Fleischtests

EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg schlug nach einem Krisentreffen mit beroffenen Staaten in Brüssel DNA-Tests für verarbeitetes Rindfleisch in Europa vor. Damit sollen die Behörden herausfinden, ob es sich nicht um falsch deklariertes Pferdefleisch handelt. Über den Vorschlag sollen Experten aus allen 27 EU-Staaten am Freitag entscheiden. Die ersten 2500 Gentests könnten dann im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden Pferdefleisch auf mögliche Rückstände des Medikaments Phenylbutazon untersuchen. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen eingesetzt. Es gilt auch als Doping-Mittel im Pferdesport. Borg forderte ebenso wie Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner eine präzisere Etikettierung von Lebensmitteln. "Es muss in den Produkten drin sein, was drauf steht", sagte Aigner. Als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch sei ein "krasser und schlimmer Fall von Verbrauchertäuschung".

wl/se (dpa, afp, rtr)