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Besondere Dienstreise

4. August 2009

Im russischen Sommer versüßt sich auch Premier Wladimir Putin sein zehnjähriges Amtsjubiläum mit Außenterminen an den schönsten Orten des riesigen Landes. Dabei macht sich der 56-Jährige auch für die Umwelt stark.

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Bild: DW

Ministerpräsident Wladimir Putin ist zwar auch so schon der populärste Politiker Russlands. Doch für eine Extraportion Imagepflege wagte Putin sich am vergangenen Wochenende selbst in die Tiefen des Baikalsees.

U-Boot statt Dienstwagen

In einem Mini-U-Boot ging es für ihn auf den Grund des weltgrößten Süßwassersees in Sibirien. 1400 Meter unter der Wasseroberfläche diagnostizierte Putins geschultes Auge die ökologische Unversehrtheit des See: "Aus ökologischer Sicht ist das Wasser sicher sauber, aber ich würde es eher eine Planktonsuppe nennen", erklärte er durch eine stark verzerrende Funkverbindung den Journalisten an Bord des Mutterschiffs. Das hatten zuvor zwar schon Expertengutachten ergeben. Doch der Premier schaut lieber selbst – inklusive werbewirksamer Fernsehbilder von ihm in Blaumann mit Sonnenbrille.

Drei Stunden tauchte Putin durch die biologische Vielfalt des Baikal-Sees. Wieder an der frischen Luft galt seine Begeisterung zunächst der russischen Technik und erst dann der Natur: Russland müsse seine Umwelt besser schützen.

Einsatz an der Pazifikküste

Putin mit nacktem Oberkörper beim Angeln in Sibirien; Putin, der mit Delfinen schwimmt; Putin, der einen sibirischen Tiger per Betäubungsgewehr erlegt – die Menschen in Russland sind naturnahe Auftritte von ihrem Regierungschef gewöhnt.

Am vergangenen Freitag war es ein Beluga-Wal vor der russischen Pazifik-Insel Schkalow, der sich der besonderen Aufmerksamkeit Putins erfreuen durfte. Da verpasste ihm der Premier persönlich im Neoprenanzug und bester Laune einen Peilsender zu Forschungszwecken. Dann durfte er wieder ziehen. "Sei nicht mehr böse“, gab Putin ihm mit auf den Weg.

Umwelt, natürlich

Doch ganz so ernst scheint es dem Naturfreund Putin mit dem Umweltschutz doch nicht zu sein. Kaum aufgetaucht aus den Fluten des Baikal-Sees regte Putin an, eine große Zellulosefabrik am Ufer des Sees wieder zu eröffnen. Umweltschützer hatten nach hartem Kampf Ende vergangenen Jahres deren Schließung durchsetzen können, da das Werk das Ökosystem des Baikal gefährde. Doch die Fabrik ist der größte Arbeitgeber der Stadt Baikalsk am Südufer des Sees. 2000 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Hinzu kommt, dass am Werk auch die einzige Heizanlage der Stadt hängt. Deshalb fordern selbst Wissenschaftler, die Fabrik noch vor dem Winter wieder in Betrieb zu nehmen: "Der See hat die Aktivität der Fabrik solange überstanden und wird es auch die nächsten acht Monate tun.“ Regierungschef Putin sieht das ähnlich: seiner Meinung nach habe das Werk dem See "praktisch keine ökologischen Schäden“ zugefügt. Davon habe er sich bei seinem Tauchgang selbst überzeugen können.

Also doch alles nur PR? Wahrscheinlich. Denn Russland ist bekannt für seine kurzen Sommer.

Autorin: Susanne Jaworski

Redaktion: Hartmut Lüning