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Wer baut die Mauer made in USA?

Nicolas Martin
4. März 2017

Der Zaun reicht nicht mehr, es muss eine Mauer her: Von Montag an können sich Firmen um den Mammut-Auftrag bewerben. Auch wenn der Nutzen umstritten und das Auftragsvolumen ungewiss ist: Das Interesse ist groß.

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An den meisten Stelle ist die Mauer heute ein ZaunBild: Getty Images/J. Moore

"Niemand baut Mauern besser als ich", hatte sich Donald Trump im Wahlkampf gebrüstet. "Und ich werde sie sehr günstig bauen", versprach der ehemalige Immobilien-Guru. Als Präsident will er seinen knackigen Sprüchen nun Taten folgen lassen.

Vom 6. März an ist das Rennen eröffnet: Unternehmen können auf den Seiten des Heimatschutzministeriums (Homeland Security) ihre Prototypen-Vorschläge einreichen - im April soll der Zuschlag erteilt werden, zwei Jahre später soll das Bauwerk stehen. Je nach Aussage Trumps variiert sie dabei zwischen zehn und 30 Metern. Nur eines steht bereits fest: "Es wird eine Mauer, kein Zaun".

An Bewerbern für das Mammut-Projekt mangelt es nicht. Laut US-Nachrichtensender CNN haben bereits 300 Unternehmen ihr Interesse signalisiert. Doch vor allem die großen internationalen Konzerne halten sich mit klaren Bekenntnissen zurück - sie fürchten, dass eine Assoziierung mit Trumps Abschottungspolitik ihrem Image schaden könnte.

So soll Bernd Scheifele, der Chef des deutschen Unternehmens Heidelberg Cement mehreren Medien zufolge schon einen Tag nach Trumps Wahl signalisiert haben, dass sein Unternehmen "mit Zementwerken in Texas und Arizona" sehr gut auf einen möglichen Mauerbau vorbereitet sei. Auf Nachfrage der DW hieß es in der Heidelberger Zentrale, dass diese Aussage aus dem Zusammenhang gerissen worden sei. Man sei dezentral aufgestellt und die "Prüfung und Entscheidung liegt beim amerikanischen Management", so ein Unternehmenssprecher. Ein Dementi klingt anders.

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Ohne das tägliche Abtragen von Sand würde der Grenzzaun in der kalifornischen Wüste von den Dünen verschüttet Bild: Getty Images/J. Moore

Zement aus Mexiko?

Ähnlich ist die Reaktion beim weltgrößten Baustoffhersteller Lafarge-Holcim. Die Zeitung Handelsblatt zitierte den Chef des Schweizer Konzerns, Eric Olsen. Auf Nachfrage zum Mauerbau sagte dieser, dass sein Unternehmen bei allen entscheidenden Infrastruktur-Projekten der USA mitmachen wolle.

Konkret will man sich in der Zentrale aber nicht äußern. "Ein Interview ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich", heißt es auf Anfrage der DW. Als größter Zementproduzent in den USA prüfe man routinemäßig mögliche Projekte. "Die US-Regierung einschließlich Homeland Security ist ein bestehender Kunde von Lafarge-Holcim", heißt es weiter in der Antwortmail.

Eindeutig distanziert von einer möglichen Bewerbung hat sich bisher nur das Bauunternehmen Hochtief. Pardoxerweise bekennt sich ausgerechnet der mexikanische Global Player Cemex offen zu seinem Interesse. "Wenn uns jemand um einen Kostenvoranschlag bittet, machen wir das gerne", so der Chef des Zementproduzenten, Rogelio Zambrano, in der mexikanischen Zeitung "Reforma".

Unrealistische Kosten

Wachtürme, Scheinwerfer, Bewegungsmelder, Stacheldraht, Infrarotkameras, Drohnen - die Liste für die Ausstattung einer solchen Mauer ist lang. Doch werden vor allem die Kosten bei der Ausschreibung eine Rolle spielen. Nach von Trump zitierten Zahlen dürften die bei zehn Milliarden Dollar liegen.

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Sinnbild der Abschottung - Migranten aus Lateinamerika klettern über die Grenzbefestigung Bild: Getty Images/S.Olson

Analysten des Finanzinstituts Bernstein gehen in einer Studie aus dem Juli von Baukosten zwischen 15 bis 25 Milliarden Dollar aus. Sie rechnen dabei mit einer Mauer von zwölf Metern Höhe. Wegen der heißen Temperaturen in den Wüstengebieten empfehlen die Analysten Zementmodule, wie sie der israelische Staat in den palästinensischen Gebieten einsetzt. Unterhalts- und Betriebskosten sind in der Bernstein-Kalkulation nicht enthalten.

Ein Teil steht schon

Bei der Planung solcher Projekte muss die Regierung nicht bei Null anfangen. Bereits 1994 zog Bill Clinton die ersten Zäune an Westküste hoch. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 forcierte George W. Bush dann den Ausbau. Seitdem ist ein Grenzstreifen mit einer Länge von knapp 1100 Kilometern mit Betonmauer, Stahlstreben oder anderen Hindernissen ausgerüstet. Die bereits existierende Mauer hat laut dem Finanzinstitut Bernstein knapp sieben Milliarden Dollar verschlungen.

Die Kosten von Trumps Mauer müssten aber laut Bernstein darüber liegen - auch weil sich die neuen Teilstücke der Mauer in schwer zugänglichen Gebieten befinden. Trump will zudem das Personal aufstocken. Schon jetzt patrouillieren 21.000 Sicherheitskräfte die Grenze - 5000 Grenzwächter sollen noch dazukommen.

Vielleicht doch eher ein Zaun?

Geht es nach dem US-Präsidenten, dann sollen die Mexikaner selbst für die Grenze bezahlen. Solche Forderungen hat die Regierung von Peña Nieto bereits abgelehnt. Trump erwägt deshalb Extrasteuern - etwa auf Auslandsüberweisungen - mit denen die Mexikaner dann für die Mauer zur Kasse gebeten werden.

Am Ende wird es wohl erst mal der amerikanische Steuerzahler sein, der für das Mammutprojekt aufkommen wird. So hat Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, Ende Januar bestätigt, dass der Kongress die Kosten vorerst übernehmen werde. Ryan sprach damals allerdings in einer TV-Sendung von einer Summe zwischen acht und 14 Milliarden Dollar.

Selbst John Kelly, der Heimatschutzminister sprach vor dem Kongress vorsichtshalber nicht von einer Mauer, sondern von einer physischen Barriere. Aus Trumps "schöner, großer und mächtiger Mauer" könnte also sehr schnell ein Zaun werden. Der US-Präsident würde sicher schnell einen Weg finden, das zu rechtfertigen, hat er doch der US-Stahlindustrie Tausende neue Jobs versprochen.