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Wie reiche Privatschüler AIDS-Waisen eine starke Zukunft schenken

6. Januar 2009

„Jeder hier gibt ihnen das Gefühl, dass sie erwünscht sind und geliebt werden.“ 70 AIDS-Waisen gibt die private Schule St Domenic in Iringa mehr, als sie zu träumen wagen: Unterstützung und die Chance auf eine Zukunft.

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Das tansanische AIDS-Waisenkind Lusekello vor seiner SchuleBild: DW/Thomas Kohlmann
Tansanische Schulkinder in Schuluniform beim Frühstück mit Tee und Brot in einer Halle
Schulfrühstück mit Tee und süßem BrotBild: DW/Thomas Kohlmann

"Ich will ein Waisenhaus bauen und Menschen helfen, die kein Geld haben oder krank sind." Wie eine Utopie mutet der Wunsch der zehnjährigen Aids-Waise Lusekello an. Doch anders als die meisten der 1,5 Millionen Aids-Waisen in Tansania hat der Viertklässler genug Zuversicht, um an sein Ziel zu glauben. Lusekello gehört wie seine Klassenkameradin Monica zu 70 Kindern, deren Eltern an Aid gestorben sind, und die dennoch auf der privaten St. Domenic Savio Primary School im Südwesten Tansanias eine der besten Schulausbildungen der Region erhalten.

Liebe statt Ausgrenzung

Schulkinder in Schuluniform (Erstklässler) in einer Klasse in Tansania Titel: Erstkässler beim Sachkundeunterricht
Erstklässler beim SachkundeunterrichtBild: DW/Thomas Kohlmann

Dies allein grenzt an ein Wunder. Fast noch außergewöhnlicher ist es, wie herzlich und selbstverständlich sie von ihren gut situierten Mitschülern und ihren Lehrern aufgenommen werden. Die Lehrer wissen, dass die Waisen ihre besondere Aufmerksamkeit brauchen - nicht nur als Schüler, sondern vor allem als Kinder. Zwar lernten sie genauso wie alle anderen Kinder: "Es ist nur so, dass sie mehr Liebe brauchen", so Klassenlehrerin Ranjeed Sohal. "Was sie von ihren Eltern nicht bekommen können, das versuchen wir ihnen zu geben."

Außerhalb der Schule können die Kinder der Aids-Toten in Tansania auf wenig Unterstützung bauen, auch wenn sie am wenigsten für die Ausbreitung des Virus können, aber am stärksten darunter leiden.

Das Schweigen brechen

Thomas Kohlmann im Interview mit Pater Aidan
Pater Aidan im Gespräch mit DW-Reporter Thomas KohlmannBild: DW/Thomas Kohlmann

In der Gesellschaft Tansanias wird das Thema HIV/Aids totgeschwiegen. Auch wenn inzwischen schon so viele Menschen an Aids gestorben sind, dass die soziale Stabilität im Land kaum mehr gewährleistet ist. Tansania braucht dringend mehr Zufluchtsorte für seine Aids-Waisen. Zufluchtsorte wie die St. Domenic Schule.

"Eigentlich war alles ganz einfach", erzählt Pater Aidan. Er gründete 500 Kilometer von Daressalam entfernt eine englischsprachige Privatschule mit erstklassigen Lehrern und solider Ausstattung - und ließ sich die gute Schulausbildung von zahlungskräftigen Eltern bezahlen. Der Plan ging auf. Obwohl St. Domenic erst seit rund dreieinhalb Jahren existiert, rangiert die Schule bei den Vergleichstests im Distrikt Iringa bereits ganz oben: Die 4. Klasse belegte im vergangenen Schuljahr den zweiten Platz.

Helfen mit Patenschaften

Tansanische Schulkinder in Schuluniform beim Deutsch-Unterricht
Freiwillige aus NRW unterrichten DeutschBild: DW/Thomas Kohlmann

Mittlerweile genießt St. Domenic ein solch hohes Ansehen, dass immer mehr wohlhabende Familien ihre Kinder auf die Schule schicken. Mit dem Schulgeld, das sie zahlen, unterstützen sie jene Kinder, deren Eltern nie den Besuch einer Privatschule finanzieren könnten – und sie finanzieren die Ausbildung der Aids-Waisen. Zusätzliche Finanzmittel steuert das Bistum Münster bei. Einige Familien aus Münster und Umgebung haben eine Patenschaft für ein Kind aus Iringa übernommen, um bei der Finanzierung von Schulgebühren und Lebensunterhalt zu helfen. Außerdem gibt es etwa ein Dutzend Freiwillige aus Deutschland, die nach ihrem Abitur für ein Jahr in der Schule und bei der Betreuung der Waisen helfen.

Autor: Thomas Kohlmann

Redaktion: Peter Koppen